FEP

Unvorhersehbarer Parkettmarkt

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 14.04.2022 - 13:49

Der Vorstand der Europäischen Föderation der Parkettindustrie (FEP) traf sich Anfang April und diskutierte unter anderem über die Parkettsituation auf den europäischen Märkten. Diese zeigen im 1. Quartal unterschiedliche Entwicklungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Während Italien, Skandinavien und Spanien nach wie vor deutliche Nachfragesteigerungen verzeichnen, stagniert die Entwicklung in Benelux, Frankreich und der Schweiz. In Österreich und Deutschland hingegen sind bereits Rückgänge zu verzeichnen, was die Schwierigkeit widerspiegelt, Aufträge zu erfüllen. Es wird erwartet, dass dieses Phänomen in den kommenden Monaten von allen Märkten gemeldet wird, da die meisten FEP-Mitglieder mit Problemen bei der Holzversorgung konfrontiert sind.

Die Probleme mit der Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Holzrohstoffen sind nicht neu und begrenzen die positive Entwicklung des Sektors seit dem Ausbruch der Pandemie. Aufgrund der dramatischen Entwicklung der geopolitischen Lage verschärfen sich diese jetzt noch mehr.

Ein erheblicher Teil der Eichenholzlieferungen an die europäischen Parketthersteller kommt aus der Ukraine und aus Russland. Neben Rundholz werden auch Versorgungsprobleme bei Halbfertigprodukten gemeldet. Sie sind bereits auf einen Mangel an Arbeitskräften in der Ukraine, internationale Zahlungsschwierigkeiten mit Russland, Transportschwierigkeiten mit beiden Ländern und Gegenmaßnahmen Russlands zurückzuführen, das seine Ausfuhren einiger Holzprodukte in die EU eingestellt hat. Darüber hinaus hat die Europäische Kommission am 8. April die Einfuhr sämtlicher Holzprodukte aus Russland verboten – dies galt bereits für Holzprodukte aus Belarus.

Schließlich betrachten PEFC und FSC Holz und Holzwerkstoffe aus Russland und Weißrussland als „Konfliktholz“. FSC setzt jetzt auch Zertifikate für Holz aus ukrainischen Kriegsgebieten aus. Holz aus Russland und Belarus ist „praktisch“ nicht EUTR-konform und Nichtregierungsorganisationen üben Druck aus, um jeglichen Handel mit Holz und Holzerzeugnissen mit Russland und Belarus zu unterbinden.

Um die Auswirkungen der gegenwärtigen Krise auf die Parkettindustrie zu begrenzen, fordert die FEP die Europäische Kommission auf, (vorübergehende) Schutz-, Abschwächungs- und Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen und eine kohärente Politik zu verabschieden, welche die Mobilisierung von EU-Holzressourcen und Instrumenten ermöglicht, um Eichenstämme in Europa zu halten.

Die Länder im Detail

Trotz der starken Nachfrage ist der österreichische Parkettmarkt im 1. Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 7% zurückgegangen, was die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Auftragsvergabe widerspiegelt. Es ist derzeit nicht möglich, die Situation in den kommenden Monaten zu prognostizieren.

Die Nachfrage nach Parkett ist auf den Beneluxmärkten vorhanden, aber es mangelt an Material. Die Energiekosten sind schwankend und es gibt viele Ungewissheiten für die nahe Zukunft. Der französische Parkettverbrauch stieg 2021 um 11% gegenüber 2020. Das 1. Quartal 2022 zeigt eine flache Entwicklung, da es schwierig ist, die hohe Nachfrage zu decken.

Da in Deutschland die Lagerbestände bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 abgebaut wurden, ist es schwierig, Aufträge zu erhalten. Der Parkettverbrauch in Deutschland ist im 1. Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal um 4% zurückgegangen.

Der boomende italienische Markt wuchs im 1. Quartal um 10% gegenüber dem 1. Quartal 2021. Es gibt viele Aufträge, aber das Problem ist, diese auszuliefern. Dies ist derzeit nur mit Verzögerungen möglich. In den kommenden Monaten wird es aber eine Herausforderung sein, die Aufträge zu erfüllen.

Die nordischen Parkettmärkte werden von aufgeschobenen Projekten und Renovierungen, die auf neue Wohnformen ausgerichtet sind, getrieben. Sie stiegen um 5 bis 10% im 1. Quartal, dieser Trend könnte nach dem 2. Quartal wieder ein Ende finden.

Der spanische Verbrauch stieg 2021 um 3% im Vergleich zum Vorjahr. Derselbe Anstieg ist im 1. Quartal gegenüber dem 1. Quartal 2021 zu beobachten. Dennoch behindern Kostensteigerungen und der Arbeitskräftemangel die Prognosen für die kommenden Monate. Die Inflation könnte auch den Verbrauch im 3. Quartal verringern.

Die Verzögerungen und Verschiebungen von Projekten während der Coronapandemie und der Renovierung haben den schwedischen Parkettmarkt im 1. Quartal um 10 bis 15% im Vergleich zum Vorjahresquartal anwachsen lassen. Diese Entwicklung wird wahrscheinlich nicht über das 2. Quartal hinaus andauern.

Gegenüber 2020 stieg der Parkettverbrauch in der Schweiz 2021 um 10%. Die Entwicklung im 1. Quartal 2022 gegenüber dem 1. Quartal 2021 ist jedoch gleichbleibend. Die Lagerbestände sind jetzt sehr niedrig. Für das 2. Quartal wird ebenfalls eine flache Entwicklung prognostiziert.