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Das Ende der Konzentration

Ein Artikel von Günther Jauk | 07.03.2017 - 15:25
Beim Betrachten der Brettsperrholz-Weltkarte ist eines klar ersichtlich: Die Produktion folgt dem Bedarf. Dort, wo man gestern BSP-Vorzeigeprojekte realisierte, entstehen heute eigene Produktionsstandorte. Bestes Beispiel dafür ist Australien (s. Link 2). Nach einigen Leuchtturmprojekten, gebaut mit europäischem BSP, startet in Wodonga noch heuer die erste Brettsperrholz-Produktion des Landes (s. Link. 1). Der 60.000 m3-Standort gehört, wie auch die zweite BSP-Fertigung der südlichen Hemisphäre (XLam New Zealand), zur australischen Hyne Timber-Gruppe. Der Baukonzern Lendlease betreibt in Sydney eine Produktionslinie für vorgefertigte BSP-Bauelemente, stellt derzeit aber noch kein eigenes Brettsperrholz her.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Großbritannien. Mit 120.000 m3/J Kapazität geht in Leeds in wenigen Monaten eine der weltweit größten Produktionsstätten in Betrieb. Legal & General betreibt am nordenglischen Standort bereits ein Bearbeitungszentrum für BSP-Rohplatten.
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Globale BSP-Aktivitäten
1Martinsons, Bygdsiljum/SE,  startete vor wenigen Wochen die erste großformatige BSP-Fertigung in Schweden
2CLT Finland Oy eröffnete Mitte Februar das größte BSP-Werk Finnlands
3Mit dem Standort Burgbernheim/DE erweiterte Binderholz seine Produktionskapazität auf 200.000 m³/J
4Hasslacher Norica Timber investiert in eine zweite BSP-Presse und steigert seine Kapazität auf 80.000 m³/J
5Derzeit gibt es in Nordamerika vier industrielle BSP-Fertigungen – mindestens zwei weitere Großprojekte werden bis 2018 realisiert
6Noch heuer startet XLam Australia die erste Produktionslinie Australiens mit 60.000 m³/J Kapazität
7Japan plant, bis 2024 500.000 m³ BSP zu produzieren – aktuell liegt die Kapazität des Landes bei 60.000 m3/J

Zukunftsmarkt Nordeuropa

Großes Potenzial sehen Branchenexperten in Nordeuropa und Frankreich. „In Skandinavien entwickelt sich ein nicht unwesentlicher Markt. Bis 2018 wird sich – besonders in Norwegen – noch einiges tun“, formuliert es Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schickhofer von der Technischen Universität Graz. Maschinenausstatter sprechen von „diversen Anfragen in unterschiedlichen Angebotsphasen“.
Vor wenigen Wochen startete der Leimholzhersteller Martinsons, Bygdsiljum, das erste Werk für großformatiges BSP (16,5 mal 3,1 m) in Schweden. Stora Enso arbeitet an einer Machbarkeitsstudie für ein drittes, 75.000 m3-BSP-Werk in Gruvön/SE – das Ergebnis wird in Kürze erwartet.
In Finnland eröffnete CLT Finland Oy Mitte Februar das größte BSP-Werk des Landes (s. Link 1). Noch weiter östlich gab die russische Segezha-Gruppe im vergangenen Jahr bekannt, ebenfalls in die BSP-Produktion einsteigen zu wollen. Es wäre die erste Fertigung auf russischem Boden.

BSP in der Neuen Welt

In Nordamerika stehen derzeit vier indus-trielle BSP-Fertigungen. Hier sehen Branchenkenner ebenfalls großes Potenzial. „Amerika investiert beträchtliche Summen in die BSP-Forschung – da sind weitere Produktionsstandorte nur eine Frage der Zeit“, analysiert Schickhofer. Mindestens zwei weitere Großprojekte werden bis 2018 in den USA realisiert.

Japan auf Kurs

Bereits 2014 veröffentlichte Japan einen Plan zum Aufbau einer eigenen BSP-Industrie. Demnach möchte das Land der aufgehenden Sonne bis 2024 500.000 m3 Brettsperrholz erzeugen. Mit 60.000 m3 im vergangenen Jahr wurde das erste formulierte Zwischenziel um 10.000 m3 übertroffen. Aktuell befindet sich in Japan das siebte Werk in Bau (s. Link 1).

Heimische Kapazitätserweiterung

Noch konzentriert sich die Fertigung allerdings auf den Alpenraum. 2016 produzierten die DACH-Länder (inklusive Tschechien) rund 550.000 m3. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Plus von 12 %. Und auch hier ist man nicht untätig. Binderholz erweiterte mit einem zweiten BSP-Standort in Burgbernheim/DE seine Kapazität auf 200.000 m3 – Produktionsstart war im Dezember 2016. Stora Enso erreichte „durch das Drehen mehrerer kleiner Schrauben“ eine 15 bis 20 %ige Kapazitätssteigerung in Bad St. Leonhard. Hasslacher Norica Timber investiert in eine zweite Presse und verdoppelt seine Kapazität damit auf 80.000 m3/J. Der Liefertermin ist im Herbst dieses Jahres. Branchenkenner erwarten sich von diesen Erweiterungen allerdings „keinen Aufbau von Überkapazitäten“, sondern lediglich einen „leichten Rückgang der Lieferzeiten in der Hauptsaison“.
Darüber hinaus planen zwei weitere Holzindustrien (eine deutsche und ein österreichische) den Einstieg in die BSP-Branche.

2017: optimistischer Start

Mit der Absatzlage zu Jahresbeginn sind die heimischen Produzenten zufrieden. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt – die Lieferzeit beträgt vier bis sechs Wochen. Der wachsenden Konkurrenz durch lokale Hersteller in potenziellen Exportmärkten sieht man eher gelassen entgegen. Hier werden Argumente, wie die „jahrelange Erfahrung in Produktion und Projektabwicklung“ oder die „Schlagkräftigkeit bei Großprojekten“, ins Treffen geführt. In den kommenden Jahren rechnet man weiterhin mit großen Zuwachsraten.