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Absatzindikator April 2021: Die übliche Schwankungsbreite wurde längst verlassen

ABSATZINDIKATOR   

Schnittholzpreis hebt weiter ab

Ein Artikel von Gerd Ebner | 06.05.2021 - 08:03
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Absatzindikator April 2021: Die übliche Schwankungsbreite wurde längst verlassen © Holzkurier.com

Mit 165% oder fast +26% zum März ist ein vorläufiger Rekord erreicht, der schon im Mai Makulatur sein wird, denn die jetzigen Verkäufe betreffen vielfach schon den Juni. Und es gibt in Mitteleuropa kein Schnittholz- oder Weiterverarbeitungsprodukt, das – aus jetziger Sicht – bis dahin günstiger wird.

Nicht nur die Preise sind einzigartig – der Markt ist vielfach aus den Fugen geraten: Marktübliche Preisrelationen sind mitunter ausgehebelt. Hier muss zuallererst die Relation von Rund- zu Schnittholz erwähnt werden (weitere Auffälligkeiten s. unten). Die Rundholzpreise stiegen zwar seit Juli 2020 konstant. Die Erhöhungsraten bei Schnittholz und Weiterverarbeitungsprodukten sind aber deutlich höher.

Preis mal 4

Den größten Anstieg hat der Nadelschnittholz-Preis in den USA hingelegt. Ende April waren 760 €/m3 erreicht – das ist im Vorjahresvergleich eine Vervierfachung. Der mittlere Aprilwert liegt mit 664 €/m3 beim Doppelten des Durchschnittswertes seit 2006.

Um diese Preise zu beschreiben, fehlen mittlerweile die Adjektive. „Historisch“ – weil nicht einmal annähernd mit der Vergangenheit vergleichbar – lassen wir für April einmal so stehen.

Das Doppelte von „normal“

Aus Deutschland gibt es eine Umfrage, wonach zahlreiche Sortimente, die im Bereich Paletten, Kisten und Kabeltrommeln verwendet werden, nur stark eingeschränkt verfügbar sind. In Italien hat die 17 mm-Seitenware frei Grenze schon an der 300er-Marke gekratzt. Die Preisspanne reicht derzeit von 240 bis 300 €/m3 (frei Grenze). Das ist im Jahresvergleich eine Steigerung um das 2,2-Fache. Oder: Der jetzige Preis ist genau das Doppelte des Mittelwertes von 2006–2021.

Enorme Diskrepanzen

Die Verpacker müssen also die höchsten Preissteigerungen hinnehmen – und können absolut nicht sicher sein, dass sie genug Ware bekommen. In Frankreich und Spanien sind diese Sortimente ebenfalls knapp. Zwischen tiefsten und höchsten Preisen liegen derzeit fast 100 €/m3

Es gibt zahlreiche Unternehmen aus dem Verpackungsbereich, die nichts mehr kaufen (können). Ähnlich schwierig ist es für italienische Kunden, die Spezialsortimente benötigen, wie 22 mal 47-Latten. Nach Jahrzehnten wird dieses Produkt nun nicht mehr produziert.

300 €/m3 sind auch die Forderung der heimischen Sägewerke für Levanteware. Bis zum Ende des Ramadan ist die Nachfrage aus Nordafrika gedämpft. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass größere Ordermengen für dann 330, 340 €/m3 einlangen werden. Große Holzindustrien haben überdies die für Nordafrika nötigen Sortimente anderweitig verplant. Und kurzfristig geht derzeit wenig.

Die mitteleuropäischen Großindustrien sind direkt oder indirekt allesamt in den USA aktiv. Aus ihrer Sicht werden die europäischen Preise so lange steigen, bis es annähernd zu einem Preisausgleich gekommen ist. Derzeit fehlen dazu mehrere 100 Euro je Kubikmeter.

Das* gab es noch nie!

  • Preisrelation Schnitt- zu Rundholz um den Faktor 2,6 größer als normal
  • Derzeit genannte Preise beziehen sich vielfach schon auf das 3. Quartal.
  • Dachlatten kosten bis zu 1000 €/m3.
  • Preisspreitung bis zu 100 €/m3 je Nadelschnittholz-Sortiment
  • US-Schnittholzpreis ist schon bei 760 €/m3.
  • US-Preis hat sich im Jahresvergleich vervierfacht.
  • US-Schnittholz ist um 200 €/m3 teurer als BSH in Europa.
  • Brettschichtholz (BSH) ist teurer als Brettsperrholz (BSP) – bisher war BSP rund 150 €/m3 teurer.
  • Wer zu billig ist, wird leergeräumt.
  • Monatliche Preiserhöhungen um 100 €/m3
  • „Tagespreise“ bei Verpackungsware
  • Angebot mit Lieferdatum und -menge: Preise freibleibend.
  • OSB-Preis von 180 €/m3 auf über 500 €/m3 binnen zwölf Monaten gestiegen
  • Neue Preislisten in immer kürzeren Abständen
  • Kunde: „Ich brauche ein Paket. Ich bestelle aber vier, weil eh nichts kommt.“
  • Spezial-Schnittholzsortimente werden teilweise gar nicht mehr erzeugt.
  • „Wir geben keine Preisangebote mehr ab.“

*kein Anspruch auf Vollständigkeit