Österreich

Hölzerne Lernlandschaft für Klagenfurt

Ein Artikel von Birgit Gruber | 22.12.2021 - 10:08
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Die beiden neuen Institutsgebäude markieren den westlichen und den östlichen Rand des Campusgeländes © Snøhetta

Bei Snøhetta arbeiten Kreativköpfe in den Disziplinen Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und Brand Design. Neben seinem Hauptsitz in Oslo hat das Büro auch eine Niederlassung in Innsbruck. Dort beteiligte man sich an einem nicht offenen, einstufigen Realisierungswettbewerb der Bundesimmobiliengesellschaft für einen Neubau am Campus der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt. Mit Erfolg, denn die Jury war von dem Entwurf hellauf begeistert. Der Campus-Masterplan forderte, Altbestand, Neubau und Landschaft bestmöglich zu vereinen. Snøhetta lieferte dafür einen recht innovativen Ansatz: „Sie begnügen sich nicht mit dem Entwurf städtebaulich und architektonisch gelungener Baukörper, sondern entwickeln ein inspirierendes und gleichzeitig forderndes Umfeld für Lehrende und Studierende“, so ein Statement des zwölfköpfigen Preisgerichts.

Sägezahndach mit Photovoltaikelementen

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Der Campus der Uni Klagenfurt bekommt zwei neue Institutsgebäude, die Strom erzeugen und selbst wenig verbrauchen © Snøhetta

Betrachtet man den Entwurf des 11.700 m² großen Gebäudes, stechen sofort zwei markante Details ins Auge: die Wahl des Baustoffes Holz für den dreistöckigen Neubau und das zackige Dach, das gleich zwei Funktionen hat. Es sorgt für tageslichtdurchflutete Innenräume und bietet Platz für eine großflächige Photovoltaikanlage, die Strom für den Unigebrauch erzeugt. Die Architekten sehen den Neubau als „Landschaftsband“, der die Ost-West-Achse – also die Verbindung vom Stadtzentrum zum Wörthersee – verstärkt und verschiedene Aktivitäten und Raumtypologien, wie offene Plätze, Veranstaltungs- und Erholungsräume, ein Amphitheater und Lernräume im Freien, verbindet. Zwei neue Holzbauten markieren deutlich die beiden Seiten der linear organisierten Freiräume, betonen den Hauptzugang zu den bestehenden Gebäuden, verankern den Universitätscampus in der Stadtstruktur und machen ihn von der Straße aus sichtbar. Die Jury würdigte den hohen Innovationsgrad des Entwurfs von Snøhetta, der nicht nur auf eine gelungene städtebauliche Gestaltung und innovative Architektur setzt, sondern auch ein inspirierendes und zugleich anspruchsvolles Lernumfeld entwickelt. Dies lädt letztlich zum intensiven Diskurs über die Frage ein, was eine Universität heute leisten soll und muss.

Großzügige Lernlandschaft im Inneren

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© Snøhetta

Eine großzügige Lernlandschaft erweitert die Campusidee in den Innenraum. Ein geräumiges Treppenhaus, das zur Bibliothek führt, bietet ein imposantes Raumerlebnis mit hohem Aufenthalts- und Kommunikationspotenzial. Unter einem Dach befinden sich verschiedene Institute und Büros sowie offene Lernbereiche und Coworking-Spaces, die den Austausch und Wissenstransfer fördern. „Das gesamte dritte Obergeschoss ist als offene Bürolandschaft konzipiert und entspricht damit den Anforderungen eines modernen Universitätslebens. Die kompakte, aber flexible Anordnung der verschiedenen Nutzungen kann bei Bedarf an zukünftige Bedürfnisse angepasst werden“, erklären die Architekten. Innenhöfe sorgen zusätzlich für eine natürliche Belichtung der Büros. Eine Lamellenfassade schafft Transparenz und schützt vor direkter Sonneneinstrahlung. Die Anordnung der Vertikallamellen variiert in Abhängigkeit von der Sonneneinstrahlung. Die Jury lobt auch die kompakte Bauform, die kurze Wege ermöglicht und ein günstiges Verhältnis zwischen Volumen und Hüllfläche schafft. Das wirke sich positiv auf die Energiebilanz aus. „Ein intelligentes Lüftungssystem und natürliche Belüftung in manchen Teilen des Gebäudes reduzieren den Energieverbrauch zusätzlich um ein Drittel."

Weithin sichtbares Zeichen

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Der dreistöckige Holzbau erhält ein markantes Säbelzahndach mit Photovoltaikanlage © Snøhetta

Die drei Geschosse des vorgeschlagenen Holzbaus orientieren sich an der Höhe der bestehenden Gebäude und verstärken den Eindruck eines Gesamtensembles. Die Positionierung des Neubaus im Osten reagiert auf den diagonalen Zugang zum Campus und schafft einen „Eingangsboulevard“, der zum bestehenden Vorplatz führt. So entsteht ein ikonischer Grundriss in Form eines Parallelogramms. „Die Präsenz der Uni wird geschickt nach außen getragen und mit dem transparenten Neubau neu vermittelt“, urteilt die Jury über die repräsentative Funktion des außergewöhnlichen Baus. Mit einer Fertigstellung wird bis 2028 gerechnet.