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EOS-Präsident Sampsa Auvinen © EOS

Günstige Aussichten

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.04.2017 - 07:41

Günstige  Aussichten Nadelschnittholz-Nachfrage wird stärker zulegen als das Angebot Wir sprachen mit EOS-Präsident Sampsa Auvinen über die Entwicklung der europäischen Sägeindustrie und die Absatzchancen im In- und Ausland.

Wie hoch war die Schnittholzproduktion 2016? Erste Schätzungen belaufen sich auf 81,4 Mio. m3 (+0,1 %). Ist diese Zahl korrekt?
Die definitiven Zahlen wurden noch nicht veröffentlicht, aber im Moment liegt die Schätzung der Produktion der EOS-Mitglieder 2016 bei 81,8 Mio. m3, was einem Anstieg von 1,9 % im Vergleich zu 2015 gleichkommt. Die größten Produktionszuwächse sahen wir in Deutschland, Großbritannien und Finnland. Die schwedische Produktion sank hingegen.

Wie sind die Erwartungen für heuer? Ist mit einer günstigeren Marktlage zu rechnen?
Die Vorhersage für 2017 verspricht einen Anstieg der Produktion um 1,5 % auf 83,1 Mio. m3. Die Nachfrage auf den meisten Märkten zeigt sich positiv und wir gehen davon aus, dass die Nachfrage stärker ansteigen wird als das Angebot. Dies sollte sich positiv auf die Preisentwicklung auswirken.

Was können Sie über die Wirtschaftslage der europäischen Sägewerke sagen?
Im Großen und Ganzen konnte die Industrie ihre Finanzergebnisse verbessern. Trotzdem gibt es einige Regionen, die unter unzureichender Ertragskraft leiden. Die Sägebranche müsste ein EBITDA von mindestens 8 bis 10 % erzielen, um sowohl Investitionen als auch eine positive Entwicklung zu ermöglichen. Dieses Niveau wird nicht überall in Europa erreicht.

Wird sich diese wirtschaftliche Lage 2017 verbessern?
Die Ertragslage wird sich in vielen Regionen verbessern, aber insgesamt erwarte ich heuer für die branchenweite Ertragslage nur eine geringfügige Besserung. Aber die Investitionen steigen infolge einer besseren Ertragslage.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Rohstoffpreise?
Im Allgemeinen ist die Rohstoffverfügbarkeit zufriedenstellend. Die Rundholzpreise blieben im gesamten Jahr 2016 konstant, aber mit der steigenden Produktion gibt es auch in diesem Bereich Aufwärtstendenzen. Der ungünstige Pelletsmarkt drückt die Preise für Sägespäne, was sich negativ auf die Branche auswirkt.

Ist Deutschland der Markt für eine substanzielle Nachfragesteigerung in Europa?
Der starke Baumarkt in Deutschland ist ein wichtiger Faktor für das generelle Wachstum im Bereich Nachfrage. Aber auch andere europäische Märkte zeigen nun nach mehreren schwächeren Jahren eine positive Entwicklung. Positive Anzeichen finden sich zum Beispiel auf den Märkten in Frankreich und Spanien.

Was sind Ihre Erwartungen für die Levante im Jahr 2017?
Die Levante erfuhr aufgrund gesellschaftlicher und politischer Ereignisse mehrere Jahre der Unruhe. Dies hat sich im Zusammenspiel mit niedrigen Ölpreisen negativ auf die Nachfrage ausgewirkt. Die Marktsituation in Ägypten wurde hierdurch besonders in Mitleidenschaft gezogen. Ich denke zwar, dass der Tiefpunkt erreicht ist, erwarte allerdings nicht, dass sich die Nachfrage schnell erholt. Die Levante-Märkte werden weiterhin schwach bleiben, aber sich vermutlich auch nicht noch weiter verschlechtern.

Ist heuer das Jahr, in dem mehr Lieferungen in die USA gehen werden?
Hausbaubeginne in den Vereinigten Staaten ziehen zusehends an und die Schnittholznachfrage steigt. Europäische Lieferungen verzeichneten eine Steigerung von 172 % zwischen Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Schweden ist der größte europäische Exporteur und die Lieferungen zeigten im Januar und Februar ein Plus von 437 %. Europas Gesamtausfuhrmenge in die USA könnte 2017 1 Million m3 überschreiten. Das bedeutet, dass der US-Markt seine wichtige Rolle für die gesamte Branche wiedererlangt hat.

Wie sehen Sie den Brexit und dessen Konsequenzen?
Während sich die durch den Brexit bedingte Unsicherheit im Handel derzeit nicht abzeichnet, ändern sich die Dinge möglicherweise künftig. Jüngste Informationen besagen, dass Hauseigentümer bis zu zehn Monate mit dem Verkauf warten, da hohe Verkaufspreise und wirtschaftliche Unsicherheit den Immobilienmarkt geschwächt haben. Die Unsicherheit, die das Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU mit sich zieht, wird unweigerlich andauern. Die Verhandlungsergebnisse und die Auswirkungen auf die britische und die europä- ische Wirtschaft werden vermutlich noch bis zu einem Jahrzehnt im Unklaren liegen.

Wie sieht es mit China aus? Wird China Deutschland bei Qualitätsschnittholz ablösen – zum Beispiel bei Lamellen oder Brettschichtholz?
Die Nachfrage am chinesischen Markt bleibt stark und China hat sich im Laufe des Vorjahres zu einem der Hauptmärkte für viele europäische Sägeländer entwickelt. Ende 2015 zeigte Chinas Wirtschaft Zeichen einer Verlangsamung. Diese Vorboten haben sich allerdings nicht bewahrheitet und die Schnittholzeinfuhren nahmen stetig zu. Es wird interessant sein zu sehen, wie lange dieses Wachstum anhält. Die momentane Lage ist beinahe zu gut, um wahr zu sein.

2016 entwickelte sich in Mitteleuropa ein neuer Zugang zu Brettsperrholz. Architekten begannen, mehr BSP zu verwenden als je zuvor. Wird dies die Einstellung der Skandinavier zu diesem Produkt ändern?
Der Anstieg des Einsatzes von BSP am Bau ist eine ausgesprochen positive Entwicklung. Momentan werden laufend neue Rekorde aufgestellt: Die errichteten Holzbauten werden immer höher und höher. Ich hoffe, dass BSP auch in hybride Gebäude Einzug hält und sich als massentaugliches Baumaterial etabliert, also neben Stahl, Glas und Beton Gebrauch findet. Dies wird die Verwendung von Holz als Baumaterial in hohen Gebäuden enorm steigern.

Welche Probleme sehen Sie für den globalen Holzmarkt?
Die Containerfrachtgebühren sind jüngst dramatisch angestiegen, aber ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung nicht lange halten wird. Sehr hohe und plötzliche Preisanstiege sorgen für Unruhe auf den Märkten und diese Anstiege für die Containerfrachtgebühren betreffen vor allem europäische Lieferungen nach Japan und China.

Zitat

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EOS-Präsident Sampsa Auvinen © EOS

„Das nötige EBITDA von 8 bis 10 % wird selbst heuer nicht von allen Sägewerken erreicht werden.“
Sampsa Auvinen, EOS-Präsident