Österreich

Wegen Schadholz: 1 Mrd. € nötig

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 06.04.2020 - 07:27

Aufgrund des außergewöhnlich milden und trockenen Winters hat der Borkenkäferbefall in Österreichs Wäldern heuer besonders früh begonnen. Das wird einen hohen wirtschaftlichen Schaden für die Forstbesitzer bedeuten. „Die Situation ist absolut dramatisch“, meint Josef Moosbrugger, Chef der Landwirtschaftskammer (LWK) Österreich, gegenüber der APA. Bereits im Januar sei der Borkenkäfer in den österreichischen Wäldern gesehen worden. Um eine weitere Verbreitung einzudämmen, muss das Borkenkäferholz so schnell wie möglich aus dem Wald geholt werden.

Der Schadholzpreis decke nicht die Kosten für die Holzernte und Aufforstung. Darum fordert die LWK von der öffentlichen Hand 1 Mrd. € in den nächsten drei Jahren, um die Waldbesitzer zu unterstützen. Moosbrugger sieht die heimische Papier- und Sägeindustrie in der Mitverantwortung. Wenn man lieber das Holz aus dem Ausland importiere, werde das Borkenkäferholz im Wald in Österreich liegen bleiben.

Der Österreichische Biomasse-Verband legte am 3. April mit der Forstwirtschaft und den Leitbetrieben der Holzindustrie ein Sofortmaßnahmen-Paket vor, das in wenigen Monaten umsetzbar wäre. Damit können laut dem Biomasse-Verband über 25.000 Arbeitsplätze gesichert, die erneuerbare Energieproduktion um 8 Prozentpunkte erhöht, die CO2-Emissionen um 3 Mio. t gesenkt, 3 bis 4 Mio. fm ungenutztes Schadholz zwischengelagert und verwertet sowie 4,5 Mrd. € an Investitionen ausgelöst werden.

Konkret schlägt man folgende Maßnahmen vor:

  • sofortige Verlängerung des Biomasse-Grundsatzgesetzes zum Erhalt bestehender Anlagen
  • Vorzug des Ausbaus der Stromerzeugung aus Holz-KWK-Anlagen im Ökostromgesetz auf 3 THW bis 2025 sowie Abbau der Warteschlange für Neuprojekte noch 2021
  • rasche Umsetzung der Maßnahme „Raus aus dem Öl“ im Wärmemarkt
  • Aufstockung der Fördermittel für Biomasse zur Realisierung von 250 MW in Nah- und Fernwärmeanlagen und 100 MW in Prozesswärmeanwendungen bis 2025
  • sofortige Planung und Umsetzung von mehreren Großlagern (> 2 Mio. fm) für niederwertiges Schadholz bis Ende 2021 zur Abfederung und Nutzbarmachung von Schadholz
  • Errichtung von Reallaboren zur Einspeisung von Holzgas
  • Errichtung von Großanlagen zur Versorgung der land- und forstwirtschaftlichen Maschinenparks mit fortschrittlichen Biokraftstoffen

Das gemeinsam getragene Paket ist ein erster Schritt zur intensiven Zusammenarbeit der Forstwirtschaft, Holzwirtschaft und des Bioenergiesektors im Rahmen der Vorwärtsstrategie „Forst Holz Energie“ – mit den Zielen der Energiewende und des schnellen Ausstiegs aus der fossilen Energieabhängigkeit.