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Corona/DeSH

70% der Sägewerke kämpfen bereits mit Folgen

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 01.04.2020 - 07:29

70% der deutschen Sägewerke kämpfen bereits mit den Folgen der Coronapandemie. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbands (DeSH) hervor, an der 128 Unternehmen der Säge- und Holzindustrie teilnahmen. Überdurchschnittlich betroffen sind Betriebe in den südlichen Bundesländern Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie Laubholzbetriebe.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung rechnet je nach Dauer der politischen Coronamaßnahmen mit einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts 2020 zwischen 2,8 und 5,4%. Die Forst- und Holzwirtschaft dürfen aktuell weiterhin produzieren, spüren aber ebenfalls deutliche Verwerfungen, heißt es.

Coronafälle in der Belegschaft melden derzeit nur einzelne Sägewerke. Auf Unsicherheiten bei dem Absatz von Schnittholz- und Sägenebenprodukten reagieren die Betriebe durch Produktionsrücknahmen. Ursachen sind Schließungen, Kurzarbeit und Stornierungen im Handwerk und am Bausektor sowie volatile internationale Märkte. Wer noch keine Beeinträchtigung spürt, geht zumindest von sinkender Nachfrage in den kommenden Monaten aus, geht aus der Umfrage hervor. Überwiegend uneingeschränkt ist indes die Rundholzversorgung. Unklar ist, wie die Branche unter den gegebenen Umständen eine drohende Käferholzwelle im Frühjahr bewältigen könnte.

Betriebsschließungen soll es nur wenige geben, Kurzarbeit dürfte aber, wie in vielen Branchen, in den nächsten zwei Wochen auch in der Holzwirtschaft deutlich zunehmen. Aktuell sind 13 befragte Betriebe in Kurzarbeit. Bis Ostern planen 35%, diesem Weg zu folgen. Neben Absatzmöglichkeiten mangelt es vor allem grenznahen Betrieben an Personal. Pendlern aus Polen und Tschechien ist es inzwischen kaum mehr möglich, nach Deutschland einzureisen.

„Die Lage ist ernst. Für uns ist es daher sehr hilfreich, dass viele Unternehmen ihre Situation schildern und Anmerkungen zu betrieblichen Problemen machen. So können wir uns gezielt und zeitnah gegenüber der Politik für sie einsetzen", sagt DeSH-Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt. Da die Entwicklung weitestgehend unklar bleibe, werde der Verband seine Umfrage stetig ergänzen und in kurzen Abständen wiederholen. Gestern veröffentlichte der DeSH bereits ein Positionspapier, in dem er Maßnahmen zur Bewältigung der Coronakrise und Waldschäden vorschlug. Dieses werde man auf Basis der betrieblichen Rückmeldungen weiter anpassen, so die Branchenvertreter.