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Archivbild © Martina Nöstler

BSP-Marktanalyse

BSP-Wachstum ohne Grenzen?

Ein Artikel von Gerd Ebner | 12.06.2017 - 17:10

Außerdem warten zwei deutsche Leimholzunternehmen nur noch auf die Genehmigungen, ihre Anlagen aufbauen zu können.
Wachstumsraten von 15% pro Jahr locken nun endgültig weitere Unternehmer, in dieses Produkt einzusteigen.


Technisches Büro nötig
Warum es im Fall von Pfeifer Holz vom Nachdenken bis zum Entschluss bis zu sieben Jahren dauerte, ist mit dem komplexen Vertrieb zu erklären: Es muss im Haus oder zumindest bei den Schlüsselkunden ein technisches Büro geben. Marktführer Binderholz beschäftigt alleine über 50 Ingenieure. Plaudern die etablierten BSP-Produzenten aus dem Nähkästchen, so wird eingestanden, dass man mitunter Bauobjekte selber akquirieren muss, um einen BSP-Abschluss zu tätigen. Das war in den Pionierjahren Ende der 1990er-Jahre auch nicht anders.


Personal vom Mitbewerber
Newcomer haben weder die Vertriebsmitarbeiter noch die Techniker – beides holt man in der Regel vom Mitbewerb (Anmerkung: Eine aktuelle Personalrochade zwischen zwei österreichsche Großproduzenten zeigt, dass das nicht nur Newcomer betrifft).
Der günstigste Neustart dürfte Binderholz in Burgbernheim gelungen sein, wo man Vakuumpressen installierte und einen Gutteil der nötigen Infrastruktur (Absaugung, Trockenkammern etc.) schon vorfand. Ein einstelliger Millionenbetrag sollte gereicht haben. Die meisten Kubikmeter je eingesetzten Euro hat Hasslacher Norica Timber erzielt, indem man für einen „geringen“ Millionenbetrag die Produktion in Stall nahezu verdoppelte.
Baut man industriell auf der grünen Wiese und nimmt dafür rund 30 Mio. € in die Hand, hat man im Vollbetrieb 100.000 m³/J zur Verfügung. Pfeifer Holz wird damit aus dem Stand zum fünftgrößten Produzenten Europas.


Vertriebsunterschiede
Die aktuelle Nummer 1 und Nummer 2 in Europa (s. Download) unterscheiden sich im Vertrieb dadurch, wo sie die technische Manpower einsetzen: Binderholz beschäftigt sie selber, Stora Enso hat auch eigene, doch die meisten Techniker arbeiten bei den Schlüsselkunden. So oder so: Wie bei keinem anderen Holzbauprodukt gibt es eine intensive (digitale) Verschränkung von Kunden und Produzenten. Ist das einmal eingespielt, werden die Kunden nicht so einfach zu einem anderen Anbieter wechseln. Das ist eine weitere Eintrittshürde.
2016 war ein Boomjahr, weil es unter anderem die Sonderkonjunktur „Flüchtlingsbauten in Deutschland“ gab. So schön eine Bibliothek in Melbourne für das Produktimage ist – die Produzenten leben eher vom kommunalen Bau und der Menge der Einfamilienbauten im deutschsprachigen Raum. Der Lieferauftrag für das 24-geschossige Holzhochhaus HoHo in Wien wird wohl auch weniger wegen des Deckungsbeitrags als des Prestiges von den Zulieferern gemacht.


Selbst im Boomjahr gab es kurzfristigen Käufermarkt
Vorsichtige erinnern daran, dass es auch in den vergangenen beiden Jahren speziell zu Jahresbeginn immer noch einen mehrwöchigen Käufermarkt gibt. In der ruhigen Zeit am Bau lässt der Bedarf merklich nach.
„Wir werben mit schneller Bauzeit. Dann entscheiden sich Architekten und Bauherren für uns – und wir können nicht liefern“, auch so stellt sich derzeit die Situation dar. Lieferzeiten von zehn Wochen und länger sind keine Seltenheit. Anders als im Vorjahr gelang es den Produzenten heuer, zumindest die Preise anzuheben.


BSP-Monteure ausbilden
Weitere BSP-Großbauten kommen: Schweden, Spanien, Italien. Dorthin liefern die Produzenten mit den Platten Know-how-Träger. Diese Supervisors sorgen dafür, dass jeder Arbeiter nach einer Einarbeitungszeit zu einem BSP-Monteur wird. „Anders wäre das Marktwachstum gar nicht möglich“, gesteht einer.
Im deutschsprachigen Raum nimmt der Anspruch an die Vorfertigung beim Produzenten ständig zu. „Nach dem Zuschnitt und dem Schleifen sind wir schon bei den nötigen Bohrungen“, erfährt man. In Deutschland, Österreich und der Schweiz beherrschen die Holzbaumeister solche Arbeits-
schritte. Trotzdem ordern sie fixfertige Elemente – der höhere Vorfertigungsgrad nützt letztlich insbesondere dem bauausführenden Handwerker. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Fenster und Türen bereits im Werk eingebaut werden.
Gerade der Abbund ist der Leistungsbegrenzer in der Produktion. Die größten Hersteller haben über zehn Abbundanlagen in Betrieb – auch weil Teile mehrere Stunden bearbeitet werden. Hier wird sich noch einiges tun. Weitere Abbundmaschinenanbieter waren schon auf der Ligna präsent.
Jeder ist anders
Bei Plattenformaten, -aufbauten, Verleimarten und Produktionstechniken herrscht eine Vielfalt, die ebenfalls an die Anfänge des Produkts erinnert – allen Standardisierungsbemühungen zum Trotz.

Sehen Sie hier die Tabelle der europäischen BSP-Produktionsentwicklung bis 202 (als pdf).