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Pelletsmarkt Deutschland

Mit der schwäbischen Hausfrau in die Wärmewende

Ein Artikel von Martin Bentele, DEPV | 10.07.2019 - 11:16

Auf den Märkten unterscheidet man zwischen Unternehmen, welche Pellets als Kohleersatz zur Stromgewinnung einsetzen (primär Großbritannien mit über 7 Mio. t in 2017), und solchen, denen Pellets der Erzeugung von Wärme dienen. Die Strommärkte entfalten wegen der international zunehmenden Bemühungen zur Energiewende (vor allem in Asien) und hierfür benötigten riesigen Mengen in einzelnen Kraftwerken eine deutlich größere Dynamik, die künftig zunimmt. Gespeist wird sie überwiegend mit Pellets aus Nordamerika.

Unterschiedliche Wärmemärkte

Die größten Wärmemärkte, bezogen auf den Pelletsverbrauch, waren 2018 Italien (3,5 Mio. t), Dänemark (2,5 Mio. t) und Deutschland (2,2 Mio. t), die sich in der Nutzungsart allerdings komplett unterscheiden: Während Italien Pellets fast ausschließlich als Sackware in Kaminöfen nutzt und Dänemark damit in Heizkraftwerken Fernwärme erzeugt, bedienen Pellets in Deutschland einen klein strukturierten Heizungsmarkt.

Von Kaminöfen über Einfamilienhäuser bis hin zu größeren Anlagen für Wohnungsbau, Industrie und Gewerbe spielen Pellets ihre Vorteile aus. Hinzu kommen vielfältige Einsatzbereiche zur Prozesswärmeerzeugung, so zum Beispiel zur Lebensmittelherstellung in Bäckereien, Molkereien oder Brauereien.

Herausforderung Wärmewende

Gegenüber dem Stromsektor ist die Energiewende am Wärmemarkt eine größere Herausforderung – mit folgenden Faktoren: Alter, Größe, Nutzungsart, Eigentümer und Siedlungsstruktur mit oder ohne vorhandenen Gas- oder Fernwärmeanschluss. Für diesen Sektor gibt es keine Patentlösung, sondern ein Puzzle aus einzelnen Wärmeerzeugern mit unterschiedlichen Energieträgern und Wärmenetzen die wird die Antwort sein. Dass es hier nicht entscheidend vorangeht, drückt die Zahl 14 % aus, die als Anteil erneuerbarer Energien am Wärmemarkt in Deutschland seit Jahren stagniert.

Pelletsmarkt in Deutschland

Ähnlich ist die Entwicklung am Pelletsmarkt. Dort gibt es zwar einen kontinuierlichen Zuwachs – allerdings auf einem sehr bescheidenen Niveau. Ende 2018 waren es 464.000 Feuerungen, die sich aus 176.500 Kaminöfen, 276.000 Heizungen <50 kW und 12.000 >50 kW Leistung zusammensetzen. Letztere verbrauchen trotz ihrer vergleichsweise geringen Anzahl schon rund ein Drittel aller in Deutschland genutzten Presslinge. Pelletsfeuerungen weisen dabei nicht nur in allen Leistungsgrößen ein breites Einsatzspektrum auf, sondern sind auch in den Varianten Brennwertkessel, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder Kombikessel mit Stückholz verfügbar.

Die diesjährige Marktentwicklung zur Jahresmitte hat sich für alle Holzfeuerungen gegenüber dem Vorjahr um knapp 10 % verbessert. Die Kesselhersteller schätzen, dass sich diese Entwicklung über das Jahr verfestigt. Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) geht davon aus, dass Betriebe und Unternehmen in Deutschland Ende 2019 knapp 500.000 Feuerungen (Kaminöfen und Zentralheizungen) auf Pelletsbasis betreiben werden.

Dabei werden in Deutschland mehr als die hierzulande eingesetzten Presslinge produziert – der langjährige Exportüberschuss belegt dies. 2018 war man mit 2,415 Mio. t weltweit der drittgrößte Pelletsproduzent hinter den USA und Kanada. Die Konstellation, dass ein Land mit einem derart hohen Pelletsbedarf diesen aus eigener Produktion decken kann, gibt es international sonst nicht.

Die produzierte Menge in Deutschland entwickelt sich ebenfalls mit einer kontinuierlich leichten Aufwärtsbewegung. Diese resultiert aus einer höheren Auslastung beziehungsweise dem Ausbau der bestehenden Werke. Es kommen aber auch neue Pelletswerke dazu. Dabei ist aktuell das unter anderem von der Baywa (Bayerische Warenvermittlung) mit einer Jahresproduktion von rund 100.000 t betriebene Werk im oberfränkischen Wunsiedel die größte neue Produktionsstätte.

Der klein strukturierte Wärmemarkt für Pellets in Deutschland verlangt einen hohen Grad an Qualitätssicherung über die gesamte „Kette“. Bei der Pelletsproduktion ist die ENplus-Zertifizierung für nahezu 100 % die Messlatte. Aber auch der Pelletshandel nutzt das Siegel immer stärker, um seine Fachkompetenz beim Kunden zu zeigen. 120 Pelletshändler nehmen dafür einen erhöhten Aufwand bei der Qualitätssicherung in Kauf, zum Beispiel bei Dokumentationspflichten oder Mitarbeiterschulungen.

Ordnungspolitik: Gebäudeenergie und Luftreinhaltung

Für die weitere Entwicklung am deutschen Pelletsmarkt spielen die gesetzlichen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Sie werden in Deutschland im Wesentlichen von ordnungspolitischen Vorgaben und der Förderpolitik geprägt. Für Erstere soll hier exemplarisch das gegenwärtig in der politischen Abstimmung befindliche neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) genannt werden, das die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) vereinen soll. Über die formale Zusammenführung von EnEV und EEWärmeG hinaus sind vom GEG keine ambitionierten zusätzlichen Vorgaben zu erhoffen, die in Gebäuden zu mehr Effizienzmaßnahmen oder zum Einsatz erneuerbarer Energien führen könnten.

Ein wesentlicher ordnungspolitischer Faktor ist auch die Gesetzgebung zur Luftreinhaltung. Faktisch haben Pellets hiermit kein Problem, wie die Statistiken der Schornsteinfegerinnungen belegen. Leider wird die Branche der modernen Holzenergie aber in der Öffentlichkeit wegen der weniger sauberen Holzverfeuerung in einfachen, oftmals veralteten Kaminöfen in Sippenhaft genommen. Statt aber nun den Austausch dieser Öfen gegen moderne, sauberere Holzfeuerungen zu beschleunigen, wird von Immissionsschützern derzeit über eine Verschärfung der Ableitbedingungen ausschließlich für neue Holzfeuerungsanlagen diskutiert. Das Problem soll also über höhere Schornsteine für saubere Neuanlagen gelöst werden, während alte Anlagen unverändert weiterqualmen dürfen. Die Konsequenzen wären leicht absehbar: Wer würde seine alte Anlage schon gegen eine neue, emissionsärmere tauschen, wenn er dann einen überlangen Kamin installieren müsste, für den eventuell auch noch statische Prüfungen vonnöten wären?

Lukrative staatliche Zuschüsse

Den gesetzlichen Vorgaben stehen in Deutschland allerdings hervorragende Förderbedingungen gegenüber. Deren Basis ist das Marktanreizprogramm (MAP) für Anlagen mit einer Leistung von 4 bis 100 kW. Ergänzt werden kann es um verschiedene Landesprogramme bis hin zu kommunalen Förderungen. Dadurch sind auch im Einfamilienhaus nicht selten Fördersummen im hohen vierstelligen Bereich möglich.

Ein Musterbeispiel hierfür ist die Schwabenmetropole Stuttgart, wo Feinstaubdiskussionen an der Tagesordnung sind. Die Stadt Stuttgart selbst betreibt nicht nur über zehn Pelletsheizungen in kommunalen Gebäuden, sondern fördert den Heizungstausch hin zu einer Pelletsheizung in bestimmten Stadtteilen bis 40 kW Leistung mit 5.000 €, die zur Bundesförderung addiert werden können. Nicht umsonst heißt es: „Von den Schwaben kann man Sparen lernen!“, wofür als Symbol die „Schwäbische Hausfrau“ steht. Sie wird in der aktuellen CO2-Einspardiskussion mit Sicherheit ein entscheidendes Wort für die Pelletsheizung mitreden!

Pelletsfachbetriebe des SHK-Handwerks

Bleibt zuletzt die Frage, warum trotz hervorragender Förderverhältnisse nicht mehr Verbraucher die Pelletsheizung auswählen. Man könnte sagen, weil es vor Ort zu wenige „Einflüsterer“ gibt, die ihnen diese guten Nachrichten vermitteln. Wie diese Berufsgruppe aussehen müsste, erkennt man sofort beim Kontakt mit den vom Deutschen Pelletinstitut (DEPI) zum Pelletsfachbetrieb geschulten Heizungsbauern (www.pelletfachbetrieb.de). Sie können den Verbraucher beim Heizungstausch offensiv zur Pelletsfeuerung beraten. Das heißt aber, dass sie von der nachhaltigen Forstwirtschaft über die notwendige (ENplus)-Pelletsqualität bis zur richtigen Lagergestaltung und zu den Förderprogrammen alle Fragen überzeugend beantworten können. Die aktiven Fachbetriebe können das. Leider ist ihr Anteil am gesamten SHK-Handwerk (Sanitär, Heizung, Klima) noch zu gering. Die wichtigsten Hersteller von Pelletsheizungen, die allesamt im DEPV vertreten sind, ändern dies derzeit mit verstärkten Schulungsaktivitäten.