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Die Vortragenden des Symposiums (v. li.): Eric Vial, Thomas Siegmund, Konrad Imbach, Franz Titschenbacher © Österreichischer Biomasseverband

Österreichischer Biomasse-Verband

Biomasse für Energiewende

Ein Artikel von Fabian Pöschel | 20.06.2018 - 16:05

„Mit der Klima- und Energiestrategie #mission2030 ist in Österreich ein erster Schritt in Richtung Energiewende gelungen.“ So äußerst sich Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, zu Beginn des Symposiums „Energiestrategie und Bioenergie“. Um die Treibhausgase zu senken, müssen bis 2030 400.000 Ölheizungsanlagen durch erneuerbare Energiesysteme ersetzt werden. Biomasseheizungen, Nahwärmeanlagen oder KWK-Anlagen sind mögliche Alternativen. Eine Energiesimulation der Technischen Universität Wien schlägt in dieselbe Kerbe. Unter dem Titel „Wärmezukunft 2050“ wird prognostiziert, dass es möglich sei, mehr als die Hälfte der Gebäude in Österreich mit Biomasse zu beheizen, ohne dafür mehr Ressourcen zu benötigen. Das Potenzial ist vorhanden – wie dieses genutzt wird, entscheidet sich in den nächsten Monaten. Der Blick zu den europäischen Nachbarn hilft.

Macron macht in Frankreich Hoffnung

„Frankreich ist mit 58 Kernkraftwerken noch stark von der Atomkraft abhängig“, führt Eric Vial, Präsident des Europäischen Pelletsverbandes, aus. Anders als in Österreich, ist die Holzenergie mit einem Anteil von 40 % allerdings der bedeutendste Energieträger der Bioenergien. 

Präsident Emmanuel Macron setzt bei der Erreichung der Klimaziele auf eine CO2-Abgabe, Förderungen und Steuererleichterungen. Mit einem Energiebonus von 50 bis 225 €/J wird demnach besonders auf einkommensschwache Haushalte eingegangen. Beim Umstieg von einer Öl- auf eine Biomasseheizung werden die von Energiearmut betroffenen Haushalte in Form von Energiesparzertifikaten in Höhe von 2000 bis 3000 € gefördert. Darüber hinaus gewährt die französische Regierung allen Haushalten eine Steuererleichterung in Höhe von 30 % bei Investitionen in erneuerbare Heizsysteme. „Mit diesen Förderungsschritten ist es möglich, einkommensschwachen Haushalten zu einer Biomasseheizung um ein Drittel oder weniger des Preises zu verhelfen“, fasst Vial zusammen. Das effektivste Instrument für die Umrüstung sieht Vial in der Erhebung einer CO2-Abgabe. Diese wurde 2018 auf 45 €/t erhöht. Bis 2022 soll sie auf 86 €/t ansteigen, um 2023 einen Level von 100 €/t zu erreichen. 

2022 werden Pellets laut Vial einen Preisvorteil von 62 % gegenüber Heizöl und 44 % gegenüber Erdgas haben. Die zweckgebundene CO2-Abgabe kommt dabei zu drei Vierteln den Arbeitgebern zugute, die einen Steuervorteil für Wettbewerb und Beschäftigung erhalten. Ein Viertel der Steuer wird für die einkommensschwachen Haushalte verwendet. „Damit die Abgabe nicht als Belastung wahrgenommen wird, ist die Kommunikation über die Verwendung und den Nutzen der Steuer sehr wichtig“, erklärt Vial.

Schweizer setzen auf CO2-Abgabe

In der Schweiz wurde per Volksabstimmung ein neues Energiegesetz in Gang gebracht, was seit Jahresbeginn gilt. Die Eidgenossen setzen, ebenso wie die Franzosen, auf eine CO2-Abgabe. In der Schweiz dominieren Heizöl und Erdgas mit etwa 70 % den Wärmemarkt. Konrad Imbach, Präsident der Holzenergie Schweiz, sieht jedoch ein Potenzial von 25 % für die Nutzung von Holzenergie. Seit Januar sind Abgaben für alle fossilen Brennstoffe zu leisten. 

„Die Abgabe verteuert Heizöl oder Erdgas und setzt so Anreize zum sparsamen Verbrauch sowie vermehrten Einsatz CO2-neutraler Energieträger“, berichtet Imbach. Mit 83 €/t CO2 sind die Beiträge zwar hoch, jedoch gelangen zwei Drittel über die Sozialversicherungen an die Bevölkerung (in Form eines Pro-Kopf-Beitrages) und in die Wirtschaft zurück. Dies fördert einkommensschwache Haushalte. Wenn solche wenig fossile Energie verbrauchen, erhalten sie mehr zurück, als sie bezahlen. Das restliche Drittel fließt in Förderprogramme für energetische Sanierungen oder erneuerbare Energien. Eine Erhöhung auf 182 €/t ist für die Schweizer Regierung eine Option, sollten die Emissionen nicht ihre Zielwerte erreichen.

Deutschland verfehlt seine Ziele

Mit der bitteren Erkenntnis, dass Deutschland seine Ziele zur Treibhausgasreduktion bis 2020 deutlich verfehle, eröffnet Thomas Siegmund, stellvertretender Geschäftsführer des deutschen Bundesverbandes Bioenergie, seinen Vortrag. Siegmund kritisiert, dass in Deutschland nur von einer reinen Stromwende gesprochen werde, allerdings der Wärmemarkt, welcher nahezu 50 % ausmache, vernachlässigt werde. Hier sieht er jedoch ein großes Potenzial für Biomasse-Anlagen. Bis 2030 strebt Deutschland einen Anteil von 65 % erneuerbarer Energien an. Hinzu kommen ein Atomkraft-Ausstieg bis 2022 und die Halbierung des Energieverbrauchs bis 2050. Die schrittweise Reduzierung der Kohleverstromung ist beabsichtigt.