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Pellets Archivbild © Martina Nöstler

Pellets wieder im Aufwind

Ein Artikel von Günther Jauk | 20.02.2018 - 15:56

Gegenüber 2016 stieg der Kesselabsatz in Österreich im vergangenen Jahr um 18 % auf 5100 Stück (Anlagen bis zu 100 kW) – eine Entwicklung, die sich nach Einschätzung von Branchenkennern 2018 fortsetzen dürfte.

In Deutschland legte die Zahl der verkauften Pelletsfeuerungen um 3,5 % auf 32.300 Stück zu (Kaminöfen und Kessel). Branchenvertreter Martin Bentele vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) ist mit dieser Zuwachsrate aber keineswegs zufrieden. Als Ziel formuliert er 100.000 zusätzliche Einheiten pro Jahr – solange der Pelletsverbrauch mehr von der Witterung beeinflusst wird als vom Kesselzubau, werde man nicht aus der Nische herauskommen.

Wichtiger Italienmarkt

Mit 1,225 Mio. t erreichte die Produktionsmenge 2017 in Österreich einen neuen Höchststand. Gegenüber 2016 legte der Wert um 14,5 % zu. Neben mehr verbrauchten Presslingen im Inland (+9 % auf 980.000 t) war hierfür vor allem der stark wachsende Italienmarkt verantwortlich. 2017 gelangten 590.000 t Pellets (+18 %) über den Brenner.
Als Gründe dafür sieht proPellets-Geschäftsführer Dr. Christian Rakos neben steigenden Bedarfszahlen Veränderungen auf anderen Märkten. Die am Balkan produzierten Mengen wurden zunehmend in den eigenen Ländern verbraucht – zudem kam es 2017 aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse (nasser Waldböden) zu Lieferschwierigkeiten aus dem Baltikum. In Summe exportierte Österreich 665.000 t.
An ausländischen Standorten produzierten heimische Holzindustrien 910.000 t, wovon wiederum 440.000 t nach Österreich importiert wurden. 82.000 t kamen aus Deutschland (Binder, Pfeifer), 190.000 t aus Rumänien (Schweighofer) und 120.000 t aus Tschechien (Mayr-Melnhof). Unterm Strich ergab sich daraus ein Exportüberschuss von 225.000 t.
In Deutschland erzielte die Branche mit 2,25 Mio. t produzierten Presslingen ebenfalls einen Rekordwert. Gegenüber 2016 stieg die Menge um 15,4 %. Der Verbrauch legte gegenüber dem Vorjahr um 5 % auf 2,1 Mio. t zu. 

Platz für weitere Großprojekte

Die Produktionskapazität der 43 österreichischen Standorte liegt bei 1,6 Mio. t. Neu hinzugekommen ist 2017 das Unternehmen Y-Pellets in Gars am Kamp (s. Reportage S. 20). Mit einem angestrebten Jahresausstoß von 50.000 t wäre die Yamuna-Tochter, welche von einem Fonds der britischen Beteiligungsgesellschaft Downing mitfinanziert wurde, einer der größten Produzenten in Niederösterreich. Zudem plant das Unternehmen bereits, einen zweiten Standort in Weitra zu errichten. Anders als in Österreich üblich, verarbeitet das Unternehmen Industrieholz.

Rakos sieht in dieser Verdichtung vor allem in Hinblick auf den wachsenden Exportmarkt kein Problem. Etwas differenzierter sehen dies die Holzkurier-Leser. Auf die Frage der Woche: „Gibt es in der DACH-Region noch Platz für neue, große Pelletsproduktionen“, antworteten 33 % mit „Ja“ und 50 % mit „Nein“.

Aktuell übersteigt die Kapazität die Produktion um 375.000 t. Branchenvertreter orten auch hinsichtlich des Rohstoffes keine Schwierigkeiten. Aus einer Studie der Technischen Universität Wien zum Thema Dekarbonisierung geht hervor, dass der Brennstoffverbrauch trotz einer Vervierfachung der Biomasse-Kesselinstallationen auf jährlich 40.000 Stück bis 2050 geringfügig sinken könnte, wobei sich in diesem Szenario der Pelletsverbrauch verdoppeln und der Stückguteinsatz reduzieren würde. Mehr als die Hälfte der österreichischen Gebäudefläche könnte demnach künftig mit Biomasse beheizt werden.

Laut dem Präsidenten des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Dr. Rudolf Freidhager, würde selbst bei einer derart massiven Forcierung von Biomasse nur etwa ein Drittel des nachhaltig verfügbaren zusätzlichen Bioenergiepotenzials ausgenutzt werden.