Deutschland ist das Land, das mengenmäßig 2019 am stärksten vom Schadholz betroffen wurde. Die Redaktion des Holzkurier geht davon aus, dass der Schadholzanfall im Vorjahr bei deutlich über 70 Mio. fm lag. Damit gab es in den deutschen Wäldern 2019 mehr zufällige Nutzungen als Regeleinschlag im Jahr zuvor.
Rekordeinschlag 2019 in Deutschland
Die deutsche Holzernte (inklusive Laubholz) summierte sich auf 83 bis 85 Mio. fm. Der Gutteil der Mehrmenge ist auf Nadelschadholz zurückzuführen. Damit läge der Schadholzanteil bei über 80 % der gesamten Holzernte. Acht von zehn Festmetern mussten außerhalb der regulären forstlichen Planung hingenommen werden. Dies acht Stämme wurde von keinem Kunden bestellt, mussten außerhalb regulärer Lieferprofile verkauft werden – mit allen negativen Konsequenzen für den Rundholzpreis.
40 % mehr Schadholz in Tschechien
Relativ am schlimmsten hatte es 2019 erneut die Tschechische Republik erwischt. Der Schadholzanfall 2019 dürfte sich auf rund 33 Mio. fm belaufen haben. Das wäre abermals eine deutliche Steigerung zu den Vorjahren (2018: 24 Mio. fm, 2017: 10 Mio. fm).
Der Gesamteinschlag hat sich mit rund 33 Mio. fm damit binnen einem Jahr um 30 % erhöht. Noch trauriger ist hier der Langfristvergleich: Der Zehn-Jahre-Schnitt bis 2014 lag ziemlich konstant bei 14 Mio. fm/J.
Für 2020 und 2021 gibt es Vorhersagen von kompetenter Stelle, was sich in Tschechien weiter tun werde. Lesy CR geht in seinem Strategiepapier für die kommenden Jahre davon aus, dass der Schadholzzenit 2019, 2020 und 2021 erreicht sei. Für heuer erwartet der tschechische Staatsforst weitere 16 % Schadholz. Das wären dann allein im Staatsforst 14 Mio. fm Schadholzanfall 2020.
Rund 4 Mio. fm des tschechischen Rundholzes flossen 2019 nach Österreich ab, das ergeben Holzkurier-Hochrechnungen. Der Importfluss vom nördlichen Nachbarn lag 2015 noch bei 100.000 fm im Monat. 2019 waren es teilweise bis zu 400.000 fm monatlich, die in Österreich ankamen.
In Österreich summierte sich der Schadholzanfall 2019 auf 10 Mio. fm. 5,5 Mio. fm davon waren Käferholz – das ist ein neuer Rekordwert (s. Beitrag "Erste Schätzung: 10 Mio. fm Schadholz"). Da der Normaleinschlag nochmals zurückgenommen wurde (–3 % auf 9 Mio. fm), dürfte der Gesamteinschlag mit 19 Mio. fm etwas unter dem von 2018 liegen.
Ähnlich wie in Deutschland gibt es große regionale Unterschiede. Die Käferproblematik konzentriert sich weiterhin auf die Regionen nördlich der Donau. Im nördlichen Alpenvorland gab es im Januar 2019 die Schneebruchereignisse. Der Süden wiederum war mit den Vaia-Folgen beschäftigt, bis er im November von den Starkregenereignissen und ebenfalls Schneebruchschäden heimgesucht wurde.
3 Mio. fm Nadelrundholz von Deutschland nach China
In einer Schadholzanalyse 2019 muss der Nadelrundholz-Exportfluss von Deutschland nach China erwähnt werden. Dieser hat sich laut unserer Schätzung auf rund 3 Mio. fm summiert. Im Jahresvergleich hat sich die Menge damit verzehnfacht.
Monat für Monat flossen durchschnittlich 250.000 fm Nadelrundholz nach China. Allein im Oktober waren es fast 500.000 fm. Die strengen deutschen Verkehrspolizeikontrollen schlugen sich im November bereits in einem deutlichen Rückgang der Exportmenge nieder (rund 260.000 fm). Damit wird Deutschland die doppelte Menge dessen nach China exportiert haben, als der traditionelle Nummer 1-Kunde Österreich erhielt.
Logistische Meisterleistung
All das muss vor der komplexen Logistik betrachtet werden: Das Nadelrundholz muss nach China verkauft, auf Containerlänge ausgeformt, in den Container gefüllt, begast, zum Hafen gebracht und schließlich verschifft werden. Das ist eine logistische Meisterleistung der deutschen Waldbesitzer und Rundholzhändler.
Land | 2017 Schad-holz | 2018 | 2019* | Anmerkungen | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Käfer-holz | Wind-wurf | Schad-holz | Ein-schlag | Käfer-holz | Wind-wurf | Schad-holz | Ein-schlag | |||
Deutschland | 10.650 | 11.300 | 18.500 | 31.900 | 64.400 | 71.600 | 1.500 | 73.100 | 85.500 | Sturmtief Eberhart 11. März 2019; Einschlag 85 Mio. fm sind Holzkurier-Hochrechnung basierend auf Ministerien-Angaben 1-10/2019 |
Tschechien | 10.000 | 23.000 | 1.000 | 24.000 | 25.690 | 28.000 | 2.000 | 30.000 | 33.000 | Expertentelefonate; Windwurf 2019 Mortimer; Käferholz und Einschlag Holzkurier-Schätzung |
Österreich | 6.500 | 5.100 | 4.900 | 10.000 | 19.200 | 5.500 | 4.500 | 10.000 | 19.000 | Zahlen, Prognose Landwirtschaftskammer Österreich 12/19; Wind- und Schneebruchschäden (2019 besonders hoch) werden gemeinsam erhoben |
Slowakei | k.A. | 3.800 | 200 | 4.000 | 10.340 | 4.000 | 4.000 | 11.000 | Käferholz Holzkurier-Schätzung; Einschlagssteigerung parallel zu Nachbarländern(+ 10%) | |
Schweiz | 370 | 400 | 1.500 | 1.900 | 5.200 | 1.000 | 1.000 | 5.300 | Holzkurier-Schätzung: zwei bis drei Mal mehr 2018, hauptbetroffen Zürcher Unterland und Weinland | |
Italien | k.A. | k.A. | 8.600 | 8.600 | 13.000 | k.A. | 13.000 | Aufarbeitung Vaia-Schäden | ||
Total | 27.520 | 43.600 | 34.700 | 80.400 | 137.830 | 110.000 | 8.000 | 118.100 | 166.300 |
Euroblock-Forum
Analyse schadholzanfall bisher und Ausblick
Am 30. und 31. Januar fand in Freising/DE zum 17. Mal das Euroblock-Kundenforum statt. 200 Teilnehmer kamen aus der gesamten europäischen Verpackungsindustrie. Holzkurier-Chefredakteur Gerd Ebner präsentierte ihnen eine Analyse der derzeitigen Schadholzsituation in Mitteleuropa.