Holzhandel

Nachlassende Marktdynamik im 2. Halbjahr erwartet

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 12.07.2022 - 07:58

In den ETTF-Mitgliedsländern ist das Geschäft im 1. und teilweise auch im 2. Quartal sehr gut gelaufen, das gilt insbesondere für das Bauwesen als Abnehmer – Konstruktions- und Massivhölzer sowie Hobelware. Der DIY-Markt dagegen wurde als rückläufig bezeichnet, berichteten insbesondere die Mitglieder aus Spanien und Frankreich – das gilt aber auch für alle übrigen. Insgesamt sind die Lager des Handels gut gefüllt und werden im Jahresverlauf abverkauft. Diskutiert wurde, ob die Befüllung der Lager auf gleichem Niveau erfolgen soll.

Für den europaweiten Holzimport ergeben sich erhebliche Konsequenzen aus dem 5. Sanktionspaket der EU, das den Import von Holz und Holzprodukten aus Russland und Belarus verbietet. Die Ersatzbeschaffung von Birkensperrholz oder Sibirischer Lärche wird nach dem Abverkauf der Lagerware spätestens ab 2023 derzeit als sehr schwierig eingeschätzt. Offen bleibt die Frage, ob sich beispielsweise die Chinesen stärker auf dem russischen Markt bedienen und daher Exporte aus dem EU-Binnenmarkt nach Ostasien geringer werden.

Für das 2. Halbjahr erwartet der europäische Holzhandel ein deutliches Nachlassen der Geschäftsdynamik. Noch sind die Auftragsbücher der wichtigsten Abnehmergruppen voll. Allerdings wird bezweifelt, ob es danach im selben Umfang zu neuen Aufträgen kommt. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation, der Inflation, steigender Hypothekenzinsen und schwieriger Preiseinschätzungen erwarten sich die Holzhändler eine größere Zurückhaltung. Die Logistiksituation ist in weiten Teilen Europas weiterhin angespannt. Aus Westeuropa wird von einem erheblichen Arbeitskräftemangel an allen Stellen berichtet, der sich nach Einschätzung der Verbände in den kommenden Jahren noch verschärfen kann.

Ad Wesselink, Präsident der ETTF, Kampen/NL, wies zusammenfassend darauf hin, dass die zum Teil großen Umsatzsteigerungen im Wesentlichen preisbedingt gewesen seien und für die Handels- und Importbetriebe einen erheblichen organisatorischen und betrieblichen Aufwand bedingt hätten. Die ETTF-Mitgliederversammlung hat sich intensiv mit den verschiedenen regulatorischen geplanten Maßnahmen der EU-Kommission beschäftigt, an erster Stelle mit der anstehenden Verordnung für den Import von Produkten aus ausschließlich entwaldungsfreien Herkünften. Nach aktuellem Stand bedeutet der neue Entwurf ein Mehr an Bürokratie für den Holzimport. Die ETTF hat sich an unterschiedlichen Stellen in den vergangenen Monaten intensiv in die Diskussion eingebracht. Der Entwurf der Verordnung ist inzwischen bei den EU-Mitgliedsländern und wird dort diskutiert.