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Als „Bemessen und Konstruieren im Holz(hoch) bau“ am Programm stand, war der Saal in Garmisch-Partenkirchen zum Bersten voll, nur die Plätze der Vortragenden blieben frei © Günther Jauk

24. Internationales Holzbau-Forum

Es geht noch höher

Ein Artikel von Günther Jauk | 17.12.2018 - 09:42

Eng war es in der vergangenen Woche im Kongresszentrum von Garmisch-Partenkirchen. An drei aufeinanderfolgenden Tagen drängten sich zwischen den hochkarätigen Vorträgen rund 1850 Besucher um die 120 Stände der Aussteller. Auf den Bühnen und im Auditorium fanden sich Handwerker, Ingenieure, Architekten sowie Holzindustrielle und Wissenschaftler. Ein breites Publikumsfeld mit oft unterschiedlichen Interessen, denen die Veranstalter mit drei parallel laufenden Themenblöcken Rechnung trugen.

Digitale Assistenz

Bereits bei der Begrüßung sprach Prof. Dr. h. c. Heinrich Köster von der Technischen Hochschule Rosenheim den demografischen Wandel und den damit einhergehenden Fachkräftemangel als zentrale Herausforderungen der Branche an. Mit den Vortragsreihen „Systemintegration in Logistik und Prozesse“ sowie „Digitalisierung im Handwerk“ lieferte das IHF konkrete Lösungsansätze und futuristische Überlegungen, wie man seine Mitarbeiter künftig noch besser einsetzen kann.

Michael Heil, vom eBusiness-Kompetenz-Zentrum, Kaiserslautern, berichtete von digitalen Assistenzsystemen, die zu den vier Säulen der Digitalisierung im Handwerk zählen. Konkret geht es dabei etwa um kontextsensitive, multimodale Mensch-Technik-Schnittstellen. Dabei erkennt eine Google-Brille beispielsweise eine Maschine und gibt dem Mitarbeiter bestimmte Handlungsmöglichkeiten vor. Das vom Vortragenden als reine „Assistenz und Lernhilfe“ gepriesene System erweckte im Auditorium nicht nur zustimmende Gesichtsausdrücke.

Wie hoch ist hoch genug?

Nicht zu kurz kam in Garmisch natürlich die Präsentation herausragender Gebäude in Holz. Neben internationalen Ingenieurholzobjekten, wie dem Mactan-Cebu International Airport auf den Philippinen oder der Whisky-Destillerie Macallan in Schottland, lag der Fokus auf aktuellen Hochhäusern in Holz. Pirmin Jung berichtete vom Projekt Suurstoffi BF1 Rotkreuz – einem 60 m hohen 15-Geschosser in Hybridbauweise, Rune Abrahamsen vom Bau des 84 m hohen Mjøstårnet in Norwegen. Der 18-Geschosser ist derzeit das höchste Holzhochhaus der Welt.

Im Themenblock „Bemessen und Konstruieren von Holz(hoch)hausbauten“ versuchte man zudem, die Grenzen des mehrgeschossigen Holzbaus auszuloten. Trotz einiger Hindernisse, wie etwa der geringen Masse, Längssteifigkeit oder niedrigen Schubsteifigkeit von Holz, sehen Experten die maximale Höhe insbesondere von Holzhybriden noch lange nicht erreicht. Der oftmals begrenzende Faktor bei derartigen Leuchtturmprojekten ist in der Regel nicht die technische, sondern viel mehr die wirtschaftliche Seite.

Verdiente Ehrungen

Wie bereits in den Jahren davor, durften auch 2018 die Ehrungen von Persönlichkeiten, die sich beispielhaft für das Holz im Bauwesen eingesetzt haben, nicht fehlen. Aus dem Bereich Forschung wurde Prof. Dr. Matti Kairi von der Aalto Universität, Helsinki/FI, geehrt. Kairi alias „Mr. Kerto“ widmete einen Gutteil seiner beruflichen Laufbahn der Entwicklung und Markteinführung von Kerto-Furnierschichtholz. Der hochleistungsfähige Holzwerkstoff ist heute weltweit bei konstruktiven Holzbauten im Einsatz.

Ebenfalls geehrt wurde Werner Ecker. Der Techniker und Zimmermann gilt als einer der Väter der Brettsperrholz-Idee und Gründer das Unternehmens Ligno. Heute steht Lignotrend für konfigurierbare Brettsperrholz-Rippen- und -Kastenelemente.