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Halbjahresbilanz Sägeindustrie Österreich

Aufwärtstrend hält: +5%

Ein Artikel von Gerd Ebner | 11.09.2017 - 08:17

Schon im 1. Halbjahr legte die Nadelschnittholzproduktion Österreichs um 5% zu. Voraussetzung dafür war ein entsprechend starker Bedarf der Schlüsselmärkte. „Nahezu alle Sortimente legten zu“, erläuterte Jöbstl. Gemeinsam mit Dr. Carl-Erik Torgersen, Vorsitzender Holzhandel Österreich, war er zuversichtlich, dass die Nachfrage im III. und IV. Quartal ähnlich hoch sein wird.

Mehr Rundholz

Die Rundholzversorgung wäre im 1. Halbjahr regional ganz unterschiedlich gewesen. Gute Qualitäten hätten gefehlt. Man sah eine Fortsetzung des „üblichen“ 17 Mio. fm-Einschlags vorher. Die nun eingetretenen Käfer- und Sturmereignisse werden laut Jöbstl Mehrmengen bringen. Die Sägeindustrie sieht den Einschlag Richtung 18 Mio. fm klettern. Das Inlandsaufkommen werde daher heuer steigen, die Importabhängigkeit werde etwas unter das bisherige Niveau sinken (Anmerkung: rund 40% des österreichischen Rundholzbedarfs wird importiert).

Der Tiroler Torgersen erläuterte noch, dass etwa Bayern ja immer zum natürlichen Einzugsgebiet der Tiroler Säger gehört. „Wir müssen auch der dortigen Forstwirtschaft angesichts deren Kalamitätsproblematik helfen“, warf er ein. „Ein völliger Importstopp geht nicht.“

Das Überangebot sei momentan punktuell. Die angefallenen Qualitäten sind solche, die nicht so gefragt sind. „So viel als möglich zwischenlagern – das ist das Gebot der Stunde. Gemeinsam müssen wir uns um waldferne Zwischenlager kümmern“, so Jöbstl. Die geringe Arbeitszeitflexibilisierung mache es schwierig, rascher produktionsseitig aufzudrehen. Hier ortet er massiven Nachholbedarf in Österreich. Auch fehlen mitunter Arbeitskräfte.

Wunsch und Wirklichkeit

Die österreichische Sägeindustrie beharrt auf ihrem Wunsch, dass sich der Einschlag den 22 Mio. fm/J nähert, die ohne Zuwachsüberschreitung möglich wären. Dass man derzeit kalamitätsbedingt bei 1 Mio. fm zusätzlich überlastet ist, ist für ihn nur ein „kurzfristiges Problem“. „Die Mehrmengen kamen zu einem Zeitpunkt, als alle Rundholzlagerplätze schon voll waren, alle sich versorgt hatten. Binnen weniger Wochen wird sich der Abfuhrstau im Wald auflösen“, ist Jöbstl zuversichtlich.

Die Erzielung der 22 Mio. fm-Einschlagsmarke werde noch viele Jahre dauern. „Ein jährlich um 5% höherer Einschlag - das wäre meine Erwartung“, formulierte es Jöbstl. Es werde aber immer schwieriger, die Waldbesitzer anzusprechen. Stichwort: hofferne Waldbesitzer.

Weltmarktanteile zurückgewonnen

Jöbstl freut sich über die 5%ige Produktionssteigerung, da sie zum richtigen Zeitpunkt kommt. Österreich kann so wieder Marktanteile zurückgewinnen, die man 2011 bis 2014 verloren hat. „Damals hatten wir den teuersten Rohstoff -und davon noch zu wenig“, deute er nochmals auf kritische Versorgungsjahre.

Torgersen machte den globalen Mehrbedarf mit einem Begriff fest: „Asiatisches Jahrhundert“. So kämen etwa aus China enorme Impulse. Selbst wenn Österreich dorthin nur wenig liefert, würde jeder Kubikmeter dort Märkte woanders entlasten. „Märkte wie Indien und Pakistan werden heute so oft genannt, wie früher Algerien und Tunesien“, machte Torgersen auch auf die sinkende Bedeutung der Levante aufmerksam. Zwar gebe es dort enormen Bedarf, alleine der Devisenmangel und die politische Instabilität mache die Geschäfte immer schwieriger, analysierte Torgersen.

Die österreichische Sägeindustrie exportiert 60% ihrer Produktion. Erfreut zeigten sich Sägeindustrie und Handel daher über den Mehrbedarf Italiens, des Abnehmers Nummer 1. Auch Deutschland – Abnehmer Nummer 2 – legte heuer im zweistelligen Bereich zu.

Bau wächst, Holzbau noch mehr

Der mittelfristige Ausblick sei laut Jöbstl zufriedenstellend. Der europäische Wohnungsmarkt, der 2013 bis 2016 schon um 25% zulegte, wird auch in den kommenden Jahren weiterwachsen. „Zwar nicht mehr mit 5% pro Jahr – aber es geht weiter bergauf“, so Jöbstl, der insgeheim doch auf stärkere Zunahmen setzt. Denn: Der Holzbau legte bisher immer stärker zu als der traditionelle Massivbau. „Mit BSH und BSP haben wir Produkte, mit denen wir am Markt beständig besser performen. Holzhochhäuser werden mittlerweile weltweit gebaut.“ Weitere Produktentwicklung und bessere Rohstoffeffizienz nannte er als Hausaufgaben.

Deutschland wachse heuer nicht mehr ganz so überhitzt, wie etwa die 2016er Baugenehmigungen gezeigt hätten. „Trotz Abkühlung sind es immer noch +7%“, verwies Jöbstl. Der Aufholbedarf Großbritanniens am Bau hätte ebenfalls Potenzial.