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Exportmengen Nadelschnittholz und Hobelware aus Österreich, Deutschland und Schweden in die fünf größten Abnehmerländer der Levante (Ägypten, Algerien, Saudi-Arabien, Marokko, Libyen) und die Entwicklung der Marktanteile im gesamten Levanteraum © Holzkurier

Schweden stürmen Levante

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 11.07.2012 - 11:14
Die Bedeutung der Levante* als Absatzmarkt für die europäische Holzindustrie ist immens. Allein Österreich, Deutschland und der größte Exporteur – Schweden – liefern konstant über 4 Mio. m3/J Nadelschnittholz und Hobelware nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten.
Nach vereinzelten Berichten deutschsprachiger Exportsägewerke über „aggressiv auftretende Schweden, die sich in der Levante ausbreiten“, hat der Holzkurier die Exportdaten** der vergangenen vier Jahre analysiert. Knapp über 4 Mio. m³ wurden 2008 von Deutschland (Marktanteil: 14 %), Österreich (26%) und Schweden (60%) in die erwähnten Länder exportiert. Von 2008 bis 2011 wuchs die Menge um 9 % auf 4,38 Mio. m³ – aber die Aufteilung des Kuchens ist eine andere: Schweden lieferte im Vorjahr mit 2,9 Mio. m³ 66 %, Deutschland baute mit 831.000 m³ seinen Marktanteil auf 19 % aus, aber Österreich verlor an Menge (von 1,03 Mio. m³ auf 651.000 m³) und mit einem verbleibenden Anteil von 15 % massiv an Boden.

Libyen-Fokus machte anfällig

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Exportmengen Nadelschnittholz und Hobelware aus Österreich, Deutschland und Schweden in die fünf größten Abnehmerländer der Levante (Ägypten, Algerien, Saudi-Arabien, Marokko, Libyen) und die Entwicklung der Marktanteile im gesamten Levanteraum © Holzkurier

Die Hauptmärkte für Österreich sind Algerien, Libyen und Saudi-Arabien. Die Lieferungen in libysche Häfen waren aufgrund der politischen Umbrüche im Vorjahr massiv rückläufig – für Österreich bedeutete das eine reduzierte Menge von rund 200.000 m³. Gleichzeitig gehen die Mengen nach Algerien konstant zurück: von 433.000 m³ (2008) auf nur mehr 313.000 m³ im Vorjahr.
Trotz oft wiederholter Beteuerungen, wie wichtig die Levante als Absatzmarkt sei, verliert Österreich offenbar konstant an Menge und – in noch größerem Ausmaß – an Marktanteil. Ein Grund dafür ist wohl, dass der größte Nadelschnittholzabnehmer der Region, Ägypten, ein klassischer Rotholzmarkt ist. Zudem durchlebt das Land am Nil den politischen Umbruch ruhiger als Libyen, was den Holzbedarf hochhielt. Ägypten kaufte im Vorjahr 1,1 Mio. m³ Nadelschnittholz und Hobelware aus Schweden. Das sind nur um 0,5 % weniger als 2010.

An den Nil und an den Golf

Der wichtigste Levante-Markt für deutsches Nadelschnittholz ist Saudi-Arabien, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten. Während die Ägypter brav weiter schwedisches Holz kauften, halbierten sich die deutschen Lieferungen auf 102.000 m³. Wesentlich besser lief es in den VAE, die mit 156.000 m³ im Vorjahr um 38 % mehr Holz aus Deutschland kauften als noch 2010. Leichte Rückgänge gab es in Saudi-Arabien (–16 % auf 211.000 m³). In Folge konnten Österreich und Schweden dort reüssieren.

2012: Trend setzt sich fort

Die Levante bleibt ein volatiler Markt, das zeigen die Zahlen des I. Quartals. Deutschland konnte in Saudi-Arabien deutlich aufholen und liegt mit 43.000 m³ um 59 % über dem Vorjahr. Mit Algerien kam ein stark wachsender Markt hinzu, welcher bis März bereits 40.000 m³ (Verzwölffachung!) aufnahm.
Österreich exportierte dagegen mit 200.000 m³ im I. Quartal erneut um 22 % weniger in die Levante als im Vorjahr. Deutliche Abnahmen gab es in Algerien (–28 % auf 77.000 m³) und Saudi-Arabien (–18 % auf 36.900 m³). In die VAE wurden die Exporte mit 24.800 m³ im I. Quartal dafür vervierfacht.
Schwedens Levante-Bilanz des I. Quartals glänzt in allen wichtigen Absatzländern. Nach Ägypten gingen mit 354.000 m³ um 44 % mehr Nadelschnittholz. Algerien kaufte mit 162.000 m³ um 48 % mehr. Saudi-Arabien legte mit 132.000 m³ bis März gar um 75 % zu. Auch die schwedischen Lieferungen nach Libyen haben sich mit 21.400 m³ im I. Quartal gegenüber dem Vorjahrszeitraum mehr als verdoppelt.
In Summe stiegen Schwedens Exporte im I. Quartal um 11 % oder 302.000 m³. Diese Menge landete komplett in der Levante.

* Der Holzkurier zählt folgende Länder zur Levante (allegorisch für „Morgenland“): Ägypten, Algerien, Äthiopien, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Qatar, Kuwait, Libanon, Libyen, Malta, Marokko, Oman, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Tunesien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE).** Während Deutschland und Schweden ihre Levante-Exporte direkt statistisch erfassen, scheinen Österreichs Ausfuhren aufgrund des Umschlags in Koper oder Rijeka zunächst als Slowenien- oder Kroatien-Exporte auf. Um das auszugleichen, wurden diese Exportmengen zu 35 % auf Algerien, 25 % auf Libyen, 18 % auf Saudi-Arabien und 3 % auf die VAE aufgeteilt. Die Ausnahme war das Krisenjahr 2011, in dem die Aufteilung auf 44 % Algerien, 28 % Saudi-Arabien, 5 % Libyen und 4 % VAE geändert wurde.