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Der erste Hauptsitz einer Schweizer Kantonalbank in Holz  © neue Holzbau AG

Holzbauunternehmen des Jahres 2023

Die Grenzen des Möglichen verschieben

Ein Artikel von Günther Jauk | 29.11.2022 - 11:28

Der Holzbau sei ein Megatrend, der global gesehen erst am Anfang stehe, ist Bruno Abplanalp, Verwaltungsratspräsident der neuen Holzbau AG, überzeugt: „Heute realisieren wir Dimensionen, von denen wir vor 20 Jahren nur geträumt haben – und dieser Trend zu immer großvolumigeren Holzbauprojekten ist weltweit zu beobachten.“

Möglich wurde diese Erfolgsgeschichte nicht zuletzt durch den unermüdlichen Einsatz der neuen Holzbau AG. 1983 gegründet, betreiben die Schweizer seit 22 Jahren ein Labor für angewandte Forschung. Dort entwickelt und testet das Unternehmen immer wieder neue Verbindungsmittel sowie Laub- und Hybridholzträger für den tragenden Holzbau. „Laubholz richtig eingesetzt, eröffnet dem Ingenieurholzbau mit seinen deutlich höheren Zug- und Druckfestigkeiten völlig neue Möglichkeiten. Dieser Hochleistungswerkstoff bringt den Holzbau eminent weiter“, betont Abplanalp. Seinem in Lungern ansässigen Unternehmen gelingt es immer wieder, praxistaugliche Lösungen zu realisieren und damit die Grenzen des Möglichen im Ingenieurholzbau zu verschieben. Diese Erfolge sind die Resultate von jeder Menge Arbeit und viel Idealismus. „Bevor wir beispielsweise Eschenhybridträger für besonders filigrane Tragwerke einsetzen konnten, mussten wir davor Hunderte Bretter prüfen und interne Qualitätsrichtlinien festlegen“, gibt Abplanalp Einblick in die Entwicklungsarbeit seines Unternehmens.

Eingeklebter Stahl

Neben zahlreichen tragenden Laub- und Hybridleimbindern, die das Unternehmen auch im eigenen Werk produziert, entwickelte die neue Holzbau AG in den vergangenen zwei Jahrzehnten ein ganzes Portfolio an leistungsfähigen Verbindungsmitteln auf Basis eingeklebter Gewindestangen. Bei der sogenannten GSA (Gewinde-Stangen-Anker)-Technologie bilden Holz, Harz und Stahl ein Verbindungssystem, wobei die drei Komponenten exakt aufeinander abgestimmt sind. „Ziel ist es, das Holz statisch voll auszunutzen. So können wir möglichst viel Material sparen und filigrane, ästhetische Bauwerke realisieren“, erläutert Abplanalp. Dabei wird die Gewindestange so ausgelegt, dass im Bruchzustand der Stahl (duktil) versagt, damit das spröde Versagen des Holzes oder des Klebstoffes ausgeschlossen bleibt. Zum Einsatz kommt die GSA-Technologie im Ingenieurholzbau bei Fachwerkträgern, Trägerdurchbrüchen, gelenkigen Anschlüssen, Skelettbauknoten, Holz-Beton-Verbunddecken und überall dort, wo große Lasten auftreten. Mittlerweile wird die GSA-Technologie auch als Lizenzsystem Ingenieur-Leimholzunternehmen zur Verfügung gestellt.

Feedback von der Baustelle

Mit seinen Produkt- und Tragwerkslösungen bedient die neue Holzbau AG Holzbaubetriebe. „Wir erarbeiten mit den Holzbauern die jeweils optimale Tragwerkslösung. Dabei übernehmen wir auch die Statik und unterstützen unsere Kunden mit all unserer Erfahrung“, betont Abplanalp und ergänzt, dass man dank dieser engen Zusammenarbeit immer ein sehr gutes Feedback von der Baustelle bekomme. „Wir wachsen mit dem Feedback aus der Praxis – das betrifft unsere Produkte ebenso wie unsere Abläufe und die Montagetechnik. Wir wollen nicht die Größten, aber stets die Besten sein.“

Immer größere Projekte

Als die großen Themen der Zukunft verortet Abplanalp neben der Notwendigkeit einer nachhaltigen, materialsparenden Kreislaufwirtschaft die Weiterentwicklung von komplexen Tragwerken für Holzhochhäuser: „In der Theorie sind Holzhochhäuser heute kein Problem mehr – in der Praxis sieht das anders aus. Wir haben es hier mit ganz anderen Anforderungen zu tun, für die es nicht zuletzt neuer Qualitätsprüfungen bedarf. Noch können wir in Holz nicht alles realisieren, weil uns schlichtweg die Erfahrung fehlt. Junge Ingenieure und Architekten werden in Zukunft allerdings noch deutlich größere Projekte umsetzen und damit die Grenzen des Möglichen immer weiter verschieben. Die neue Holzbau AG wird sie dabei bestmöglich unterstützen.“

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Der erste Hauptsitz einer Schweizer Kantonalbank in Holz © neue Holzbau AG

Die Obwaldner Kantonalbank (OKB) entschied sich beim Neubau ihres Hauptsitzes ganz bewusst für das Baumaterial Holz. Fünfstöckig, 18 m hoch und mit einer Gesamtfläche von 8800 m2. Quadrum – wie man den Neubau auch nennt – besteht primär aus einer Holzkonstruktion mit quadratischem Grundriss. Das Holztragwerk mit einem Rastermaß von 2,8 m ist in Skelettbauweise (Stützen plus Unterzüge) komplett in Eschenholz aus dem Kanton Obwalden erstellt. In den Büroräumen sind sichtbare Holz-Beton-Verbunddecken mit einer Spannweite von 8,4 m eingebaut. Die Verbunddecken bestehen aus Holzrippen (hybriden Verbundträgern aus Esche und Fichte) und einem Überzug aus Beton. Dabei kam die GSA-Technologie als Verbindungsmittel zum Einsatz.

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Bibliothek Magdalene College, Cambridge © neue Holzbau AG

Die neue Bibliothek des Magdalene College in Cambridge ist die Gewinnerin des RIBA Stirling Prize 2022.
Das detailreiche Gebäude bietet den Studenten des 700 Jahre alten Colleges eine neue Bibliothek, die rund um die Uhr geöffnet ist, sowie ein Archiv und eine Kunstgalerie. Níall McLaughlin
Architects hat es geschafft, mit nachhaltigen Materialien und Designelementen das Magdalene College in Cambridge zu einer preisgekrönten Einrichtung zu machen. Die nH International AG, Lungern, durfte bei der Projektentwicklung der primären Tragstruktur (innen Fichten-, außen in der Fassade Eichenholz) unterstützend mitwirken und das Primärtragwerk liefern.

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Bergbahnstation klein Matterhorn © neue Holzbau AG

Bis zu 17 m lange Daueranker fixieren die Bergbahnstation auf der Westseite des Klein Matterhorns. Die bis zu 1,6 m hohen Brettschichtholz-Träger sind Windgeschwindigkeiten bis zu 250 km/h wie auch einer Schnee- und Lawinenlast bis zu 6 t/m2 gewachsen.
Die großen Schnittkräfte an die Verbindungen wurden mit der GSA-Technologie gelöst. Wichtig war hier vor allem der rasche Montageablauf infolge der Wetterkapriolen und des Termindrucks.
Die neue Holzbau AG lieferte das ganze primäre Tragwerk.