Österreich/Tschechien

Traktorblockade gegen Rundholzimporte

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 18.07.2019 - 14:22
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150 Traktoren samt Forstkranen und Rückewagen versammelten sich  © www.noebauernbund.at

Der Niederösterreichische Bauernbund hat heute gegen die Holzimporte auf der Straße mobil gemacht: Im Zuge einer Protestkundgebung unter dem Motto: „Holzimporte stoppen – zuerst heimisches Holz verwenden und Familienbetriebe sichern“, machten 500 Land- und Forstwirte zwischen dem tschechischen Grenzübergang Fratres-Slavonice und der Landesstraße bei Schönfeld im Bezirk Waidhofen an der Thaya mit 150 Traktoren samt Forstkranen und Rückewagen auf die Lage in der heimischen Forstwirtschaft aufmerksam, heißt es in einer Presseaussendung. „Mit dieser Kundgebung wollen wir ein Zeichen gegen den Importwahnsinn setzen. Wir Forstwirte sind die ersten Opfer des Klimawandels und nun bedroht der Preisdruck durch die ausländische Importware unsere wirtschaftlichen Existenzen“, sagt Bundesrat Bürgermeister Eduard Köck, der als Bezirksobmann des NÖ Bauernbunds den Aktionstag an der Grenze organisiert hat.

Hintergrund sei die „dramatische Lage in Niederösterreichs Wäldern aufgrund der Schadholzsituation, welche die bäuerlichen Betriebe verzweifeln lässt“, heißt es. Borkenkäfer und Klimawandel haben für eine Schadholzmenge von aktuell 3 Mio. fm gesorgt. „Trotz mehr als ausreichender Versorgung der Sägewerke und Industrie mit heimischem Holz stiegen die Holzimporte zuletzt um 20% auf 7,25 Mio. fm an.“ (Anmerkung der Redaktion: 2018 importierte Österreich laut Statistik Austria 7,25 Mio. fm Rundholz, davon kamen 3,58 Mio. fm aus Tschechien; +19% gegenüber 2017. Von Januar bis April beliefen sich die Importe auf 2,26 Mio. fm, davon 1,25 Mio. fm aus Tschechien.)

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"Bummelfahrten" in Niederösterreich gegen Rundholzimporte aus Tschechien © www.noebauernbund.at

„Wir appellieren an Industrie und Konsumenten gleichermaßen, beim Einkauf von Möbeln, Baustoffen und Industrieholz auf die heimische Herkunft zu achten“, betonten der Obmann des NÖ Waldverbandes, Franz Fischer, und NAbg. Martina Diesner-Wais im Zuge der Kundgebung.

Anlässlich der Aktion rechneten die Verantwortlichen vor, dass ein durchschnittlicher Betrieb mit 30 ha Waldbewirtschaftung aufgrund des „Schadholzanfalls und Preisdumpings" einen Einkommensverlust von 6000 €/J habe. Laut Fischer sind im Waldviertel rund 15.000 ha Forst vom Klimawandel und Schädlingsbefall betroffen. Der wirtschaftliche Gesamtschaden belaufe sich im Waldviertel auf 220 Mio. €.

Die angestiegenen Holzimporte beziffert man mit rund 35.000 voll beladenen Lkw-Zügen. Es sei im Hinblick auf die Klimaschädlichkeit nicht zulässig, diese Transporte in dieser Form fortzuführen, meinte Bauernbundobmann Stephan Pernkopf. Setze kein Umdenken ein, werde die Kammer ein „Notwehr-Fahrverbot für Lkw“ nach Tiroler Vorbild einfordern, hieß es. Gefordert werde ein Stopp unnötiger Holzimporte. Die Bummelfahrten sollen ein Weckruf zur Bewusstseinsschärfung sein, vorrangig heimisches Holz zu verarbeiten.