SWOT-ANALYSE ZU 75 JAHREN HOLZKURIER 

Die Politik mischt mit

Ein Artikel von Holzkurier Redaktion | 10.11.2021 - 13:27
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Marcel Marlin, Geschäftsführer, St. Gallenkirch © Marlin

Was sehen Sie als …

1) … die größten Stärken

2) … die größten Schwächen

3) … die größten Chancen

4) … die größten Risiken

für unsere Branche?

  1. Holz ist der Rohstoff der Zukunft. Mit dem Klimawandel wurde nun auch in der Politik das Interesse am Holz geweckt. Dass Holz CO2-neutral ist, weiß inzwischen schon jedes Kind. Immer noch wächst mehr nach, als wir nutzen. BSP hat dafür gesorgt, dass wir nun in ganz anderen Dimensionen bauen: höher, weiter und schneller. 
  2. In der Holzbranche gibt es zu viel Konkurrenz. Es mangelt am Miteinander. Hier wäre noch viel Aufholbedarf. In der gesamten Wertschöpfungskette, angefangen im Forst, über die Sägewerke und die Weiterverarbeitung bis hin zum Holzbau beziehungsweise zum Architekten,  sollte die neue Digitalisierung stattfinden. Viele Waldbesitzer sind irgendwo in den 1980er-Jahren stehengeblieben, was die Bereitstellung von Holz betrifft. Die Vermarktung und die Flexibilität, um Holz zu nutzen, sollten einfach schneller und reibungsloser ablaufen. Kontinuierliche Lieferungen sind für viele ein Fremdwort. Holzverbände und Forstbetriebe, welche gewinnorientiert arbeiten, sind teils schon sehr nahe an der Perfektion. Im Allgemeinen muss an der Lagerhaltung von Holz gearbeitet werden. Wir haben Holz, das bei Windwurf oder Kalamitätsjahren auf den Markt gelangt und zu einem Überangebot führt. Diese Mengen könnten im nächsten Jahr wieder fehlen. Zwischen Forst und Säge braucht es mehr Zusammenarbeit. Vielleicht sollte man sich auch die Frage stellen, ob es ein Nasslager sein muss oder man trockenes Schnittholz lagern könnte. Hier könnte man mit den Waldbesitzern zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang ist auch Preisstabilität ein passendes Stichwort. Schließlich hatten wir bis auf 2021 immer eine Überproduktion von Schnittholz.
  3. Die Stärken des CO2-Vorteils gegenüber anderen Baustoffen richtig zu vermarkten beziehungsweise zu verkaufen. Die Gunst der Stunde nutzen. Holz muss sich weiterentwickeln, die gesamte Wertschöpfungskette muss digital werden. Man sollte mehr auf Regionalität achten. KMU sollten die Chance einer vertikalen Integration nutzen. Welches Potenzial in der Preisgestaltung liegt, hat uns dieses Jahr gezeigt: Eine Verdoppelung der Verkaufspreise stellt für den Kunden kein Problem dar, darüber hinaus schon. Man sollte mehr auf die Preisgestaltung setzen anstatt auf Mehrmengen. Mehr zu produzieren, um dann günstiger zu verkaufen, das ist der falsche Weg. 
  4. Die Politik mischt mit. Gesetze könnten, zeitlich versetzt, ins Chaos führen. Das Forstschäden-Ausgleichsgesetz war nur eine Mahnung. Ein Risiko ist auch, dass man Waldflächen einer anderen Nutzung widmet, Stichwort Stilllegung. Ein weiterer Punkt sind große geografische Überschneidungen bei der Rohstoffbeschaffung. Zudem werden Transporte teurer, Regionalität gewinnt an Bedeutung. Somit haben große Sägewerke enorme Probleme mit der Rohstoffbeschaffung, wenn diese über das Straßennetz versorgt werden. Ein Risiko, wenn ich an die Holzverfügbarkeit denke, sehe ich auch beim BSP, weil dort der Holzverbrauch hoch ist. Es stellt sich auch die Frage, wo die Alternative zur Baumart Fichte liegt. Vielleicht wird in den nächsten 25 Jahren „Weniger ist mehr“ zum Trend.