Deutschland

Konjunktur deutlich abgekühlt

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 04.04.2019 - 10:52

Für Deutschland erwarten die Institute eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 0,8%. Das ist mehr als ein Prozentpunkt weniger gegenüber Herbst 2018, als man noch mit 1,9% rechnete. Hingegen bestätigen die Institute ihre vorherige Prognose für 2020: Das Bruttoinlandsprodukt dürfte dann um 1,8% zunehmen. Das geht aus dem Frühjahrsgutachten der Gemeinschaftsdiagnose hervor, das am 4. April in Berlin vorgestellt wird.

„Der langjährige Aufschwung der deutschen Wirtschaft ist zu Ende“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und stellvertretender Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Wegen politischer Risiken hätten sich die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter eingetrübt. Aber der Konjunktureinbruch im 2. Halbjahr 2018 sei vor allem auf Produktionshemmnisse in der Industrie zurückzuführen. „Die Gefahr einer ausgeprägten Rezession halten wir jedoch bislang für gering“, ergänzt Holtemöller. Die Prognose wurde bereits am 29. März abgeschlossen, als eine Vermeidung eines harten Brexits noch möglich schien. Dies ist mittlerweile zwar weniger wahrscheinlich geworden, aber noch nicht ausgeschlossen. Kommt es zu einem No-Deal-Brexit, dürfte das Wirtschaftswachstum in diesem und im kommenden Jahr deutlich niedriger ausfallen, als in dieser Prognose ausgewiesen.

Der Beschäftigungsaufbau wird voraussichtlich an Fahrt verlieren. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte dennoch weiter leicht steigen: von 45,3 Mio. in diesem Jahr auf 45,5 Mio. im nächsten. Die Arbeitslosenquote geht von 4,8 auf 4,6% zurück.

Die Risiken für die deutsche und die weltweite Konjunktur haben sich gegenüber Herbst 2018 vergrößert. Auf internationaler Ebene liegen Gefahren im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie im weiterhin ungeklärten Brexit-Verfahren. National belasten der Fachkräftemangel, Lieferengpässe sowie Schwierigkeiten in der Autoindustrie die Konjunktur.

Die Gemeinschaftsdiagnose wird vom DIW in Berlin, ifo Institut in München, IfW in Kiel, IWH in Halle und RWI in Essen erarbeitet.