Konjunkturumfrage Holzbau

Rückblick auf ein gutes, aber turbulentes Jahr 2022

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 01.02.2023 - 16:30

Die Holzkurier-Konjunkturumfrage unter den Holzbauern zeigt, dass die Auftragslage im vergangenen Jahr großteils als „gut“ bewertet wurde. Nach einem etwas schleppenden Start 2022 berichteten zur Jahreshälfte mehr als 90 % der Holzbauer von einer guten Auftragslage im vorangegangenen Quartal. In keinem der vergangenen vier Jahre wurde ein besseres Ergebnis erzielt.

Steigende Preise und vor allem der Auftragsrückgang im privaten Sektor trübten jedoch seit dem Sommer den Blick durch die hölzerne Baubrille zunehmend. Dies verdeutlicht der konstant steigende Anteil jener, die eine Verschlechterung der Auftragslage im kommenden Quartal erwarteten. Aufgrund der europäischen Krisenherde und der höchsten Inflationsrate seit den 1970er-Jahren, die vor allem auch auf die Baubranche maßgeblichen Einfluss hatte, scheint dies wenig verwunderlich. Trotz der sich zum 4. Quartal 2023 wieder beruhigenden Zahlen gehen weiterhin 28 % der Holzbauer von schlechter werdenden Entwicklungen und nur 8 % von einer Verbesserung aus.

Tiefpunkt bei Häuslbauer scheint überwunden

Der Ein- und Zweifamilienhausbau bleiben weiterhin die Sorgenkinder der Holzbauer. Doch es scheint Licht am Ende des Tunnels: Obwohl weiterhin nur 4 % der Umfrageteilnehmer an eine Verbesserung der aktuellen Situation glauben, sinkt zum ersten Mal seit über einem Jahr die Zahl derer (77 %), die weitere Verschlechterungen der Auftragslage befürchten. Zum Vergleich: In den vergangenen beiden Jahren lag jene Quote zum selben Zeitpunkt jeweils im Bereich von 10 beziehungsweise 20 %. Nahezu gleichbleibend präsentiert sich die Situation beim mehrgeschossigen Holzbau und im Bereich von Sanierungen, Zubauten und Aufstockungen. Die Zahl der Optimisten geht jedoch auch hier zurück. Rechnete im 3. Quartal noch jeder zweite Holzbauer mit einer steigenden Auftragszahl bei den Renovierungen und Anbauten, sind es zum Jahresende nur noch 43 %. Die Hälfte prognostiziert ein erstes Halbjahr 2023 ohne große Veränderungen in der Auftragslage.

Die große Sorge mit dem Personal

Fragt man die Holzbauer nach ihren größten Herausforderungen und Engpässen, so kommt nahezu niemand daran vorbei, die omnipräsente Personalnot anzusprechen. Fehlende Fachkräfte limitieren viele Holzbauer in ihrer Auftragsannahme. Leasingpersonal und die Ablehnung kleiner, unbeliebter Projekte sind laut Aussagen der Umfrageteilnehmer oftmals die Folgen. Wie sich die Lage 2023 angesichts teils sinkender Auftragseingänge zeigen wird, bleibt abzuwarten.

Achterbahnfahrt der Preise

Der größte Aufreger 2022 unter den Holzbauern war mit Sicherheit der rasante Preisanstieg der Bauprodukte, begleitet von teils großen Schwankungsbreiten und daraus resultierender fehlender Planungssicherheit. Die Prognose nach dem 1. Quartal 2022 von 78 % der Holzbauer, die davon ausgingen, dass die Preise steigen werden, ist eingetroffen. Etliche Unternehmer beklagten in der Umfrage die oft unkontrollierte Preispolitik der vergangenen Monate. Unabhängig vom Niveau ist Stabilität wohl eine der zentralen Forderungen für das jüngst angebrochene Jahr 2023.

Aktuell größte Herausforderungen*

  • Die Berücksichtigung von noch nicht bekannten Kollektivanpassungen und Rohstoffpreisschwankungen in den Kalkulationen führt zu einer Erhöhung der Stundensätze. Ein faires und transparentes Angebot zu erstellen, ist somit schwierig. 
  • Kreditvergabe, zu hohe Energiekosten
  • Nachlassende Nachfrage, Werbung
  • Die Personalknappheit beschränkt möglicherweise die Auftragsannahmen. Energie! Laufende Investitionen in den letzten vier Jahren in Energiesparmaßnahmen beziehungsweise Anschaffung von Photovoltaikanlagen inklusive Speichern. 
  • Mitarbeiter finden
  • Brandschutz; MBO-Projektverschiebungen; Lagermöglichkeiten werden knapp.
  • Personalknappheit: Kleine Aufträge oder unattraktive Arbeiten werden nicht angenommen. 
  • Fehlende Preisstabilität
  • Abwicklung hat aufgrund der vollen Auftragsbücher gut zu tun. Der Vertrieb,der überwiegend über freie Handelsvertreter erfolgt, wird nach einem schlechten zweiten Halbjahr zu Recht nervös. Fehlende Auftragseingänge führen hier zu massiven Einkommenseinbußen. Vertriebsmitarbeiter orientieren sich bereits anderwärtig. 
  • Fachkräftemangel und Nachfragerückgang (Mehrfachnennungen)
  • Unkontrollierte Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Professionistenleistungen
  • Höhenflug der Materialien. Unverschämt große Preisschwankungen von bis zu 180 % innerhalb von sechs Monaten von der Holzindustrie! Hier wird sich auf Kosten der Handwerker und Endkunden eine goldene Nase verdient. Wir versuchen, im Ausland zuverlässige Lieferfirmen zu bekommen. Betretungsverbot für unsere Produktionsstätte von österreichischen Holzlieferanten. 
  • Die gestiegenen Preise unserer Materialien. Die geringe Kaufkraft der Kunden und der dadurch bedingte Rückgang von Bauprojekten und Investitionen, die letztlich alle Branchen betreffen. Ich versuche, meinen Kunden preisgünstige Alternativen anzubieten, damit es für sie leistbar bleibt.
  • Nach wie vor instabile Preisentwicklung am Rohstoff- und Beschaffungssektor. Fokus auf Beschaffung und Supply-Chain-Management.
  • Personal fehlt! Müssen bereits mit Leasing aufstocken. Wir hoffen auf eine Stabilisierung des Holzpreises. 
  • Unfähige Regierung, Lohnkosten sowie Material- und Energiepreise. Man versucht, Mehrkosten zu kompensieren – wir werden aber den Endkunden einiges aufrechnen müssen, was wiederum die Wirtschaft bremst. Danke an unsere Regierung, die uns mit allen ihren verfügbaren Mitteln an die Wand fährt und uns zum Zusperren zwingt.
  • Die Preisentwicklung macht uns zu schaffen. Wir versuchen, in der kurzfristigen Auftragserfassung Fuß zu fassen. 
  • Bauherren knausern. Geld wird knapp. 
  • Materialpreise schwanken stark. 
  • Fehlenden Ausschreibungen
  • Planung von Terminen und Angebotslegung wegen ständiger Preiserhöhung und Lieferschwierigkeiten von Kleinmaterial

* Zitate aus der Konjunkturumfrage „Holzbau“ (ohne redaktionelle Bearbeitung)