Fagus Suisse

Für Buche im modernen Holzbau

Ein Artikel von Günther Jauk | 05.08.2020 - 10:30

Sechs Jahre ist es her, dass eine Handvoll Schweizer Visionäre erstmals mit dem Gedanken spielte, eine Leimholzproduktion für massive Laubholzelemente, allen voran Buche, zu errichten (s. Beitrag „Bau- und nicht Brennholz!“). Ziel war es, den wertvollen Rohstoff nicht länger zu exportieren, sondern landesintern zu veredeln. Hierfür stieß Fagus Suisse einige Forschungsprojekte an und stellte bis 2018 die nötigen finanziellen Mittel auf. Vor wenigen Monaten ging die Anlage in Les Breuleux im Jura in Betrieb und produziert seither voranging Buchenmassivholz-Produkte für tragende und nicht tragende Anwendungen. Das eigens entwickelte Stabschichtholz ist bis hin zur Festigkeitsklasse GL60 erhältlich.

Bereits bei der Produktentwicklung saß Fagus Suisse auch mit zahlreichen Maschinenausstattern zusammen. Am Ende entschied man sich für einen kombinierten Maschinenpark von unterschiedlichen Herstellern, wobei H.I.T., Ettringen/DE, neben dem Zuschlag für die gesamte Mechanisierung auch den Auftrag für die Projektkoordinierung erhielt. „Wir waren mit zahlreichen Unternehmen in Kontakt und landeten am Ende bei H.I.T. Entscheidend war neben der angebotenen Lösung und dem Preis vor allem das nötige Vertrauen. Ein Laubholzwerk macht man nicht jeden Tag. Hier ist es noch wichtiger zu wissen, dass das Versprochene auch umgesetzt wird. Bei H.I.T. hatten wir diesbezüglich ein sehr gutes Gefühl und wurden nicht enttäuscht“, berichtet Fagus Suisse-Geschäftsführer Eric Müller.

Herausfordernde Logistik

Die Gütesortierung realisierte Fagus Suisse in einer separaten Halle. Dort werden die Rohstäbe kalibriert (s. Beitrag „Buche präzise hobeln“), deren Qualitäten bestimmt (s. Beitrag „Immer die richtige Lösung“) und in vier Sortierklassen eingeteilt. Im Anschluss geht es für die Lamellen via Stapler in die Produktionshalle, wo mit den beiden Aufgabeplätzen die Installation von H.I.T. beginnt. Ein Vakuumheber vereinzelt die Pakete, woraufhin Quer- und Längsförderer die Stäbe zur Feuchtemessstation (s. Beitrag „Immer die richtige Lösung“) und weiter zur Keilzinkenanlage transportieren. Von dort aus geht es weiter in das von H.I.T. realisierte Etagen-Aushärtelager.

Als Rohware verwendet Fagus Suisse 50 mal 50 beziehungsweise 50 mal 100 mm starke Buchenlatten. Um daraus 1 m³ Stabschichtholz zu fertigen, benötigt das Unternehmen mehrere Hundert Laufmeter Rohware. Dabei hat jeder Stab eine von Anfang an fix definierte Position, zudem muss – um die gewünschten Festigkeiten zu erreichen – auch ein definierter Zinkenversatz eingehalten werden. „Dies stellte uns bei der Planung des Werks vor eine große Herausforderung, die wir schließlich selber lösen konnten“, berichtet der IT-Fachmann Müller, der sich persönlich um das Leitrechnersystem seiner Produktion kümmerte. Jeder Stab ist vom Produktionseingang bis zu seiner Position im verklebten Binder genau nachverfolgbar. H.I.T. lieferte hierfür die nötige Sensorik und Signierung. Als besondere Herausforderung seitens des Anlagenbauers nennt der Projektverantwortliche, Stefan Filser, die lagerichtige Manipulation der nahezu quadratischen Querschnitte, die man letztlich aber gut in den Griff bekam.

Ausgeklügelte Lösungen

Vom Aushärtelager gelangen die Stäbe in die Hochfrequenzpresse und verlassen diese als Lamellen. Die Hölzer härten im Zwischenlager aus, bevor sie durch den Hobel (s. Beitrag „Buche präzise hobeln“) und zur finalen Verklebung abermals in die Presse gelangen. Wenn möglich, fertigt Fagus Suisse die Lamellen in Doppelbreiten und trennt diese nach dem Aushärten auf. Hier lag laut Müller ein weiterer logistischer Knackpunkt, da im finalen Binder jede Lamelle am richtigen Platz sein muss, was vor allem bei inhomogenen Trägeraufbauten entscheidend sei. Aber auch dafür fand man gemeinsam eine passende Lösung, die Müller allerdings nicht näher beschreiben möchte.

Nach dem zweiten Pressendurchlauf erhält das Stabschichtholz mittels Hobelanlage (s. Beitrag „Buche präzise hobeln“) seine finale Oberfläche und wird bei Bedarf mithilfe einer Trennbandsäge (s. Beitrag „Trennbandsäge für massiges Buchenleimholz“) geteilt. In Zukunft möchte Fagus Suisse auch abgebundene Elemente anbieten.

Breit aufgestellt

Neben Stabschichtholz bis GL60 fertigt Fagus Suisse auf der Anlage auch Buchenmassivholz-Platten für den konstruktiven Einsatz und Innenausbau, Stabsperrholz, festigkeitssortierte Stablamellen und Halbfertigprodukte sowie Möbelrohlinge, Bodenriemen und Einschicht-Möbel- und -Treppentrittplatten. Darüber hinaus produziert man auch herkömmliches Fichten-BSH. „Das ist für die auf Hartholz ausgelegte Anlage kein Problem“, betont Müller, so könne man die Anlage bereits jetzt, während man den Markt für Buchen-Stabschichtholz aufbaut, gut auslasten. Künftig möchte man aber nur noch Laubhölzer verarbeiten und sich als Laubholz-Kompetenzzentrum des Landes etablieren.