Fagus Suisse

Buche präzise hobeln

Ein Artikel von Günther Jauk | 06.08.2020 - 11:28

„Am Anfang dachte ich, es geht um Kinderspielzeug“, erinnert sich Emil Deiss, Geschäftsführer von Kälin Hobeltechnik, an den Moment, als er zum ersten Mal das Rohmaterial von Fagus Suisse in Augenschein nahm. Tatsächlich fertigt das Schweizer Start-up aus den 45 mal 45 mal 1500 mm großen Buchenstäben aber verklebte Massivholzelemente (s. Beitrag „Bau- und nicht Brennholz!“). Das eigens entwickelte Buchenstabholz mit bis zu 16 m Spannweite ist bis hin zur Festigkeitsklasse GL60 erhältlich.

Kälin lieferte für das Projekt gleich drei Hobelanlagen. Die erste, eine Timberwork 5-320, kalibriert und trennt (bei Bedarf) die Rohware. Anlage Nummer 2, ebenfalls eine Timberwork, allerdings in Linksausführung, egalisiert nach dem ersten Pressendurchlauf die Lamellen. Und die dritte Maschine, eine Industry-HQ 4-1300 inklusive Eingabeförderer, gibt den Bindern die finale Oberfläche. Fagus Suisse verklebt zuerst Stäbe zu Lamellen und diese dann in einem zweiten Pressvorgang zu Trägern.

Massiv und präzise

Um trockene Buche sauber zu hobeln, braucht es viel Erfahrung. „Wenn der Monteur an einer Schraube falsch dreht, sieht man das auf der gehobelten Oberfläche“, formuliert Deiss überspitzt die Herausforderung beim Hobeln trockener Harthölzer. Diese seien deutlich sensibler als Fichte, aber gerade für Leimholz müsse die Oberfläche perfekt sein. Um das zu erreichen, legte Kälin bei Fagus Suisse besonderes Augenmerk auf einen satten Sitz der schweren Anlagen sowie auf die optimale Einstellung. „Unsere Erfahrung in diesem Bereich sowie das Vertrauen seitens Fagus Suisse, dass wir das schaffen, brachten uns schließlich den Auftrag“, informiert Deiss.

Schmal bis extrabreit

Neben der Präzision lag die Herausforderung vor allem in den unterschiedlichen Hobelbreiten. Diese reichen beim Finish-Hobel von 80 bis 1300 mm. „Ein 80er-Teil ganz auf der Seite zu bearbeiten, wäre für das Oberdruckwerk trotz ausgleichender Kräfte eine zu große Belastung“, erläutert Deiss, der das Problem mithilfe eines Verstellschemels löste.

Bei allen drei Hobelanlagen steht die Grundmaschine auf einem Fahrschemel, der die Horizontalwellen automatisch mittig über den Hölzern positioniert und so für eine ausgewogene Druckverteilung und gleichmäßigen Verschleiß sorgt. Die Zuführung bleibt dabei konstant.

Neben den Hobelmaschinen lieferte Kälin bei allen drei Anlagen auch die dazugehörigen Wechselwellen sowie eine Grinder-Schärfmaschine. Diese massiv ausgeführte, vollautomatische Anlage nimmt die Hobelwellen samt Lagerung auf und verfügt über eine elektronische Positionsüberwachung der Hobelmesser.

Erst der Anfang

Nach jahrelanger Ideensammlung, Planung und Produktentwicklung nahm Fagus Suisse ihr Buchenmassivholz-Werk vor wenigen Monaten in Betrieb. Um die Anlage bereits parallel zur Produkteinführung und Marktbearbeitung voll auslasten zu könne, fertigt man derzeit auch herkömmliches Fichten-BSH.

Künftig möchte Fagus Suisse allerdings hauptsächlich Buche und zudem auch noch weitere wichtige Schweizer Laubhölzer verarbeiten und sich als Laubleimholz-Kompetenzzentrum des Landes etablieren. In puncto Maschinenpark ist man für dieses Vorhaben bereits gut ausgestattet.