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Flächen mit erhöhtem Vaia-Schadholzanfall © Holzkurier

Österreich, Italien

Vaia-Folgen werden klarer

Ein Artikel von Gerd Ebner | 30.01.2019 - 09:54

Noch fehlt der Redaktion des Holzkurier die offizielle Bestätigung, aber in Venetien lauten die Schadschätzungen mittlerweile auf 3 Mio. fm – über 8 Mio. fm waren in den ersten Monaten vermutet worden.

16 €/fm am Stock

Punktuell gibt es in Norditalien schon eine rege Aufarbeitungstätigkeit. Im Cadoretal liegen Stämme auf mehreren Hundert Hektar. Dort hat ein lokaler Holzfrächter und Säger über 100.000 fm übernommen – für kolportierte 16 €/fm am Stock (alle Sortimente; ohne Brennholz). Dieses Rundholz wird in Italien und Österreich vermarktet. Ein neu angeschaffter Harvester hilft bei der Aufarbeitung. Mit eigenen Lkw kann der Unternehmer ernten und ausliefern.

Ein weiterer Aufarbeitungsschwerpunkt liegt auf der Hochebene von Asiago. Hier gibt es Harvestergelände. Grundsätzlich wird in Venetien aufgrund der fehlenden Infrastruktur die Aufarbeitung schleppender als etwa in Südtirol oder Kärnten erfolgen. Erschwerend kommt hinzu, dass Vaia von sintflutartigen Regenfällen begleitet war. In Venetien wurden Straßen weggespült, die Stromversorgung wurde unterbrochen. Dementsprechend erfolgte in den ersten Monaten zuerst die Behebung dieser Schäden.

Allzu weit kann Schadholz nicht fahren

In Venetien spricht man von Stockpreisen um die 15 €/fm. Das Holz dürfte um 40 und 55 €/fm an der Lkw-befahrbaren Straße sein.

Die Fracht zu den Tiroler, Osttiroler oder Kärntner Sägewerken kalkulieren die Österreicher wiederum mit zumindest 25 bis 30 €/fm. Nahe Verarbeiter können mit 65 bis 85 €/fm frei Sägewerk kalkulieren. Müssen Lager angelegt werden, kommen zwischen5 bis 10 €/fm (Trockenlager) oder 10 bis >>20 €/fm (Nasslager) hinzu. Zu berücksichtigen ist auch das Risiko der Verblauung. Die Qualität der Schadhölzer soll sehr unterschiedlich sein: von „sehr schön“ bis „katastrophal“. Komplettausfälle sind möglich.

Nadelöhr Bahntransport

Fährt ein Sägewerk täglich mit 15 Lkw, könnte ein österreichisches Großsägewerk 420 fm am Tag bekommen. Das wären rund 90.000 fm/J. Verladen wird in Südtirol etwa weiterhin nur in den Bahnhöfen von Innichen und Franzensfeste. Südtiroler sprechen von „1000 t, die bald wöchentlich per Eisenbahn über den Brenner fließen“ (Fichte frisch: rund 800 kg/fm).

Die Abfrachtung per Lkw funktioniert in Südtirol nicht so schlecht. 200 bis 250 Sattelzüge sollen täglich zusätzlich unterwegs sein – zu mittlerweile wieder „normalisierten“ Frachtpreisen, nachdem es unmittelbar nach der Katastrophe Ende Oktober 2018 zu einem Preisanstieg gekommen war.

Die bisher geringe Schneelage südlich der Alpen erleichtert die Aufarbeitung. Hinzu kommt, dass viele österreichische Ernte-Unternehmer aufgrund der Schneelage nun daheim in Südtirol zu arbeiten begonnen haben. Bis zu 200.000 fm sollen dort schon aufgearbeitet worden sein.

Teilweise haben die Holzschlägerer in Venetien, Friaul und Südtirol selber Holz am Stock erworben und vermarkten dieses. Hier gibt es unterschiedliche Aussagen, ob deren Verkaufspreis marktkonform sei oder nicht.

Im Kärntner Lesachtal ist die Bringung nach wie vor äußerst schwierig. Die Bergabseilung auf die einzige Straße im Tal ist nicht einfach. Die Aufarbeitung läuft auf Hochdruck. Die Abfuhr ist aber schleppend, sodass vieles vorproduziert wird, aber nur langsam zu den Verarbeitern gelangt. Der wirkliche Lieferhöhepunkt wird wohl erst nach dem Ende der Forststraßensperren etwa ab Mai sein.

Borken- und Bockkäfer warten

Dann wird es aber auch schnell gehen müssen. Zuerst droht der Borkenkäfer, ab August dann der Bockkäfer auf den nicht aufgearbeiteten Flächen.

Preisdifferenz enorm

Die Folgen des Sturms Vaia haben in Österreich zu einer Preisdifferenzierung bei Rundholz geführt, die es in dieser Ausgeprägtheit in der jüngeren Vergangenheit kaum gab. Binnen zweier Wochen im November entstand zwischen den Hauptschadgebieten in Osttirol und Oberkärnten im Vergleich zu den anderen Regionen ein Preisgefälle von 20 €/fm.

Daran hat sich kaum etwas geändert. Heute – knapp 100 Tage nach dem Ereignis – sind es immer noch 15 bis 20 €/fm Preisunterschied zu nicht betroffenen Bundesländern, wie etwa der Steiermark. Die Spanne reicht von 70 bis zu 91 €/fm in einem geografisch ziemlich kleinen Gebiet. Das Holzkurier-Preisbild für Gesamtösterreich für Januar lautet auf 73 bis 88 €/fm. Im Vorjahr lag man zum selben Zeitpunkt um rund 11 €/fm darüber.