Alpiscan

Tiroler Adlerauge

Ein Artikel von Günther Jauk | 22.06.2022 - 16:00
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Mit einer ausgeklügelten Kombination aus mehreren Messsys- temen garantiert Alpiscan ausgesprochen präzise Messergebnisse © Günther Jauk

Nicht starr vorgegebene Produkte, sondern individuelle, auf den Kunden zugeschnittene Speziallösungen und eine beständige Weiterentwicklung. Das ist bereits seit über 160 Jahren das Erfolgsrezept des Traditionsunternehmens Huter & Söhne. Und genau diesen Ansatz fordern die Tiroler bei Investitionen auch von ihren Lieferanten. Ein gutes Beispiel dafür ist ein erst vor wenigen Monaten umgesetztes Projekt im Leimholzwerk.

Dort erweiterte das Unternehmen seine Abbundkapazitäten um eine Stababbundanlage von Hundegger. Zwar war man von der Leistungsfähigkeit der Robot Drive überzeugt, allerdings machte man sich dabei intensiv Gedanken über eine möglichst hohe und damit wirtschaftliche Auslastung der Anlage, die nur mit dem Abbund nicht gegeben war. Aufgrund des andererseits herrschenden Engpasses bei der Holzkosmetik sollte die Abbundanlage künftig auch den Großteil dieser Arbeit übernehmen. Hierfür war allerdings eine Scannerlösung notwendig, die sämtliche Holzfehler an allen vier Seiten exakt erkennt und diese Informationen direkt an die Hundegger für die automatische CNC-Bearbeitung überträgt – ein System, das es in dieser Form noch nicht gab. „Wir haben über diese Idee mit großen Scannerherstellern gesprochen, uns dort aber nicht richtig wohlgefühlt“, erinnert sich Richard Waldauf, Leitung Holzbau, und ergänzt, dass der Scanner neben den Fehlern in Fichten-BSH auch jene in Lärchen-, Hart- und Retroleimholz präzise erkennen müsse.

Präzise Lokalisierung

Fündig wurde man schließlich bei Alpiscan. Die Südtiroler Scannerspezialisten, bekannt für individuelle Lösungen, entwickelten eigens einen Prototyp. „Die Herausforderung bestand in der geforderten Präzision in Kombination mit der großen Dimension der Leimbinder“, berichtet Abdolmajid Ranjbar, Forschungsleiter bei Alpiscan. Die Leimbinder erstrecken sich zum Teil auf 25 m und jeder der zahlreichen Fehler sollte nicht nur auf 0,1 mm genau bestimmt, sondern auch definiert werden. „Bei Abweichungen um wenige Millimeter würde man nicht nur einen Fehler belassen, sondern auch noch einen weiteren produzieren. Und für eine Harzgalle bedarf es im Nachhinein einer anderen Bearbeitung als für ein Astloch“, verdeutlicht Ranjbar.

Möglich wird diese Präzision durch die Kombination mehrerer unterschiedlicher Sensorsysteme, darunter die Multispektralanalyse oder auch die Snap-Shot-Technologie. Letztgenannte produziert – anders als eine Zeilenkamera – immer Bilder in derselben Auflösung, unabhängig von der Durchlaufgeschwindigkeit der Elemente. Um die dabei entstehenden enormen Datenmengen (pro Element sind es rund 6 GB) entsprechend rasch verarbeiten und weitergeben zu können, setzt Alpiscan auf leistungsfähige Grafikkarten.

Jahrzehntelange Erfahrung

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Abdolmajid Ranjbar brachte seine jahrzehntelange Erfahrung bei diesem Projekt ein © Günther Jauk

Im nächsten Schritt übergibt ein von H.I.T. realisierter Querverschiebewagen das BSH an die Hundegger, welche die Bearbeitung aufgrund der Platzverhältnisse in der Produktion genau seitenverkehrt zum Scannerdurchlauf realisiert. Diesen unterschiedlichen Startpunkt sowie die verschobenen Anfänge der einzelnen BSH-Lagen nennt Ranjbar als weitere Herausforderungen bei diesem Projekt.

Um knifflige Herausforderungen wie diese umsetzen zu können, bedarf es laut Ranjbar viel Erfahrung, des richtigen Werkzeugs und des Willens aller Beteiligten, neue Wege zu gehen. „Das alles können wir bei Alpiscan vorweisen“, so Ranjbar, der sich seit über 30 Jahren mit Scannern für die Holzindustrie beschäftigt und dessen Sohn Michael Ranjbar das Unternehmen führt.

Waldauf gibt zu, unmittelbar vor der Inbetriebnahme des Scanners etwas nervös gewesen zu sein: „Beim Start eines Prototyps im eigenen Unternehmen ist man natürlich angespannt, was im Nachhinein aber völlig unbegründet war. Aufgrund der engen Zusammenarbeit aller Beteiligten und der ausgeklügelten Lösung von Alpiscan ist das Projekt ein voller Erfolg geworden.“