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Entwicklung des Absatzindikators von Juli 2009 bis zum Juli 2012 © Holzkurier

Italien-Alternativen

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 07.08.2012 - 17:03
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Entwicklung des Absatzindikators von Juli 2009 bis zum Juli 2012 © Holzkurier

Vorbei sind offenbar die Zeiten, als im Juni, Juli die Preise für baunahe Holzprodukte ihre Höhepunkte erreichten. Das spielte es schon 2011 nicht mehr und heuer ist es nicht viel anders. Der Absatzindikator legte also im Juli nicht zu, sondern gab leicht nach: 105,1 % (–0,2 %).

Italienmengen woanders unterbringen

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Schnittholzpreisbild von Juli 2009 bis zum Juli 2012 © Holzkurier

Wie ein roter Faden zieht sich durch alle Preisgespräche die Hauptursache für die Misere: die schwache Nachfrage in Italien. Die Mengen, die derzeit dort nicht abgesetzt werden können, müssen woanders ihre Abnehmer finden.
Ein Beispiel dafür ist der BSH-Markt in Deutschland. Ein Markt, der von allen als nicht schlecht beurteilt wird, wird von vergleichsweise geringen österreichischen Zusatzmengen doch stark belastet. Zum südösterreichischen Großanbieter, der spätestens seit 2011 durch Preisaktionen auffällt, kommen weitere Marktneulinge hinzu.

Italien-Flüchtlinge nicht willkommen

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Brettschichtholz-Preisbild von Juli 2009 bis zum Juli 2012 © Holzkurier

Die österreichischen „Italien-Flüchtlinge“ sind in Deutschland nicht willkommen. Ihnen wird von deutschen BSH-Produzenten unterstellt, abseits aller Marktgepflogenheiten in Süddeutschland direkt zu verkaufen. Die übliche Handelsspanne wird an den Endkunden weitergegeben.
Im Scherz werden von deutscher Seite „Schutzzölle“ verlangt. Die Importe aus dem Süden sollen nämlich mitverantwortlich sein, dass die Preise nicht aus dem Keller kommen. Eine Preisspanne von 385 bis 399 €/m3 für BSH hat der Holzkurier für Juli erhoben. Speziell die untere Preisgrenze gab stark nach.
Umgekehrt gab es bei den BSH-Lamellen keine Vergünstigung. Die Preisspanne liegt unverändert zum Juni bei 196 bis 199 €/m3 frisch franko. „Bei Lamellenpreisen um die 195 €/m3 hatten wir üblicherweise immer BSH-Preise von 410 bis 420 €/m3“, umreißt ein Hersteller die derzeit unbefriedigende Lage.

Bau läuft in Deutschland

Grundsätzlich läuft der Wohnungsbau in Deutschland stabil. Es wird in „Beton-Gold“ angelegt – und das wohl auch noch 2013. Entsprechend zuversichtlich wären die deutschen Produzenten – wenn, ja wenn nicht der Druck aus dem Süden wäre …

Wiederaufbau in Beton und Stahl?

Aus Italien selbst ist nicht viel Positives zu berichten. Der 50 Mio. €-Strohhalm des Kindergarten- und Schulen-Neubaus nach dem Erdbeben soll ersten Meldungen zufolge überwiegend in Stahl und Beton errichtet werden (s. Beitrag S. 9). Das wäre ein schwerer Rückschlag. Gerade die Argumente Schnelligkeit, Erdbebensicherheit, Energieeffizienz und Preis hätten nach den Abruzzen-Leistungen punkten sollen.
Laut Holzkurier-Erhebungen sind die Schnittholzpreise in Italien im Juli konstant geblieben. Frei Grenze notieren Rohhobler in der weiten Preisspanne von 228 bis 243 €/m3. Die Nachfrage nach Rohhoblern sei weiterhin schwach, wird berichtet. Die Preise
für 17 mm-Seitenware liegen zwischen 132 bis 136 €/m3 (frei Grenze).
Manche bemängeln weiterhin, dass vonseiten österreichischer Anbieter kein wirkliches Preisniveau existiere. Bei Morali ergibt sich zwischen billigstem und teuerstem Angebot eine Preisdifferenz von 22 €/m3. Ein Grund mag sein, dass manche Sägewerke bereits intensiv die Möglichkeiten in der gut nachfragenden Levante nutzen. Sie können in Italien mehr verlangen, weil sie es in der Levante auch erhalten. „Andere liefern ins überfüllte Italien um Preise, die 10 €/m3 unter den Frei-Hafen-Preisen für die Levante liegen“, beklagt sich einer.

Wer wagt, gewinnt

In der Levante ist vieles im Umbruch. Nicht nur politisch, auch wirtschaftlich gibt es neue Ansprechpartner. Neue Händler, etwa in Libyen, suchen neue Lieferanten – hier könnten sich Möglichkeiten für Unternehmen auftun, die bisher nicht dorthin verkauften. Nachfragende Länder wie China, Korea, Japan, Australien, … sind wohl eher den Groß-Unternehmen mit entsprechenden Kontakten vorbehalten.
In Italien ist der Juli nur von „Bagatellmengen-Orders“ geprägt gewesen. Von längerfristigen Verträgen oder gar Lieferprogrammen war nichts zu erfahren. Einmal mehr wird damit spekuliert, dass manche italienischen Abnehmer „nach den Ferien nicht mehr aufsperren werden“. Ähnliche Gerüchte bewahrheiteten sich zwar in den Vorjahren nicht. Doch heuer ist ja vieles anders.

Risiko wird höher

Auf jeden Fall werden alle vorsichtiger. Die Kreditversicherer dürften heuer schon viel zu zahlen gehabt haben, entsprechend strenger sind ihre Auflagen. „Das gestiegene Risiko bei höheren Außenständen kann man kaum in die Italienpreise reinkalkulieren“, heißt es weiter.
Die italienischen Bauziffern sollen im 1. Halbjahr im zweistelligen Prozentbereich unter dem Vorjahr liegen. Ein Hauptproblem ist die Kreditklemme auch für Privatpersonen. So werden fertiggestellte Wohnungen schwerer verkäuflich. Und auch der Renovierungssektor – bis zum Herbst 2011 die Stütze im Holzabsatz – soll nachgegeben haben.