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US-Nadelschnittholz-Markt 2017 bis 2021: 2018 waren Preise (blau) und Lagerstände (rot) hoch, 2021 beginnt mit hohen Preisen und tiefen Lagerständen bis etwa Mai © Canfor

Global

Aussichten 2021 eher positiv

Ein Artikel von Gerd Ebner | 20.10.2020 - 16:50

Don Kayne, CEO von Canfor, der zweitgrößten Sägewerksgruppe der Welt, zeigte sich auf der ISC überrascht, wie stark Vida, die schwedische Canfor-Tochter, schon im 2. Quartal performte.

Trends positiv für Holzbedarf

Canfor* selbst hatte nach starken Produktionsdrosselungen während des Lockdowns alle Hände voll zu tun, die Produktion wieder zu steigern. Erst Mitte Juni hatte man wieder den vollen Output – den der Markt auch dringend benötigte. Die Sparten Renovierung und DIY erlebten in Nordamerika Bedarfsaufschwünge zwischen +15 % und +30 % zum Vorjahr. Die Umsätze der Baumärkte explodierten ebenso. Kayne: „Den Leuten gefällt es daheim. Sie wollen selber etwas tun. Das ist gut für die Holzindustrien. Außerdem ist der Zuzug in die Vorstädte ein big game changer.“

Weiterhin tiefe Lagerstände

„2018 waren die Preise schon hoch, doch 2020 gab es im Unterschied zu 2020 kaum Lager“, erklärte Kayne die Preisexplosion. Es gab nie ein Überangebot. „Und schaue ich in unsere Auftragsbücher, so wird sich daran im 4. Quartal kaum etwas ändern.“ Kayne ging sogar so weit zu sagen, dass seiner Meinung nach „auch in den kommenden Monaten die Preise hoch bleiben werden, da die Schnittholz-Lagerstände tief sind“. Er ging davon aus, dass sich die Lagerstände im 1. Quartal 2021 anpassen werden. 

„Viele Sägewerke haben derzeit nur für ein bis zwei Wochen Rundholz. Die Rundholzversorgung bleibt in Nordamerika anspruchsvoll. Die schlimmsten Feuer seit 18 Jahren verursachten einen Schaden von 20 Mrd. US-Dollar – was mittelfristig das Angebot zusätzlich verknappen wird. Angesichts weltweiter Kalamitäten sieht Kayne die Rundholzversorgung als die größte Unsicherheit für die kommenden Jahre.

Normalniveau könnte höher sein

Auf einen möglichen 2021er-Preis angesprochen, antworteten sowohl Kayne als auch Brinkmeyer ausweichen: Der „Bargain Price“ (Schnäppchenpreis) des vergangenen Jahrzehnts sei aber definitiv vorbei (bei 2-by-4 rund 400 US-$/1000 bft; Holzkurier-Mittelpreis 2010-2019: 225 €/m3). 

China immer guter Markt

China ist immer noch guter Markt – trotz des Rückgangs von 10 % im 1. Halbjahr. Håkan Persson, SCA, sieht China am richtigen Weg. Das BIP ging bereits im 2. Quartal um 3 % hoch. „Der Heimbedarf muss sich erholen“, meinte er. Im Unterschied zu Europa, den USA oder zu Japan hat China allerdings keine DIY-Tradition.

Derzeit kommt viel Schadholz nach China. Diese Qualität reicht für den Einsatz am Bau. Die „Green Olympics 2022“ werden den Leimholzbedarf erhöhen – und damit auch den Bedarf an festigkeitssortierter Ware. Außerdem will China bis 2060 CO2-neutral werden – da könnte der Holzbau helfen. SCA, der Arbeitgeber von Persson, sieht im Möbelbereich weiterhin sehr gute Möglichkeiten.

Chinas Binnenkonsum entscheidend

Anfang Oktober war die „Golden Week“ in China – sie zeigte schon, dass mehr konsumiert wird. Der steigende Binnenbedarf wird auch die Holznachfrage steigern. Mögliche Beispiele sind laut Persson Möbel oder Komponenten für kleine Wohnungsrenovierungen.

In Südostasien wächst heuer laut Persson eigentlich nur Taiwan. Südkorea festigt hinter China seine Position als Nummer 2 in dieser Region. Konstanz auch in schwierigen Jahren zeichnet den 600.000 m3-Markt Vietnam aus.

Als ein gigantisches Land mit kaum eigener Schnittholzversorgung stellte Tano Khan, Timber Base, Berlin, Indien vor. 1,3 Milliarden Einwohner haben ein durchschnittliches Alter von 27 Jahren. „Die Holzverwender bedienen sich überwiegend bei Importieren“, erklärte Khan. Er zeigte auf, dass Deutschland, Österreich und die Ukraine schon große Mengen liefern würden. Holz für Schalungszwecke ist die Hauptverwendung, denn es gibt keinerlei Holzbautradition, nicht einmal Holzdächer.

Indien – viele wollen noch hin

Eine von ihm durchgeführte Ad-hoc-Umfrage unter allen ISC-Teilnehmern ergab, dass 37 % schon mit indischen Unternehmen Geschäfte machen, 26 % wollen das noch tun. Indien sei aber nicht „das neue China“. Es werde dort kaum Holz in der Konstruktion eingesetzt. Mit der Thematik CO2-Neutralität könnte sich das aber ändern. Das bringe mittelfristig Chancen für BSP oder Konstruktionsholz. 

Ulf Gabrielsson, Uni4Marketing AB, analysierte die Marktaussichten in Nordafrika und dem Nahen Osten. „Die Region hat 360 Millionen Einwohner, fast keine eigenen Holzressourcen und ein Bauwesen, das bis 2022 um 7 % pro Jahr wachsen soll“, war der positive Einstieg. 

Levante/Naher Osten heuer rückläufig

Mit 4,3 Mio. m3/J Nadelschnittholz-Bedarf ist Ägypten vor Saudi-Arabien (1,5 Mio. m3) und Algerien (1,4 Mio. m3) der größte Markt der Region. Das BIP soll trotz COVID-19 heuer wachsen (+2 %). Trotzdem ist der Holzbedarf heuer rückläufig. Hoffnung macht laut Gabrielsson, dass in den kommenden drei Jahren 765.000 Häuser gebaut werden sollen. „Wir Schweden lieferten heuer bis Ende Juli mit 1 Mio. m3 23 % mehr als im Vorjahr, obwohl die Importe um 13 % nachgaben“, freute sich Gabrielsson.

In Algerien sind große Bauvorhaben aufgrund der minderen Öleinnahmen verschoben worden. Entsprechend war der Importbedarf um 15 % geringer als noch im Vorjahr. Hauptlieferant bleibt Österreich, das mit 256.000 m3 nur 6 % weniger lieferte als im Vorjahr. Deutschland schaffte es, trotzdem 19 % mehr zu liefern, von geringem Niveau aus (31.000 m3 heuer). Gabrielsson hält Algerien auch kurzfristig für einen stabilen Abnehmer. Mit der Aussicht, dass das BIP weiter um 3 % pro Jahr zulegen wird, gilt das auch für die langfristige Perspektive.

Europa gewinnt Marktanteile in Japan

Bei einem rückläufigen japanischen Bedarf liefert Europa sowohl bei Nadelschnittholz als auch Leimholz konstante Mengen, während aus Nordamerika deutlich weniger kommt – „weil deren Holz zu teuer ist“. Diese Analyse lieferte Yasuo Toyoda von Itochu Kenzai. Toyoda geht davon aus, dass die Hausbaubeginne auf 88 % des Vorjahres sinken werden (795.000 Einheiten), um sich 2021 leicht zu erholen.

Einen zusätzlichen Bedarf gibt es an den Olympia-Bauten in Tokio und an mehr Holzbau auch in Nichtwohnbauten. DIY ist auch in Japan ein Treiber, erklärte abschließend Toyoda.

* Anmerkung der Redaktion: Canfor hatte im 1. Quartal einen bereinigten Nettoverlust von 26 Mio. CAD (16,8 Mio. €), im 2. Quartal einen Gewinn von 83 Mio. € (53,7 Mio. €). Das Ergebnis für das 3. Quartal wird Ende Oktober veröffentlicht.

Markttrends 2020 bis 2024

  • USA 2020: Renovierung und DIY 15 bis 30 % über Vorjahr. 
  • USA 2021: Markt startet mit geringen Lagerständen; gute Bausichten; Neubauten auch 2021 steigend; größte Sorge: Rundholzversorgung
  • China: –10 % 1. Halbjahr Nadelschnittholz-Bedarf. Europa lieferte deutlich mehr. Binnenbedarf wird höher erwartet.
  • China 2021: Hoffnung auf „Grüne Olympiade 2022“ – Holzbauten sind geplant.
  • China langfristig: Land will bis 2060 CO2-neutral werden – Holzbau könnte helfen.
  • Indien 2020: Lockdown dämpfte Bedarf enorm; weltweites Preisniveau erschwert Versorgung.
  • Indien mittelfristig: Holzbau könnte steigen im Sog der CO2-Thematik.
  • Ägypten 2020: Bedarf rückläufig
  • Ägypten bis 2024: 765.000 Wohnungen sollen errichtet werden.
  • Algerien 2020: Nadelschnittholz-Importe rückläufig.
  • Algerien bis 2024: BIP soll 3 %/J wachsen, damit auch Bedarf.
  • Japan 2020: Bedarf heuer rückläufig, Europa liefert konstant, Nordamerikaner verlieren stark.
  • Japan mittelfristig: ambitionierte Pläne für Hochhäuser aus Holz; Markt wird noch mehr weiterverarbeitete Produkte benötigen.