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Holzexporteursrunde in Cormons/IT

Rundum eitel Wonne

Ein Artikel von Gerd Ebner | 11.10.2017 - 08:25

Einen „so positiven Bericht wie noch nie in den vergangenen 20 Jahren“ gab die Runde für den österreichischen Markt ab. Im Westen läuft es so gut, „dass der Preis fast egal ist, wenn man gesichert liefern kann“. Etwas abgeschwächt sei die Lage im Osten.
Die österreichischen Holzbauunternehmen sind voll ausgelastet, freie Handwerker daher schwer zu bekommen. Die drei Gründe der Hochkonjunktur: Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen. Auch die ländliche Jugend braucht leistbaren Wohnraum – das derzeitige Zinsniveau fördert das Bauhoch. Da parallel der Hallen- und auch der landwirtschaftliche Bau boomen, ist es für Handwerker mitunter schwer, noch Aufträge unterzubringen.


Sogar in Italien leichter Optimismus
Selbst in Italien gibt es einen leichten Optimismus. Klassische Bauware, wie Schmalware, geht in Italien zwar weiterhin schlecht, aber alles, was der Restaurierungsbereich dort benötigt, ist gefragt. Von den italienischen Importeuren werden viele positive Entwicklungen nicht kommuniziert, die es aber gibt: Aufgrund der nahen Wahlen werden überall Bauprojekte angestoßen, außerdem wuchs die Industrie 2016 um 4,4 %, heuer gab ein tolles Tourismusjahr.


Eklatantes Transportproblem
Als aktuelles Hauptproblem wird der Transport festgemacht. Es fehlen Transportkapazitäten, da Frächter aufgrund der fehlenden Rückfracht Italien meiden. Außerdem gibt es zu wenige Fahrer und die starke deutsche Konjunktur bindet Kapazitäten.
„Seit drei Wochen ist der Mangel an Fuhren eklatant. Bei 30 % der Aufträge bekommen wir keine Lkw mehr“, beklagte einer wörtlich. Die Transportkosten steigen, was bei günstigeren Sortimenten, wie Seitenware, zu einem echten Problem werde.


Preistreu, keine Nervosität
Der Verpackungsbedarf in Italien ist ungebremst, wenn auch mit einem schwachen Start nach dem Ferragosto. „Angesicht der Schadholzmengen in Österreich werden von den Kunden Preisreduktionen erwartet. Die Säger sind aber wegen der starken Nachfrage preistreu. Niemand wurde bisher nervös – auch, weil ja immer noch das Rundholz zu alten Preisen auf Lager liegt und die angefallenen Schadholzmengen in Relation zum Bedarf gering sind“, lautete das Resümee in der Holzexporteursrunde.
KVH-Rohware und NSi-Lamellen gaben bisher fast als einzige Sortimente im Preis nach. KVH-Rohware notiert nun bei 10 €/m3 weniger als im August (knapp über 200 €/m3). Sichtware könnte sogar weniger werden – hier seien die Preise „absolut fest“. Einer warf ein, dass Sichtqualitäten in Italien im Preis steigen könnten: „Die Kunden legen sich keine Lager an, weil sie Just-in-time-Lieferungen gewohnt sind. Da könnte es für einige eng werden.“


Deutschland – in kommenden Jahren guter Absatz

Die Genehmigungszahlen sind in Deutschland weiterhin hoch. „Von der Genehmigung bis zum Bau dauert es. Schon jetzt haben wir 600.000 rückstehende Genehmigungen – in den kommenden drei Jahren braucht man sich als Bauzulieferer also keine großen Sorgen zu machen“, wurde in Cormons erwähnt. Die für den Holzbau wichtigen Aufstockungen kommen hier noch hinzu. „Eigentlich kann in den nächsten fünf Jahren nicht viel schiefgehen. Daher herrscht auch eine grundsolide Stimmung.“
Der Arbeitskräftemangel sei in Deutschland allerdings eklatant. Wegen fehlender Fahrer gebe es beispielsweise schon Löhne von 16 €/h für Staplerfahrer. „Da wird eine Kostenspirale angeworfen, die zu einer Überhitzung im Personalbereich führen könnte“, erfuhr man.


Preiskurve verflacht in Skandinavien
Im VI. Quartal erwartet man in Skandinavien eher stabile Preise – auch, um einer allfälligen Überhitzung vorzubeugen. Eine leichte Abschwächung gab es zuletzt nur bei Rauspund. Finnland festigte seine Stellung in China, das mit jährlichen Importzuwächsen von 20 % aufwartet. Die Schweden bedienen derweilen auch den skandinavischen Bauboom mit weiteren Mengen. Die Sägewerke in diesen beiden skandinavischen Ländern verdienten in den Vorjahren gutes Geld.
China ist mit Preisen von rund 225 €/m3 selbst für mindere Qualität speziell für finnische Exporteure sehr interessant. 260 €/m3 erlöst Seitenware sägefallend. Hauptware notiert um die 270 €/m3. Hinzu kommt, dass die Containerfrachtpreise zuletzt deutlich nachgaben.


* Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt: Cappellari, St. Stefan; Cato Holzhandel, Innsbruck; Jung, Maishofen; Georg Pagnia, Oldenburg/DE; Teuschler, Waltersdorf; Weiss, Reitdorf