HOLZINDUSTRIE SCHWEIZ

Erholung nach Frankenschock

Ein Artikel von Günther Jauk | 04.12.2019 - 11:14
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Thomas Lädrach, Präsident Holzindustrie Schweiz

Für das laufende Jahr erwartet sich Thomas Lädrach, Präsident der Holzindustrie Schweiz, ein ähnlich gutes Ergebnis wie für 2018, obwohl sich bereits eine Abschwächung der sehr guten Auftragslage bemerkbar macht: „Die Säger haben versucht, noch mehr Menge zu machen, doch der Rundholzmarkt ist überlastet und die Exportkanäle sind zu. Positive Signale sendet hingegen der Bausektor – dieser wächst bereits seit über zehn Jahren unaufhörlich.“ 

Mit dieser Aussage spricht Lädrach drei zentrale Faktoren an, welche die Branche in der Schweiz derzeit maßgeblich beschäftigen: die Rundholzversorgung, die Baukonjunktur und den zuletzt wieder deutlich stärker gewordenen Franken. 

Mit dem Wegfall eines großen Abnehmers fehlt den Waldbesitzern in der Schweiz oft das wichtige Segment zwischen Sägerund- und Energieholz


Thomas Lädrach, Präsident Holzindustrie Schweiz

Ruf nach Frischholz

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© Holzkurier

Nach dem Sturmtief Burglind am 4. Januar 2018 – es fällte über Nacht 1,3 Mio. fm – hat sich die Rundholzversorgung bis vor wenigen Wochen deutlich entspannt. Zudem nutzten die Waldbesitzer laut Lädrach im vergangenen Winter auch beträchtliche Frischholzmengen: „Bis Anfang Oktober waren die Sägewerke reichlich mit Frischholz und guten Qualitäten eingedeckt, seither ist die Nachfrage nach diesen Sortimenten aber deutlich gestiegen.“ Die Preise sind aufgrund der vollen Lager und der Überversorgung mit Schadholz bereits seit Monaten unter Druck, weshalb vor allem kleine private Waldbesitzer verhältnismäßig wenig Frischholz bereitstellen.

Probleme ortet Lädrach zudem bei der Ernte in schwierigem Gelände. Diese sei bei niedrigen Rundholzpreisen oft nicht kostendeckend. Hinzu kommt, dass mit der Schließung des Nassfaser-Dämmstoffwerks von Pavatex im Mai und einem Produktionsausfall bei Swiss Krono die Industrieholzpreise unter Druck gerieten. Zwar habe man Importmengen reduziert und mehr Pellets produziert, dennoch fehle den Waldbesitzern das oft über Gewinn oder Verlust entscheidende Sortiment zwischen Sägerund- und Energieholz, weshalb man in vielen Fällen gänzlich auf die Ernte verzichte, bringt es Lädrach auf den Punkt. 

Fichte weiter bestandesbildend

Speziell in außeralpinen Gebieten berichtet Lädrach von massiven Waldschäden. Diese beschränken sich nicht nur auf die Fichte – auch die in der Schweiz in vielen Gebieten bestandesbildende Weißtanne sei aufgrund der Trockenheit zunehmend unter Druck. Dasselbe gelte für die Buche. 

Über 200.000 fm vertrocknete Buchen im Jura seien zwar noch kein flächiges Problem, dennoch sei die dadurch entstehende Verunsicherung deutlich zu spüren und auch nachvollziehbar. Trotz dieser immer schwieriger werdenden Ausgangslage sieht Lädrach die Fichte aber auch in Zukunft als Brotbaum der Forstwirtschaft: „Gerade im Alpen- und Voralpenraum wird die Fichte auch weiterhin bestandesbildend sein. In diesem Zusammenhang dürfte sich die Topografie der Schweiz gegenüber anderen Ländern als nicht unwesentlicher Vorteil erweisen.“ 

Holzbau schlägt sich gut

Der Holzbau schlägt sich in der Schweiz laut Lädrach nach wie vor gut – gegenüber dem Boom in den vergangenen Jahren stellt der Präsident der Holzindustrie Schweiz derzeit aber eine gewisse Stagnation auf hohem Niveau fest. Der Nachfragerückgang werde aber nicht lange dauern, denn selbst wenn die gesamte Baubranche stagniere, könne der Holzbau aufgrund zahlreicher Vorteile weiterwachsen. 

Neben den positiven bautechnischen Eigenschaften vor allem bei Renovierungen und Nachverdichtungen betont Lädrach auch das wachsende ökologische und regionale Bewusstsein von Gesellschaft und Politik – dieses dürfte in Zukunft noch eine wesentliche Rolle zugunsten des Schweizer Holzes spielen.