Bundesgremialsitzung Holzhandel

Es geht uns gut!

Ein Artikel von Gerd Ebner | 18.10.2017 - 07:12

„Es geht uns gut“, skizzieren derzeit ostösterreichische Holzhändler ihre Absatzlagen. Seit Anfang 2016 gibt es einen soliden, stabilen Aufschwung, der „noch ein paar Jahre anhalten wird“. Die Lieferzeiten für Bauprodukte sorgen außerdem dafür, dass sich Lagerhaltung erstmals seit Längerem wieder in Deckungsbeitrags-Steigerungen auswirkt. Die Umsätze ziehen an und das Zahlungsverhalten bessere sich, wurde zur positiven Abrundung am 13. Oktober auf der Bundesgremialsitzung des Holzhandels in Edelbach erwähnt.

Im Westen nichts Neues

„Wir haben eine durchgehende Supersituation. Speziell im gewerblichen Bereich wird viel in Holz gebaut. Es kommen auch immer mehr Aufstockungen in Holz“, hieß es aus Westösterreich.

Die Binnenkonjunktur Österreichs wurde einhellig gelobt: „Es schaut sehr gut aus für 2018.“

Eichenmarkt ändert sich

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Brechen die Preisspitzen bei Eiche und Zirbe?
Die Holzhändler erwarten eine baldige Preisnormalisierung © Martina Nöstler

Der Eichenhype führte laut der Holzhändlerrunde dazu, dass 2016/17 sehr viel frische Ware eingekauft wurde. „Die kommt jetzt trocken auf den Markt und könnte zu einem vermehrten Angebot führen.“ Das Nachfrageverhalten hat sich zuletzt in Mitteleuropa geändert: weg von rustikaler Eiche hin zu Topware. Selbst in China gebe es rustikale Ware en masse – „dort sucht man nun verstärkt Topware“. Der Eichenbedarf werde kurzfristig nicht weniger werden. Die Sortierungen werden sich aber in Richtung der bekannten Holzhandelsusancen verschieben: Fehler reduzieren den Preis.

Eichen-Ausfuhrverbot und die Folgen

Das Ausfuhrverbot Kroatiens für Eichen-Holz hat sich bereits verknappend ausgewirkt. Der Hintergrund: In den kommenden zwei Jahren darf wegen der Eichennetzwanzen (Corythucha arcuata) weder Eichen-Rundholz noch -Rohholz ausgeführt werden. Die dafür erforderliche <20 % Holzfeuchte bei Rohware sei wegen geringer Trocknungskapazitäten eine echte Hürde für die kroatischen Verarbeiter, überhaupt noch exportieren zu können. Zumindest für Schnittholz (auch frisches) könnte das Exportverbot aufgehoben werden, vermutete die Händlerrunde. Bei Rundholz wären verpflichtende Begasungen denkbar.

Zirbe – Preisspitzen gebrochen

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© Martina Nöstler

Bei der Zirbe erkannte man in der Runde, „dass der Preiswahnsinn wohl gebrochen wurde“. In spätestens einem halben Jahr erwartet man eine deutliche Preiskorrektur nach unten.

Osteuropa im mehrjährigen Hoch

Händler, die in Osteuropa aktiv sind, wiesen auf den dortigen enormen Aufholbedarf hin. Die Volkswirtschaften legten alle zu, entsprechend gut laufen die Geschäfte. Hier lautete ebenfalls die Vorhersage: Es wird noch einige Jahre so weitergehen. Eine Arbeitslosenrate gegen null macht es umgekehrt schwer, gute Leute zu finden.

OSB-Desaster im Sommer

Die Holzhändler beklagten, dass im Holzwerkstoff-Bereich wegen zu geringen Angebots Marktchancen vergeben wurden. Schon bevor im Sommer ein Brand eine OSB-Produktion lahmlegte, gab es einen reinen Verkäufermarkt. Die Ware war kontingentiert. „Auf Lieferzeiten ist niemand mehr eingestellt – weder der Kunde noch der Händler. Wer zu diesem Zeitpunkt helfen konnte, war ein echter Problemlöser“, skizzierte ein Händler ein Branchenplus. Die Lieferzeiten stiegen selbst bei beschichteten Rohspanplatten auf zweistellige Wochenwerte. „Unglaublich – das gab es überhaupt noch nie.“
Vielleicht auch wegen der Holzwerkstoff-Schwierigkeiten: Die Tischler setzen heuer wieder mehr auf Massivholz. In dieser Sparte gibt es ebenfalls Steigerungen.

Starke Rundholzpreis-Absenkungen

Rundholzseitig wurde noch einmal der über Nacht erfolgte Marktwechsel von Unter- zu Überversorgung erwähnt. Jetzt seien die Mengen überwiegend wieder aufgearbeitet. Was bleibe, sei die Sorge: „Wie motivieren wir die Waldbesitzer, wieder Frischholz zu machen?“ Bei Cx-Holz seien die Preise um 25 % reduziert worden. Das habe die Waldbesitzer nun verschnupft zurückgelassen. „Die wetzen teilweise die Messer. Im Winter könnte es die Retourkutsche geben.“

Der Fi/Ta-Preis hätte sich binnen wenigen Tagen um 10 bis 15 €/fm reduziert, um jetzt 5 bis 10 €/fm unter den Junipreisen zu notieren. „Kiefer leidet preislich mit der Fichte. Aber die riesigen Schadholzmengen sind seit zwei, drei Wochen aufgearbeitet.“

Buchen preislich stabil, Esche unter Druck

Die Buchenpreisänderung erwarten die Händler in der kommenden Einkaufssaison bei „plus, minus null“. Der Eschenpreis könnte weiter sinken – auch, weil viele Kommunen übervorsichtig Eschen einschneiden. Als Spezialproblem gibt es in Österreich einen Brennholzmangel. Da die Baumärkte immer weniger osteuropäische Ware erhalten, wird versucht, dieses Manko in Österreich zu decken – die Preise seien hier aber deutlich höher.

Italiens Zahlungen normalisieren

Die Exporthändler sehen Italien im Aufschwung. Das wäre aus ihrer Sicht nun Gelegenheit, auf die exakte Einhaltung des Zahlungsziels von 60 Tagen zu pochen. Durch die Konsolidierung bei den Importeuren seien nun die fitteren Unternehmen verblieben. Deren Kalkulationen seien mitunter härter, was zulasten der Deckungsbeiträge der Exporteure gehen könne.

Kein Händlertreffen ohne Klagen über die gegenwärtige Transportsituation. In Richtung Italien fehlen Lkw und Bahnwaggons. Überdies seien die ÖBB-Preise nicht marktkonform, beklagten die Holzhändler. Der Teufelskreis: „Immer mehr Ware kommt auf Lkw. Daher wartet man zwei bis drei Wochen darauf“, wurde angeführt. Die Lkw-Frachten hätten sich etwa in Richtung Italien um bis zu 50 € erhöht. „Bei Seitenware sind das 2 €/m3. Das lässt sich kalkulatorisch nicht unterbringen.“

Baumärkte fischen im Fachhandelsteich

Was die Händlerfreude trübt, ist in gewissen Bereichen (Boden/Türen) der Trend zu „Geiz ist geil“. Türen greift kein Tischler mehr an. Das sei ein reines Rabattgeschäft. Außerdem bieten Bauhäuser immer häufiger Dienstleistungen an und umwerben massiv Profikunden. Die Tischler lagern auch immer mehr Bearbeitungen aus – auch in den Fachhandel. Zuschneiden, Bohren, Bekanten wurden erwähnt.