Forsttag 2018 in Hohenems

Mehr Regionalität im Ländle

Ein Artikel von Robert Spannlang | 01.03.2018 - 14:33
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Thomas Ölz von der LK Vorarlberg konnte in Hohenems knapp 200 Besucher begrüßen © Robert Spannlang

Den „Hölzernen“ in Vorarlberg stieß am alljährlichen Forsttag am 16. Februar in Hohenems bei all den international gepriesenen Holzbauprojekten im eigenen Land eine Tatsache sauer auf: Der Großteil des Holzes, das dort etwa zu Holzhäusern verarbeitet wird, kommt gar nicht aus Vorarlberg.

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Schwärzler, Rüf, Strohmeier, Wirthensohn, Ölz, Moosbrugger (v. li.) © Robert Spannlang

Löchrige Holzkette

„Wir brauchen eine bessere Holzversorgung aus dem eigenen Land“, unterstrich etwa der Sägewerksbesitzer Franz Welte, Feldkirch. Regional eingeschnitten wird vor allem Starkholz – das Schwachholz aus dem Ländle wird aufgrund fehlender Spanerstraßen großteils an die Tiroler Großverarbeiter geliefert. Allein die Mitglieder des Waldverbandes Vorarlberg schickten 2017 knapp 21.000 fm Nadelschwachholz per Bahn zu den Nachbarn auf der anderen Seite des Arlbergs. Auch wurden Begehrlichkeiten nach einer eigenen BSP-Fertigung im Land laut – „womöglich an der Grenze zum Allgäu“, witterte Thomas Ölz, Fachbereichsleiter Forst in der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, wohl eine Chance auf Lieferungen an die deutschen Nachbarn, die in diesem Bereich ebenso eine Marktlücke haben. „Ich kann mir Kreuzlagenholz aus Vorarlberger Gebirgsholz gut vorstellen“, ließ auch Verbandsobmann Josef Moosbrugger seinen hölzernen Fantasien freien Lauf.

Im grenzüberschreitenden Handel mit Nadelschnittholz in der EU sei etwa ein Drittel des Volumens redundant – das heißt, es werde genauso viel importiert wie exportiert, zeigte Philipp Strohmeier vom Regionalitätslabel „Holz von Hier“ anhand einer Grafik. Dies erhöhe natürlich auch den CO2-Ausstoß enorm. „Früher war alles verfügbare Holz aus dem Umland. Im Zeitalter der Globalisierung sollte man in manchen Bereichen wieder zur Regionalität zurück“, erklärte der Deutsche. Er legte seinen Zuhörern daher das in Deutschland schon erprobte Konzept nahe, das sich hinter dem „Holz von Hier“-Zeichen verbirgt. Es sei dies aber eine Produkt-, keine Managementzertifizierung, beeilte er sich hinzuzufügen. Es setze vielmehr auf einem Bewirtschaftungssiegel, wie jenem von PEFC, auf. Erstmals bei einem Holzzertifikat gingen auch Transportwege als Beurteilungskriterien mit ein – je nach Wertschöpfungsniveau unterschiedlich stark. „Holz von Hier“-Schnittholz habe einen geringeren zulässigen Wegeradius als etwa BSP, erklärte Strohmeier an einem Beispiel. Das Zertifikat erlaube daher die grenzüberschreitende Lieferung von Holzbaukomponenten, wenn es in der eigenen Region keinen entsprechenden Hersteller gäbe. Dies veranlasste Landesrat Erich Schwärzler zu der Frage: „Wie kann es Holz von Hier sein, wenn es doch von dort kommt?“

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Das Panel nahm auch Publikumsfragen entgegen © Robert Spannlang

Rundholz-Ebay

Eine überbetriebliche, virtuelle Lagerhaltung wurde längst bei den Telesis-Spindoktoren angedacht. Eine Variante dessen bezeichnete Ölz als „Rundholz-Ebay“. Damit sollten Verarbeiter ihre Holzbeschaffung zeitlich und räumlich besser arrondieren können. „Keiner zahlt mehr für ein Holzprodukt, nur weil das Holz aus Vorarlberg kommt“, merkte ein Tischler in der Diskussion an. „Die Kommunen sind sehr wohl bereit, unter Umständen mehr zu bezahlen“, erwiderte Dietmar Lenz vom Umweltverband. Man müsse sich nur dabei auch manchmal auf neue Wege einlassen: „Denkbar wäre etwa, dass wir nur die Zimmererleistung ausschreiben und das heimische Holz zur Verfügung stellen.“