In Oberösterreich entsteht gerade das erste BSP-Werk des Bundeslandes. Gemeinsam mit den Sägern Josef Lauss und Rudolf Ortner möchte die Cappelen Group bis 2023 in Arbing ein „kleines, aber feines“ Brettsperrholz-Werk mit dem Namen LOC Holz (Lauss, Ortner, Cappelen) in Betrieb nehmen, wie Rudolf Ortner, einer der drei Gründer und Geschäftsführer, berichtet.
Jan Walter Cappelen, Rudolf Ortner und Josef Lauss (v. li.) starten gemeinsam das erste BSP-Werk in Oberösterreich unter dem Namen LOC Holz. Hauptausrüster ist Kallesoe in Kombination mit System TM © LOC Holz
Hierfür hat das Unternehmen mit allen namhaften Maschinenausrüstern gesprochen und sich schließlich für Kallesoe Machinery, Lem/DK, und System TM, Odder/DK, als Hauptausstatter entschieden. „Um Schnittstellen zu vermeiden, wollten wir keine Anlagenkombination von mehreren Anbietern, sondern möglichst alles aus einer Hand. Zudem haben uns die Produktqualität sowie die hohe Flexibilität der HF-Presse überzeugt“, begründet Ortner die Kaufentscheidung und ergänzt, dass man erst im Zuge der Ausschreibung von der Homag-Übernahme der Unternehmen Kallesoe und System TM erfahren habe, was diese Lösung zusätzlich in den Fokus rückte.
Seit April ist die Homag Group Mehrheitseigentümer von Kallesoe Machinery. Der deutsche Maschinenhersteller hat 70 % der Anteile der Familie Christensen übernommen, die restlichen 30 % verbleiben bei der Familie Kallesøe.
Hochfrequenz bringt viele Vorteile
Mit dem Werk in Arbing möchte LOC Holz keineswegs den großen Playern am Markt Konkurrenz machen, sondern vielmehr eine Nische besetzen. „Unsere Vision war eine möglichst flexible Anlage, mit der wir ein ausgesprochen hochwertiges Produkt auftragsbezogen herstellen können. Und genau das ist mit der HF-Technologie von Kallesoe möglich“, erläutert Ortner und ergänzt: „Wir kommen aus dem Mittelstand und sind es gewohnt, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Das ist unsere Stärke und dabei bleiben wir auch.“
Mit der HF-Presse kann LOC Holz bis zu 16 mal 3,5 m große Platten herstellen, wobei für eine 16 m lange Platte vier Presszyklen benötigt werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man je nach Auftrag auch 4, 8 oder 12 m lange Platten fertigen kann, ohne dabei Kapazitäten einzubüßen.
Als weiteren Vorteil nennt Ortner die statisch tragende Flankenverklebung mit demselben MUF-Klebstoff wie auf der Fläche. Das sei nur mit der HF-Technologie möglich, mache die Seitenverklebung statisch berechenbar und damit das Endprodukt noch hochwertiger. Ihm sei durchaus klar, dass man mit der HF-Presse nicht die einfachste Technologie am Markt gewählt habe, dafür sei das Ergebnis aber ausgesprochen hochwertig.
Die Lieferung von Kallesoe und System TM umfasst eine schlüsselfertige Sortier- und Keilzinkenanlage in Kombination mit einer BSP-Mechanisierungs- und Pressenlösung. Letztgenannte wurde von Kallesoe noch einmal gründlich überarbeitet und wird bei LOC Holz als erste ihrer Art in Betrieb gehen. Die Oberösterreicher möchten damit künftig 45.000 m3/J produzieren, aktuell befindet man sich in der Bauphase.
Jahrzehntelange Erfahrung
Über bereits deutlich mehr Erfahrung mit Brettsperrholz verfügt das spanische Unternehmen Egoin. Vor über 30 Jahren gegründet, starteten die Basken bereits 2007 mit der Herstellung von BSP. In enger Zusammenarbeit mit Architekten und Bauherren entwickeln die Spanier dabei Projekte, die man in weiterer Folge von der BSP-Produktion bis zur Endmontage umsetzt. Dabei realisiert das über 20 Techniker umfassende Ingenieurteam Lösungen, die sämtliche moderne Holzbautechnologien umfassen, wie Unai Agirre, Geschäftsführer des Unternehmens, berichtet.
Unai Agirre, CEO des spanischen Unternehmens Egoin, investiert 25 Mio. € in eine neue BSP-Linie © Egoin
Neben Einfamilienhäusern, Hotels, Krankenhäusern, öffentlichen Gebäuden, wie Kindergärten, Schulen, Studenten- oder Altenheimen, realisierte Egoin bereits mehrstöckige Wohn- und Bürogebäude. „Wir haben an Projekten mitgewirkt, die für ihre Architektur und Funktionalität ausgezeichnet und anerkannt wurden“, berichtet Agirre und nennt als Beispiel den Bau eines Wohnblocks mit sechs mal sechs Wohnungen in Girona (Katalonien), der kürzlich für den Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur – Mies van der Rohe Award 2022 – nominiert wurde. Kurzum: Das Unternehmen kennt sich in der Branche bestens aus.
Proaktive Herangehensweise
Jetzt investiert Egoin 25 Mio. € und erhöht damit die Ein-Schicht-Kapazität von 22.000 auf 52.000 m3/J. Damit entwickeln sich die Basken zum größten BSP-Hersteller des Landes. In puncto Maschinenausstattung setzt das Unternehmen dabei ebenfalls auf eine Komplettlösung von Kallesoe und System TM, wobei eine großformatige Hochfrequenzpresse das Herzstück der Anlage bildet. Gleich wie bei LOC Holz können die Fugen in den Quer- und Längslagen mit MUF verklebt werden, was laut Kallesoe die physikalischen Eigenschaften der Platte deutlich verbessert. System TM liefert für das Projekt eine Sortierlinie sowie eine Keilzinkenanlage.
„Nachdem wir in monatelanger Arbeit mit unterschiedlichen Anbietern den für uns optimalen Produktionsprozess erarbeitet hatten, entschieden wir uns für Kallesoe in Kombination mit System TM. Ausschlaggebend waren die robusten Prozesse, die Flexibilität der Anlage sowie die proaktive Herangehensweise bei der Suche nach Lösungen, die auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten sind. Zudem haben uns die technischen Fähigkeiten und das Projektmanagement überzeugt“, spart Agirre nicht mit Lob für die Dänen.
