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LIGNA

„Zukunftsbaum Fichte“

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 04.11.2021 - 08:02

Im Zuge der digitalen Ligna von 27. bis 29. September trafen sich DeSH-Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt, Rettenmeier-Geschäftsführer Dr. Stephan Lang sowie Linck-Geschäftsführer Michael Baumann zu einer Podiumsdiskussion. Moderiert von Dominik Wolfschütz, dem Marktreferenten des VDMA-Dachverbands, stand der Onlinediskurs unter dem Thema „Sägewerkstechnik – Perspektive 2030“.

Neue Holzsortimente

Einen Blick in die Zukunft kommentierte Schmidt mit folgenden Worten: „Die Standortfrage wird entscheidend werden. Wir müssen uns auf neue Sortimente und anhaltend volatile Märkte einstellen.“

Schmidt betonte auch, dass sich die Säge- und Holzindustrie nicht auf ihren „Nachhaltigkeitslorbeeren“ ausruhen dürfe, denn auch der Mitbewerb und konkurrierende Materialien würden auf diesem Gebiet in Zukunft aufholen.

„Wir müssen uns auf neue Holzsortimente und volatile Märkte einstellen.“


Lars Schmidt, DeSH-Hauptgeschäftsführer

Weiterhin mit Fichte bauen

Das Thema rund um zukünftige Holzsortimente sah der Rettenmeier-Geschäftsführer differenzierter. Die Technik habe ihre Hausaufgaben bereits erledigt – siehe Baubuche. Lang glaubte jedoch, dass „Produkte aus anderen Holzarten zur Fichte nicht konkurrenzfähig sind. Sollte in Deutschland die Fichte nicht mehr zur Verfügung stehen, wird der Ort der Wertschöpfung ein anderer sein. Das ist dann eine logistische Frage, doch die Fichte wird der Zukunftsbaum bleiben“.

„Auch in Zukunft wird es keinen Dachstuhl aus Buche geben.“


Dr. Stephan Lang, Geschäftsführer Rettenmeier

Integration bis zurück in den Wald

Bezogen auf den Stand der Technik und was sich die Industrie in den kommenden Jahren erwarten darf, äußerte sich Baumann, wie folgt: „Industrie 4.0 und Datenverarbeitung werden auch in der Holzindustrie immer wichtiger werden. Die Branche muss sich stärker vernetzten. Gemeinsam mit Microtec arbeiten wir an einer durchgängigen CT-Erkennung, sodass wir am Ende rückverfolgen können, welches Brett aus welchem Baum stammt und umgekehrt.“

Die großen Themen Effizienz und Wertschöpfungssteigerung beim Rohmaterial Holz sind auch bei Linck zentraler Forschungsinhalt. „Wir arbeiten an einer Lösung, dass die Schwachstellen eines BSP-Elements dorthin gelegt werden können, wo später die Fenster- oder Türöffnungen ausgekappt werden“, kommentierte Baumann die aktuellen Forschungsentwicklungen bei Linck.

Treibender Faktor Rohstoffversorgung

Wie wird die Branche in zehn Jahren aussehen? Auf die Frage antwortete Lang, dass auch in Zukunft die großen Betriebe weiterwachsen würden und eine Verdrängung der Kleinbetriebe, welche bereits seit Jahren stattfinde, in den nächsten Jahren nicht aufhören werde. Baumann bestätigte diese These, er war sich jedoch sicher, dass auch kleine Sägewerke erfolgreich arbeiten könnten, wenn sie ihre flexiblen Nischen fänden, welche die großen Säger nicht mehr bedienen können.

Alle drei Diskutanten waren sich darüber einig, dass die Rohstoffversorgung der alles entscheidende Faktor in der Zukunft sein werde – sowohl für den größten als auch den kleinsten Säger. „Ein Baumartenmix wird immer wichtiger werden. Wir müssen lernen, jeden Bestandteil des Baumes so effizient wie möglich zu nutzen“, prognostizierte Schmidt.

„Kleine Säger können auch in Zukunft sehr profitabel arbeiten – sie müssen ihre Nische finden.“


Michael Baumann, Geschäftsführer Linck

Politik bei Logistik gefordert

„Eine regionale Wertschöpfungskette wird auch weiterhin wichtig bleiben. Wir müssen uns jedoch aufgrund der hohen Unsicherheiten davon unabhängig machen.

Die Politik ist bei den Themen Klimawandel und Rohstoffbesorgung gefordert – auch das Thema Nasslagerplätze ist nach großen Sturmereignissen, wie Kyrill, noch immer nicht ausdiskutiert“, kommentierte Schmidt die zukünftige Situation am Rohstoffmarkt.

Angesprochen auf die Politik, meinte Lang: „Zum einen müssen endlich die erforderlichen Rahmenbedingungen für die großen Kalamitäten geschaffen werden. Wir müssen den enormen anfallenden Mengen mit riesigen Kapazitäten und geeigneten Logistikkonzepten begegnen können.“

Weiter mahnte Lang, zukünftig die richtigen waldbaulichen und forstwirtschaftlichen Entscheidungen zu treffen, denn „ohne eine heimische Fichte wird die Wertschöpfung ins Ausland abwandern“.

Drei Wünsche

Schmidts drei Wünsche an die Säge- und Holzindustrie sind: „Kommunikation, Kommunikation und Kommunikation – abgestimmt und einheitlich.“ Dies ist laut dem DeSH-Geschäftsführer ein essenzieller Bestandteil, um auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften zu können. Am wichtigsten sei und bleibe aber der Rohstoff, denn „ohne Rohstoff gibt es gar nichts. Keine Forstwirtschaft, keine Säge und keine Weiterverarbeitung“.