Leserbrief

Italien zwischen Ramschstatus und AAA

Ein Artikel von Paul Faltheiner, Falco-Holz | 26.05.2020 - 14:51

Seit Mitte März verging fast keine Woche, in der die Holzexporte nach Italien nicht weit über 50 % eingebrochen sind. Italien ist die drittgrößte Wirtschaftsmacht der EU – mit einem Anteil von 20 % der Wirtschaftskraft und somit für die Eurozone systemrelevant. Die Regierung in Rom hat Hilfspakete von 75 Mrd. € aufgelegt und von der zuletzt beschlossenen 500 Mrd. €-Corona-Wirtschaftshilfe der EU sollen wiederum mindestens 100 Mrd. € (= 20 %) den Weg nach Italien finden. Die Rettung des EU-Sorgenkinds ist somit fixe Sache – so weit, so gut!

Die Realität ist aber: Ratingagenturen haben unseren sympathischen südlichen Nachbarn auf „Hochrisiko“ abgestuft, sensible deutsche Exportkreditversicherer offensichtlich auf „Ramschstatus“ gestellt. Das bedeutet, dass Versicherungssummen empfindlich gekürzt wurden und zum Teil auch gestrichen sind. Im Klartext: Wenn ein deutsches, ein spanisches und ein italienisches Unternehmen die absolut idente Bilanz zur Kreditbewertung abliefern, so bekommt der Italiener die schlechteste und der Deutsche die beste Bewertung. Hier gilt es, bei verantwortlicher Stelle den Hebel anzusetzen, wo ja auch großspurig 150 Mrd. € Staatsgarantien nur vom kleinen Österreich angekündigt wurden. Gefahr ist in Verzug, man bedenke nur, dass unser edler Werkstoff Holz der zweitwichtigste Devisenbringer für die Alpenrepublik ist – übertroffen nur vom Tourismus. Vom österreichischen Holzexport landen über 40 % in Italien, da ist wohl ein lauter Aufschrei dringendst angebracht, der auch in der Bundesregierung sorgenvoll registriert wird.

Aus meiner über 25-jährigen Erfahrung im Holzhandel mit ganz Italien darf
ich unserem südlichen Nachbarn ein „AAA“ attestieren in: Krisenerfahrung, Problembewältigung, Lebenslust und Überlebenskunst – auf Design, Kunst, Mode, Kulinarik und Kultur will ich in dieser fordernden Zeit gar nicht eingehen.


Seit Mitte März verging fast keine Woche, in der die Holzexporte nach Italien nicht weit über 50 % eingebrochen sind.