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Tom Schäbinger, CEO der Pfleiderer Group © Pfleiderer Group/APA-Fotoservice/Juhasz

Pfleiderer group

In Richtung 18% EBITDA-Marge

Ein Artikel von Gerd Ebner | 30.05.2018 - 13:34

Österreichische Vorbilder

Dass die deutsch-polnische Aktiengesellschaft erstmals überhaupt in Wien eine Pressekonferenz abhielt, hat weniger nur mit der Herkunft Schäbingers zu tun als mit potenziellen Aktienzeichnern und einer Hebung des Marktanteils in Österreich. Ein anderer Beweggrund: Die beiden österreichischen Familiendynastien Egger und Kaindl sind hinsichtlich der Rentabilität und Marktperformance Vorbilder für Schäbinger.

Von Egger sind die Zahlen bekannt: fast 19 % EBITDA-Marge. Um das zu erzielen, wurde Pfleiderer intern umgebaut: Von sechs wurde auf vier Vorstände reduziert. Alle damaligen Vorstände wurden 2017 ausgetauscht. Mit den neuen kamen die „Erfahrung aus Blue Chip-Unternehmen zu Pfleiderer“ und neue Ideen. So wurde in Neumarkt die Altholzaufbereitung mit einem einzigartigen X-Ray-Konzept umgebaut.

Investition rechnet sich in zwei Jahren

Noch mehr gefällt ihm, dass sich das 9,8 Mio. €-Investment in nicht einmal zwei Jahren rechnen werde (EBITDA-Auswirkung pro Jahr: 5 Mio. €). Pfleiderer kann also verstärkt Alt- anstatt Frischholz einsetzen. Das zweite Großinvestment: In Leutkirch wurde Ende Januar die mit 165 m größte Hotcoating-Anlage der Welt in Betrieb genommen (der Holzkurier berichtete). In Summe werden in Leutkirch 33 Mio. € investiert. Der EBITDA-Effekt wird mit 18 Mio. €/J beziffert. Die hier erzeugte, hochwertige Mehrschichtlackierung ebnet den Weg zum Plattenpremium-Segment. „Lieber statten wir Kreuzfahrtschiffe als banale Mitnahmemöbel aus“, formulierte es Schäbinger in Wien. „Wir wollen Weltmeister bei den sexy Produkten sein und nicht der Rohspanplatte.“ „Das Architektenecho gibt uns bereits recht“, ergänzt Kommunikationschef Stefan Göldner. Schon 2017 waren 63 % der Produktion „value added“. Dieses In-die-Nische-Reinknien dürfte Schäbinger vom früheren Arbeitgeber Unilever mitgenommen haben.

75 Mio. €-Investition 2018

75 Mio. € werden heuer investiert. „Das ist angesichts unseres Umsatzes sehr aggressiv“, so Schäbinger. „Doch diese Investitionen rechnen sich einfach sehr schnell. Es wäre blöd, sie nicht zu machen.“

Vor zehn Jahren machte Pfleiderer 4 Mrd. € Umsatz, 2017 war es 1 Mrd. €. „Dass damals ein viel zu hohes Risiko eingegangen wurde, rächte sich im März 2012 mit der Insolvenz“, rückt Schäbinger die Zahlen zurecht. „Jetzt fahren wir eine risikoarme Wachstumsstrategie, schließlich müssen wir performen.“ Schäbinger spricht damit an, dass unter anderem ein Private Equity Fonds 29 % der Aktien halte. Diese Manager denken eher in Quartalen als langfristig. Mittelfristig will Schäbinger die EBITDA-Marge von derzeit 13 % auf das „Egger-Niveau“ von 18,5 % heben.

Das war teuer: zu spät Preise erhöht

Im Vorjahr hob man zu spät die Verkaufspreise. „Das hat uns 18 Mio. € gekostet.“ (Schäbinger). Dieser Fehler wurde korrigiert. Das hilft dem 2018er-Ergebnis. Und: Im Einkauf fährt man mit dem höheren Altholz- und SNP-Anteil günstiger als 2017. Hinzu kommt heuer das Beseitigen interner Produktionsengpässe („Debottlenecking“).

Mit einer eingepreisten möglichen Kartellstrafe von fast 10 Mio. € erzielte Pfleiderer im Vorjahr ein EBITDA von 120 Mio. €. Die Börsenanalysten in Warschau erwarten 2018 ein Ergebnis von 146,7 Mio. €. Das gab er auf der Pressekonferenz seinem Finanzvorstand, Nico Reiner, mit auf den Heimweg nach Neumarkt.

Noch kein Neubau

Die von Schäbinger nun vorgegebene Strategie sieht vorerst keinen weiteren Produktionsneubau vor. Sollte sich die Aktionärsstruktur ändern (Anmerkung: 2017 wurden 8,5 % der Aktien zurückgekauft), wäre auch eine riskantere Strategie wieder möglich. Langfristig sieht Schäbinger sein Unternehmen als „strategisch zu klein“ an. „Wir wollen selber wachsen.“

Pfleiderer Group

Gründung: 1894
Geschäftsführung: Tom K. Schäbinger
Mitarbeiter: 3500
Standorte: 5 in Deutschland, 4 in Polen
Umsatz: 1 Mrd. € (2017); 269 Mio. € (+7 % im 1. Quartal 2018)
EBITDA: 120 Mio. € (2017); 36,5 Mio. € (1. Quartal 2018)
EBITDA-Marge: 13,6 %