Rothoblaas

Alles für den Holzbau geben

Ein Artikel von Günther Jauk | 19.07.2021 - 08:15

Hersteller sind Multiplikatoren

Symbiose bedeutet das Zusammenleben von Individuen verschiedener Arten zum gegenseitigen Nutzen beziehungsweise in gegenseitiger Abhängigkeit. So kann man auch das Verhältnis von Rothoblaas und seinen Kunden treffend beschreiben. In den vergangenen 30 Jahren legte der italienische Hersteller technischer Systemlösungen eine bemerkenswerte Entwicklung hin, die eng an die Erfolgsgeschichte von Brettsperrholz und anderen tragenden Massivholzprodukten gebunden ist. Dabei profitiert das Unternehmen von der stark expandierenden Branche und bietet den Herstellern und Anwendern dafür im Gegenzug immer wieder neue, innovative Lösungen. „Wir sind mit Brettsperrholz groß geworden, indem wir die Anwender von Anfang an bestmöglich unterstützt haben“, beschreiben der einzige Teilhaber Peter Lang und  Gründer Robert Blaas die Unternehmensphilosophie.  
Dass es sich dabei nicht nur um leere Worte handelt, zeigen die zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie die daraus resultierenden Produkte, wie etwa das Spider- oder das X-Rad-Verbindungssystem. Am Anfang jeder Entwicklung stehen konkrete Problemstellungen aus der Praxis, die Rothoblaas-Mitarbeiter rund um den Erdball einfangen und in die Unternehmenszentrale nach Kurtatsch an der Weinstraße tragen. „Nur auf den Baustellen und in den Produktionsstätten vor Ort bekommt man eine Vorstellung davon, was die Branche tatsächlich benötigt“, weiß Lang. Mittlerweile ist das Unternehmen mit 23 Tochtergesellschaften in über 80 Ländern vertreten und damit immer möglichst nahe am Kunden.

Neben den ausführenden Unternehmen auf der Baustelle legt Rothoblaas großen Wert auf langfristige Partnerschaften mit BSP-Herstellern. „Die Plattenproduzenten sind ein zentraler Hebel, um den Holzbau voranzutreiben. Wir unterstützen sie mit unserem gesamten technischen Wissen, stellen ihnen unsere Ausstellungssysteme zur Verfügung und beraten sie selbstverständlich zu unseren Lösungen“, erläutert Lang und ergänzt: „Darüber hinaus werden unsere Systeme in den Katalogen zahlreicher Hersteller vorgestellt, was wiederum den ausführenden Unternehmen zeigt, wie einfach und effizient heute in Holz gebaut werden kann.“
Darüber hinaus etablierte Rothoblaas in den vergangenen Jahren mit der Rothoschool einen eigenen Bildungszweig in seinem Unternehmen. Bei weltweit stattfindenden Schulungen für den Holzbau kommen neben den Rothoblaas-Technikern auch Experten von Universitäten, Forschungszentren und anderen Unternehmen zu Wort. Die Inhalte reichen dabei weiter über Verbindungssysteme für Brettsperrholz-Bauten hinaus. „Wir machen alles, was die Techniker in der Branche bewegt, zum Thema und diskutieren es auf einem sehr hohen Niveau“, so Lang.
Demnach wird auch dieses Jahr wieder das internationale Mass Timber Seminar Ende November in Kurtatsch stattfinden. Auch heuer mit der Möglichkeit, die Teilnahme mit dem Besuch des IHF in Innsbruck zu vereinen.

Nimmt alle Kräfte auf

Eine der jüngsten Entwicklungen ist die erst vor wenigen Wochen von der ETA zertifizierten Richtschwelle Alu Start. Laut Target Manager Michele Dal Ri handelt es sich dabei um ein einfaches, aber sehr effizientes Produkt, dessen Geschichte bei Rothoblaas bis 2006 zurückreicht. Bereits damals habe man mit den ersten Produkttests begonnen.
Konkret handelt es sich dabei um ein Aluminiumprofil als Richtschwelle von Gebäuden, das auf den Beton gedübelt wird und Scher-, Zug- sowie Druckkräfte in das Fundament überträgt. Dabei werden die Festigkeiten nach einer spezifischen ETA geprüft, berechnet und zertifiziert. „Der Alu Start nimmt bei BSP- und Holzrahmenbauten alle fünf Kräfte auf, sodass in der Regel keine zusätzlichen Winkelverbinder mehr nötig sind“, erläutert Dal Ri die mechanischen Eigenschaften des Produkts. Zudem sorgt Alu Start für eine thermische Entkopplung von Fundament und Holzbau und verhindert das kapillare Aufsteigen von Wasser.     
Als weitere Vorteile nennt Dal Ri die einfache Handhabung auf der Baustelle sowie die verkürzte Montagezeit der BSP- und Rahmenelemente: „Das Aluminium kann auf der Baustelle problemlos mit einer Bandsäge zugeschnitten werden. Dank einer speziellen Montageschablone ist die Höhe der Verlegefläche zudem mit wenigen Handgriffen einstellbar, was die Nivellierung des gesamten Gebäudes wiederum einfach, präzise und zeitsparend macht.“ Sind die Richtschwellen verlegt und eingerichtet, müssen die Wandelemente nur noch eingehoben und vernagelt beziehungsweise verschraubt werden.

Große Ziele

Fährt man auf der Brennerautobahn von Trient nach Bozen stechen einem rechter Hand auf der Höhe Kurtatsch seit Kurzem zwei Dinge ins Auge: ein außergewöhnliches Hochregallager in Holz sowie die darauf prangende Botschaft „more wood, less CO2“. Bereits seit 2012 unterstützt Rothoblaas das Ziel der Europäischen Union, die Treibhausgasemissionen schrittweise zu reduzieren und bis 2025 schadstoffneutral zu werden. Man installierte bereits eine PV-Anlage mit 200 kW/p, eine Wärmepumpe sowie ein Dampfheiz- und Kühlsystem, das die Wärme der Sonnenenergie nutzt. Mit der Nutzung des Dachs des neuen Holzhochregallagers schafft man es nun auf 400 kW/p aufzustocken. „Wir haben den damals eingeschlagenen Weg mit allen Mitteln und Möglichkeiten auch während der jüngsten Erweiterungen konsequent fortgesetzt. Es ist unser Ziel, die CO2-Produktion bereits in den kommenden Jahren zu neutralisieren – lange vor den von Europa gesetzten Fristen“, betont Lang.  „Unser neues automatisches Hochlager einschließlich des Dachs und der Wänden besteht vollständig aus Holz, das in Südtirol verarbeitet wurde. Wir legen also ein weiteres Mal den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit“, erklärt Blaas. Gemeinsam mit Merz Kley Partner und Kaufmann Bausysteme entwickelte Rothoblaas ein Lager von 20 m Höhe, 80 m Länge und 40 m Breite – es ist das erste Hochlager in Holz in Italien.
Die Konstruktion besteht aus 20 Aussteifungstürmen aus GL 24-Brettschichtholz  und LVL (Furnierschichtholz) im Ausmaß von 2,5 mal 0,8 mal 20 m. Das Regalsystem wurde vollständig aus BSH gefertigt und die gesamte Konstruktion hat die Feuerwiderstandsklasse R30. Mit dieser Investition vervielfacht Rothoblaas seine Lagerkapazitäten auf über 25.000 Paletten und sendet zudem eine klare Botschaft: „Mit Holz, den entsprechenden Verbindungsmitteln und dem nötigen Know-how lassen sich heute auch herausfordernde Bauprojekte CO2-neutral realisieren. Man braucht nur Mut und Entschlossenheit, um dies durchzusetzen. “