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© Martina Nöstler

Sägeindustrie Schweden

Trämarknaden 2020: kurzfristig sehr optimistisch

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.11.2020 - 13:29

Die schwedischen Sägewerke sind aber mit 2020 extrem zufrieden und gehen – angesichts tiefer Lagerstände auf vielen Märkten – mit Optimismus ins Jahr 2021. Der bevorstehende Brexit, der wohl kaum vermeidbare Wirtschaftsabschwung aber auch die Auswirkungen des Schadholzanfalls in Zentraleuropa wurden intensiv diskutiert.

Traumstart 2020, dann kam COVID-19

Nach den Rekordergebnissen 2018 war 2019 ein Jahr mit deutlich ausbalancierterer Marktsituation für die schwedischen Holzindustrien. Heuer war die schwedische Sägeindustrie dann der Hauptprofiteur der streikbedingten Minderproduktion in Finnland. „Wir starteten gut in den März – dann kam COVID-19“, schilderte Fredrik Wallenstad, Marketingleiter Moelven Timber, eine Marktlage, die an Deutschland und Österreich erinnert.

Wallenstad war aber stolz, dass Moelven schon im 1. Quartal das Wiederhochfahren Chinas nutzte, sich Container organisierte und „nach China lieferte, als Europa runterfuhr“.

„Wir waren zu Jahresbeginn wegen der möglichen Schnittholz-Überproduktion in Zentraleuropa besorgt. Und plötzlich hatten wir wirklich ein Problem: der totale Importstopp in Großbritannien“, reflektierte Nielsen, Marktanalyst bei Skogsindustrierna. Die Schweden reagierten mit verminderten Rundholzeinkäufen und den Vorbereitungen für Sägewerksabstellungen im Sommer.

Stopp während des Marktaufschwungs

Im Mai importierte Großbritannien dann wieder und Schweden fuhr die Sägewerksproduktion fast auf das Normalniveau hoch. Der schon früh gefasste Beschluss, im Juli die Sommerferien zur deutlichen Reduktion zu nutzen, wurde durchgezogen – und mittlerweile etwas bedauert. „Es war aber die richtige Entscheidung und hat allen am Markt geholfen“, resümiert Johan Padel, CEO von Holmen Timber.

Man verpasste aber die Möglichkeiten in den USA –den Markt, der im Sommer eine unglaubliche Preisrallye erlebte.

Fantastische Heimmärkte

Doch alle Diskutanten feierten die „fantastischen Heimmärkte“ in Norwegen, Schweden und Dänemark. Wie in Mitteleuropa wurden die eigenen Häuser und Gärten renoviert und verschönert – was viel Holz benötigt.

Die Hochphase hält nun seit dem Neustart im August. Der Nadelschnittholzbedarf sei wirklich hoch, die Produktionen laufen voll. Trotzdem seien die eigenen Lagerstände tief – „und auch die unserer Kunden“, fasst die Trämarknaden-Runde die Situation zusammen.

Die Lager sind so leer, dass es dauern wird, sie wieder aufzufüllen. In ein, zwei Jahren wird COVID-19 aber zu einem Bedarfsrückgang führen.


Resümee Trämarknaden 2020

Großbritannien braucht Schnittholz

David Hopkins vom britischen Holzhandelsverband erklärte, dass sich Großbritannien nun bis Weihnachten in einem zweiten Lockdown befinde. „Hopkins: „Es wird aber gearbeitet – die Wirtschaft läuft im Unterschied zu März weiter.“

Heuer war auch in Großbritannien ein Boomjahr für die Holzbranche wegen dreier Buchstaben: DIY. „Im Frühjahr wurden Terrassen und Zäune errichtet. Das passiert jetzt im Winter nicht – aber wir haben einen großen Aufholbedarf, weil die Lager bei den Importeuren und den Wiederverkäufern leer sind. Für das Frühjahr erwarten wir einen weiteren Boom – daher brauchen wir Schnittholz.“ Im gewerblichen Bereich gab es 2020 kaum Aktivität. Das berge Möglichkeiten für 2021.

Warnung für Deutschland, Österreich

Nach über vier Jahren Diskussionen steht nun der Brexit unmittelbar bevor. Da es faktisch ein No-Deal-Brexit ist, werden laut Hopkins die bürokratischen Aufwände steigen. Speziell in den ersten sechs Monaten sei im Bereich Transport und Logistik mit Problemen zu rechnen. „Die Schweden liefern im Container an die Ostküste – da wird es kaum Probleme geben. Anders schaut es bei deutschen und österreichischen Lieferungen aus. Die dortigen Unternehmen liefern per Lkw. Dafür werden sie kaum Fahrer bekommen. Das wird sich irgendwann einspielen, im ersten halben Jahr aber problematisch sein.“

Der Borkenkäfer ist in Südschweden mittelfristig ein Problem. Die Schweden sind aber besorgt, dass Zentraleuropa weiterhin viel Schadholz einschneide – und so bei einer Marktabschwächung zu einer globalen Überversorgung beitragen könnte. Langfristig könnte aber die Fichte aus Zentraleuropa deutlich weniger werden – und so die Märkte beeinflussen. Dann wären die Sägewerke in Deutschland und Österreich aufgrund höherer Rohstoffpreise im Nachteil.

Moderatorenfrage: „Zentraleuropa produziert zuerst zu viel und dann deutlich weniger?“ „Ja“, meinte Nielsen.

Sollte es auch in Schweden mehr Käferholz geben, wären der Markt dafür ebenfalls die USA. „Dort spielt Bläue keine große Rolle. Außerdem werden sich die USA auch künftig kaum nachhaltig selber versorgen können“, hieß es abschließend.

* Trämarknaden

Als Alternative zum traditionellen Treffen der schwedischen Exporteure mit ihren europäischen Kunden in Karlstad/SE fand der Trämarknaden am 19. November als Podcast statt. Es diskutierten: Johan Padel, CEO Holmen Timber, Fredrik Wallenstad, Marketingleiter Moelven Timber, Mathias Fridholm, Direktor Swedish Wood, sowie Christian Nielsen, Marktanalyst bei Skogsindustrierna. Als Special Guest wurde David Hopkins vom britischen Holzhandelsverband (Timber Trade Federation) eingeladen.