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Podiumsdiskussion in Berlin mit Steffen Rathke, Thomas Lädrach, Carsten Doehring, Ulf Weber, Lars Schmidt, Leonhard Nossol und Richard Stralz (v. li.) © Günther Jauk

Kongress

Die Fichte als Baum der Zukunft

Ein Artikel von Günther Jauk | 20.03.2019 - 08:22

Der Klimawandel ist Fakt. Darüber war man sich am 14. und 15. März am AGR-Rohstoffgipfel und Kongress der Säge- und Holzindustrie 2019 einig. Neben großen Herausforderungen berge diese Veränderung der Rahmenbedingungen aber auch eine gute Möglichkeit für die Branche, sich als „zentralen Teil der Lösung des Problems“ zu positionieren, so der Tenor der in Berlin abgehaltenen Konferenz. Darüber hinaus wurde von beiden Seiten der Wertschöpfungskette Forst und Holz eine engere und bessere Zusammenarbeit gefordert.

An der Fichte als „Brotbaum der Forst- und Holzwirtschaft“ wurde nicht gerüttelt – stattdessen stand die Züchtung klima- und schädlingsresistenter Pflanzen zur Diskussion.

Bessere Zusammenarbeit gefordert

„Forst- und Holzwirtschaft müssen ihr kurzfristiges Denken über Bord werfen und miteinander arbeiten“, formulierte es Leonhard Nossol, Präsident AGR, in Berlin – eine Forderung, die auch seitens der Forstwirtschaft, namentlich von BaySF-Vertriebsleiter Norbert Remler, unterstützt wurde. Dieser wünschte eine „objektive Preisfindung“ und eine „gemeinsame Lösung der Lagerthematik“. Gebhard Dünser von Binderholz Deutschland, der die Forderung nach mehr Zusammenhalt und besserer Kommunikation in der Branche ebenfalls begrüßte, sah die „Lagerproblematik für den Kleinwald nur auf Industrieseite lösbar“ und befürchtete, dass „große, fix eingerichtete Nasslagerstätten aufseiten der Forstwirtschaft zur künstlichen Verknappung des Rohstoffes führen könnten“.

Beide Seiten gingen in Berlin eher offen aufeinander zu und sahen die Veranstaltung als möglichen Startschuss für einen künftigen Dialog und ein partnerschaftlicheres Miteinander – man darf gespannt sein, wie belastbar diese Ankündigung sein wird.

Fichte noch nicht am Ende

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Rund 300 Teilnehmer folgten der Einladung nach Berlin zum Kongress der Säge- und Holzindustrie Mitte März © Günther Jauk

Dr. Silvio Schüler, Leiter des Instituts für Waldwachstum und Waldbau des BFW Österreich, warf in Berlin – zur Freude vieler Anwesenden – einen positiven Blick auf die Zukunft der Fichte. Diese und auch andere Nadelhölzer seien noch nicht am Ende, Waldbau und Forstpflanzenzüchtung böten durchaus Optionen zur Anpassung an den Klimawandel. Gerade bei der Züchtung eines passenden käfer- und trockenresistenten Pflanzguts gäbe es in Deutschland und Österreich aber noch viel zu tun. Man müsse die wissenschaftlichen Erkenntnisse konsequent umsetzen.

Zudem verkürzen sich die Umtriebszeiten maßgeblich – die Flächenleistungen legen zu. Als Extrembeispiel nannte Schüler einen steirischen Standort auf 1200 m Seehöhe. Dort steht neben einem 140 Jahre alten Stamm mit 39 cm Durchmesser eine 25-jährige Fichte mit 30 cm Durchmesser. Steffen Rathke, Vizepräsident des DeSH und Präsident Deutscher Holzwirtschaftsrat, wies beim Kongress in diesem Zusammenhang auf die sich ändernden mechanischen Eigenschaften des Holzes hin: „Der Wald wächst aus der Normung raus – ein Problem, das wir möglichst rasch in Angriff nehmen sollten.“

USA als großes Fragezeichen

Mit einer Schnittholzproduktion von 23 Mio. m³ erzielte die deutsche Holzindus-
trie 2018 das zweithöchste Produktionsvolumen der Geschichte. „Wir haben auf die ex-
treme Rundholzsituation reagiert und das Maximum aus den Sägewerken herausgeholt“, so die Einschätzung von Jörn Kimmich von Ante-Holz, der für 2019 ein ähnliches Ergebnis erwartet: „Der Rohstoff lässt es zu und wenn einer unserer Exportmärkte schwächelt, dann tut sich meist ein anderer auf.“ Nicht ganz so positiv beurteilte Carsten Doehring, Geschäftsführer von Ilim Timber und Präsident des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverband, die Situation. Er macht den Erfolg des laufenden Jahres von der Situation in den USA abhängig: „Wenn dieser Markt läuft, haben wir keine Probleme.“ Am Heimmarkt sehen Kimmich und Doehring kaum noch Entwicklungspotenzial – dieser sei bereits sehr gut ausgelastet.

Sampsa Auvinen, Präsident Europäischer Sägewerksverband, warnte die Branche in diesem Zusammenhang vor vorschnellen Kapazitätserweiterungen. Man müsse auch bei kurzfristig auftretenden Problemen langfristig denken. Ein Ausbau der Kapazitäten könne später zu Problemen führen.