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© Holzkurier

Absatzindikator März 2020

Noch kein einheitliches Bild

Ein Artikel von Gerd Ebner | 01.04.2020 - 12:02

Die mitteleuropäischen Holzindustrien fahren angesichts der Coronaauflagen im Großen und Ganzen Schritt für Schritt ihre Produktionen zurück. Durch den Stillstand vieler österreichischer Baustellen haben es die dortigen Betriebe deutlich schwerer als etwa die deutschen Marktbegleiter. Für sie geht der Auftragseingang nun mehrheitlich zurück – die vorhandenen Aufträge werden abgearbeitet. Unabhängig von Branche und Standort sind die Wirkungen der Corona-Gegenmaßnahmen extrem vielfältig. Es gibt in Mitteleuropa ...

  • ... Unternehmen in Quarantäne,
  • ... Produktionsabstellungen mangels Mitarbeitern,
  • ... unveränderte Arbeitsweisen,
  • ... Unternehmen mit höheren Auftragseingängen sowie
  • ... Unternehmen ohne Neuaufträge.

Das Resümee aller Gespräche lautet, dass die meisten Unternehmen „schaumgebremst“ produzieren. Eine Schicht weniger ist derzeit die erzwungene (mangels ausländischer Mitarbeiter) und gleichzeitig erwünschte (aufgrund der unsicheren Marktentwicklung) Arbeitsweise. Die Unternehnehmen arbeiten derzeit „von Tag zu Tag“. Zu gering ist die Sichtweite auf die Marktsituation. Exemplarisch sei dafür die Absatzlage in Frankreich genannt. Am Weg von Lieferungen nach Frankreich gab es Informationen, dass der dortige Bau eingestellt werde. Die Ware wurde abgeladen. Dann kam die Kehrtwende: Frankreichs Bau arbeitet wieder. Nun nahmen einige Unternehmen die Belieferung wieder auf.

In Richtung Italien kein normaler Geschäftsgang

Speziell in Richtung Italien gibt es keinen normalen Geschäftsgang mehr. Die Lieferanten leben von der Hand in den Mund. Unklar war mitunter auch die Transportsituation. Hier gibt es unter anderem vom Fachverband der Holzindustrie eine sehr gute Dokumentation, was für Holztransporte in Richtung Italien nötig ist.

Die Produktionen in Mitteleuropa laufen also reduziert. Derzeit geht es noch. Von allen Befragten wird aber immer die Unsicherheit angeführt. Kernfrage: Wann enden die Einschränkungen? Nur bei kurzer Dauer hofft man, wirtschaftlich mit einem „blauen Auge“ davonzukommen. Über die Auswirkungen allfälliger noch längerer und eventuell noch härterer Maßnahmen kann nur spekuliert werden.

Gesicherte Lager für Re-Start

Dass der Absatz speziell in Deutschland sehr gut ist, hängt einerseits mit den offenen Baustellen zusammen. Andererseits bereitet sich die gesamte Versorgungspipeline auf den Re-Start vor: Die Bauunternehmen und Händler bevorraten sich. Hier herrscht die Erkenntnis vor, dass man bei einem generellen Wegfall der Restriktionen nicht ohne Ware dastehen möchte. Auch die Logistik wird beim Neubeginn wohl nicht sofort funktionieren. Wer einlagert, muss aber auch von konstanten oder sogar steigenden Preisen ausgehen. Sonst wäre es wirtschaftlich vernünftiger zu warten.

Kann wieder hochgefahren werden, werden Mitarbeiter fehlen: beginnend vom Harvesterfahrer im Wald bis zum Lkw-Fahrer, der die Fertigware zustellen soll. 

Gewartet wird nun, ob nach Ostern die Wirtschaft langsam wieder hochgefahren wird. Ist das möglich, könnte ab Mai wieder Mehrbedarf entstehen.