ATB Blank

Alle Dimensionen und Holzarten scannen

Ein Artikel von Martina Nöstler | 01.04.2021 - 07:16
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Stefan Ehrenreich (li.) und Georg Blank neben einem der beiden ATB-Scanner, der demnächst bei Ehrenreich installiert wird © ATB Blank

„Es ist wohl eines unserer herausforderndsten Projekte, das wir jemals geliefert haben“, bemerkt Georg Blank, Geschäftsführer des Scannerherstellers ATB Blank, Roggenburg/DE. Bedenkt man die über 750 installierten Anlagen in den vergangenen 25 Jahren seit der Unternehmensgründung ist das durchaus bemerkenswert. Derzeit stehen die beiden Scanner noch in Roggenburg, die Hausabnahme und Übernahme seitens des neuen Eigentümers, Stefan Ehrenreich, erfolgen Anfang April. Mitte April werden die Anlagen dann an ihrem neuen Platz installiert – vor und hinter einer teils von Ehrenreich selbst entwickelten Hobelmaschine. Die Mechanisierung wurde von System Hall, Falkenberg/SE, geliefert.

Das Hobelwerk von Ehrenreich wurde bei einem Brand 2016 komplett zerstört. Bis jetzt haben Mitarbeiter das Holz begutachtet und manuell gekappt. Das soll sich mit dem neuen, vollautomatischen Hobelwerk jetzt ändern. Das Familienunternehmen hat sich auf die Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte, wie etwa maßgeschneiderter Fußboden- oder Terrassendielen und Hobelware, spezialisiert. Verarbeitet werden sämtliche heimischen Nadel- und Laubhölzer, hauptsächlich Lärche, Fichte und Eiche, aber auch Ahorn, Nuss oder Kirsche. Bei der Planung des neuen Hobelwerkes legte Stefan Ehrenreich besonderen Wert auf Flexibilität: „In unserem Produktprogramm finden sich rund 1800 Produkte – wir fertigen alles zwischen Fischgrätparkett und Schlossdiele.“ Neben dem Hobelwerk betreibt Ehrenreich auch ein kleines Laubholzsägewerk.

Erkennung auf allen vier Seiten

Ehrenreich hat sich für zwei ATB-Scanner des Typs Spectra entschieden. „ATB Blank war der einzige Hersteller, der unsere Dimensionsvielfalt abbilden konnte“, erklärt Ehrenreich. „Beide Anlagen haben dieselbe Ausstattung, der einzige Unterschied ist das Programm. Denn der Scanner vor der Hobelanlage muss die Holzmerkmale bei sägerauer Ware erkennen“, erläutert Blank. Beide Scanner sind mit jeweils vier Farbkameras sowie zwei 3D-Kameras oben und unten ausgestattet. Mit diesen kann das Holz auf allen vier Seiten begutachtet werden. Der erste Scanner vor der Hobelmaschine beurteilt die sägeraue Ware. Passt das Stück hinsichtlich Qualität oder Dimension nicht für den geforderten Auftrag, wird es vor der Hobelmaschine ausgeschleust.

Der Scanner nach der Hobelmaschine ist für die Sortierung und das Festlegen der Kappschnitte gleichermaßen zuständig. Nur Bretter, die gekappt einen höheren Wert haben, gehen zur Kappsäge und bekommen eine Schnittliste. Jedes Brett erhält nach der Hobelung einen ID-Code. Dieser wird mit der Dimension und Qualität auf das Holz für die interne Lagerverwaltung aufgedruckt. Diese Ansteuerung und Verwaltung übernimmt ebenfalls ATB Blank.

Besonders breites Dimensionsspektrum

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Eine der Besonderheiten der ATB-Scanner bei Ehrenreich: Sie kommen mit besonders großen Dimensionen zurecht © ATB Blank

Blank bezeichnet diese Scanner gerne als „optische Multifunktionswerkzeuge“, was bei den vielen Holzarten, die beurteilt werden müssen, gerechtfertigt ist. Besonders stolz ist der Geschäftsführer aber beim Ehrenreich-Projekt auf die große Dimensionsvielfalt, welche die Scanner abdecken können. Bei der Länge reicht das Spektrum von 700 mm bis 14 m. Die Breiten beziffert Blank mit 40 bis 450 mm und die Stärke mit 7 bis 150 mm. „Trotz der großen Dimensionsvielfalt liegt die Auflösung bei 0,1 mm – so etwas gab es noch nie“, bekräftigt Blank und führt weiter aus: „Bei dieser hohen Genauigkeit kann der ATB Spectra selbst extrem feine Risse erkennen. Das war Stefan Ehrenreich besonders wichtig.“ Die Vorschubgeschwindigkeit im Hobelwerk ist auf 180 m/min ausgelegt.

Um diese Dimensionen scannen zu können, setzt ATB Blank auf eine verfahrbares Gehäuse sowie positionierbare Kameras. Letztere lassen sich fünfachsig steuern. Das Gehäuse verfährt immer zentriert auf die jeweilige Holzdimension. Die Positionierung passiert vollautomatisch, dadurch ist auch Losgröße 1 möglich.

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Der ATB-Unternehmenssitz in Roggenburg © ATB Blank

„Als wir vor 25 Jahren in die Scannerbranche eingestiegen sind, haben wir uns auf Laubholz spezialisiert. Die Harthölzer sind eine Herausforderung. Wenn man aber Eiche, Buche & Co. erkennen kann, funktionieren die Systeme auch mit Nadelholz“, meint Blank. „Optisches Scannen von ungehobeltem Holz ist eine Spezialität von ATB. Durch unsere KI-Algorithmen kann auch bei verwitterten oder verschmutzten Brettern ein gutes Ergebnis erzielt werden.“ Er verweist noch speziell auf die Energieeffizienz der ATB-Scanner: Diese benötigen im Mittel lediglich 0,4 kW. „Wir setzen auf eine optimierte Beleuchtung sowie eine neue Rechnergeneration, die deutlich weniger Energie brauchen“, sagt Blank. Apropos Rechner: Diese benötigten eine enorme Leistung, denn ein Brett hat bei diesen Dimensionen bis zu 2 GB Daten. Trotz der enormen Datenmenge kann der Scanner das Ergebnis der nachgeschalteten Mechanisierung nach nur 0,4 s Auswertezeit mitteilen.

ATB Blank

Standort: Roggenburg/DE

Gründung: 1996

Geschäftsführer: Georg Blank

Verkaufte Systeme: über 750

Produkte: Farbscanner mit 3D-Vermessung, Scanner zur Brettvermessung im Längs- und Quertransport, Stirnseitenscanner, Leimüberwachung, Scanner für Brettorientierung