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Robuste Gilles-Heizungen zeigen Hubert Fleckinger und Günther Niederkofler (v. li.) © DI Johanna Schnaubelt

Herausforderung Biomasse

Ein Artikel von DI Johanna Schnaubelt | 12.03.2010 - 11:32
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Ein neues patentiertes Befüllsystem von Hargassner stellten Markus Zarnoll und Herbert Schwarz (v. li.) vor © Johanna Schnaubelt

Zum sechsten Mal ist Widmann Heizungen, als Generalvertreter von Hargassner, Weng, in Italien auf der Messe in Verona vertreten. „Außerhalb von Südtirol und dem Trient entwickelt sich der Biomasse-Sektor erst“, erfuhr man am Messestand von Herbert Schwarz, Exportleiter Hargassner. Zudem benötigt es im Biomassebereich immer individuelle Lösungen. Als Zielgruppe wurde in Italien der Agrartourismus genannt. „Dieser Sektor ist investitionsfreudiger als Industrie und Private“, erklärte Herrmann Widmann, Hargassner-Vertriebspartner Italien.

Patentiertes Befüllsystem

Als Neuheit wurde in Verona das patentierte Befüllsystem für Hackgut-Lagerräume vorgestellt. „Die Planung und Realisierung von Hackgut-Kesselanlagen scheitert oftmals an den eingeschränkten Lagergestaltungs-Möglichkeiten“, brachte es Schwarz auf den Punkt. Die Einzigartigkeit des senkrechten Befüllsystems von Hargassner liegt im patentierten Auswerfsystem. „Dieses ermöglicht eine staubfreie Befüllung bei maximaler Ausnutzung des Lagerraum-Volumens“, wies Schwarz auf die Vorteile hin. „Mit einer Förderleistung von bis zu 50m3/h und einer Wurfweite bis 5m stellt unser Befüllsystem einen gewaltigen Fortschritt am Hackgutsektor dar. Beförderungen von bis zu 10m und Höhen bis zu 8 m können problemlos überwunden werden.“ Zur Verfügung stehen zwei Grundbefüll-Trogvarianten (2,1m und 2,8m Troglänge), welche wahlweise mit Transporträdern ausgestattet sind, beziehungsweise ebenfalls im Erdreich versenkt werden können. „Weiters gibt es den Befülltrog mit Aufsatzrahmen, Seitenwänden und aufklappbarem Deckel zum komfortablen Einkippen“, erklärte Schwarz. Der Verkauf dieser Befüllsysteme entwickelt sich sehr gut und es wurden bereits eine Vielzahl in Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz installiert.

Gute Perspektive

Mit dem vergangenen Jahr war man bei Hargassner sehr zufrieden. Laut Schwarz sei es schwer zu sagen, ob man auch heuer das Level von 2009 halten werde können. „Wir sehen aber gute Perspektiven in den nächsten Jahren, vor allem bei steigenden Energiepreisen in anderen Bereichen“, teilte Schwarz mit. „Wir hängen von Öl- und Gaspreisen und nicht von der Wirtschaft an und für sich ab.“

Verstärkt in Italien

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Den neuen Pelletskessel Variowin präsentierten Marco Abbate, Enos De Nardi, Danijela Divkovic, Stefano Lanciotti und Rainer Romirer (v. li.) © Johanna Schnaubelt

Progetto Fuoco ist auch für das Seekirchner Traditionsunternehmen Windhager Zentralheizung eine wichtige Messe. Man ist bereits seit mehreren Jahren als Aussteller in Verona präsent. „Italien ist für uns einer der wichtigsten Kernmärkte in Europa. Wir sind hier bereits seit 35 Jahren vertreten. Seit fünf Jahren liegt der Schwerpunkt unserer Marktpräsenz im Biomasse-Sektor. Unsere Produktpalette bietet Lösungen für den Ein- und Mehrfamilienbereich mit einem Leistungsspektrum von 3 bis 76kW“, erklärte Rainer Romirer, Windhager Export. „Neben innovativem Komfort überzeugen Windhager Heizlösungen das italienische Publikum vor allem durch Top-Qualität, ‚Made in Austria‘. Die gesamte Biomasse-Palette wird direkt am Unternehmensstammsitz in Seekirchen entwickelt und gefertigt“. Windhager kann im übrigen auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2009 zurückblicken – trotz Wirtschaftskrise. In Österreich lag das Unternehmensergebnis sogar über jenem des Rekordjahres 2008. „Durch die unsicheren Finanzmärkte sind viele Eigenheimbesitzer verstärkt bereit, ihr Erspartes in eine nachhaltige und sichere Wärmeversorgung zu investieren. Sowohl mit unseren bekannt hochwertigen und technisch ausgereiften Produkten als auch mit unserem Engagement am Brennstoffsektor für mehr Sicherheit bei Pelletsqualität und -preis kommen wir diesen Anforderungen voll entgegen“ erläuterte Romirer.

Hohe Versorgungssicherheit

Die mit 55% sehr hohe Förderung sieht Romirer als wichtigen Impuls für den Biomassemarkt nicht jedoch als wichtigstes Kaufkriterium. „Schwankende Energiepreise und die Verknappung der fossilen Energieträger haben die Heizungsbetreiber in den vergangenen Monaten sehr stark verunsichert. Immer mehr Kunden entscheiden sich daher fürs Heizen mit Holz oder Pellets. Neben den günstigen Heizkosten schätzen die Kunden vor allem die hohe Versorgungssicherheit mit einem heimischen, nachwachsenden Brennstoff. Darüber hinaus bieten unsere modernen Pelletsheizungen einen vollautomatischen Komfort. Wie beispielsweise unser Messe-Highlight der Variowin. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt dieses Pelletskessels: Durch seine kompakte Bauweise und seine unterschiedlichen Pellets-Zuführvarianten kann man ihn überall im Haus – vom Keller bis unters Dach – einfach integrieren.“

Schwerpunkt Biomasse

Für die kommenden Jahren ist man bei Windhager Zentralheizungen sehr optimistisch. Dies liegt auch daran, dass Windhager für mehrere Brennstoffsegmente ausgestattet ist, wobei der Schwerpunkt auf Biomasse gelegt wird. „Hier sehen wir die Zukunft“, war man sich am Messestand einig. Die Kernmärkte von Windhager Zentralheizung sind neben Österreich und Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien.

Holzheiztage-Tradition

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Über die gute Förderpolitik in Italien informierten Hanspeter Kuntner, Geschäftsleitung Fröling, und Mirko Innerebner, Cheftechniker Fröling (v. li.) © Johanna Schnaubelt

Zum dritten Mal war Fröling, Bozen/IT, in Verona vertreten. „Progetto Fuoco ist für uns eine sehr wichtige Veranstaltung, da wir die Endkunden ansprechen können“, betonte Hanspeter Kuntner, Geschäftsleitung Fröling Italien. Zudem veranstaltet Fröling auch die Holzheiztage. Dabei handelt es sich um kleine Feste, wo die Endverbraucher zu Speis und Trank geladen und die Produkte von Fröling präsentiert werden. „Das ist eine Fröling-Tradition“, berichtete Kuntner. Die Messe-Erwartungen formulierte Kuntner folgendermaßen: „Mindestens 1000 geschriebene Kontakte wollen wir verzeichnen. Darüber hinaus möchten wir auch den neuen Schwung mitnehmen, der durch die Wirtschaftskrise etwas eingeschlafen ist.“

Junger Markt

Italien sei nach wie vor ein neuer Markt, war man sich am Fröling-Messestand einig. Aus diesem Grund sind laut Kuntner Steigerungen im zweistelligen Bereich normal. Zudem begrüßte Kuntner die Förderpolitik in Italien. 55% der Kessel-Investitionen können steuerlich abgeschrieben werden. Darüber hinaus gibt es auch noch zusätzlich regionale Förderungen. „Diese Förderungen sind an qualitatives Bauen gekoppelt und das ist sehr sinnvoll“, teilte Kuntner mit.Scheitholzkessel sind in Italien nach wie vor Hauptthema. Auch die Pellets sind im Aufschwung, aber da stehe man in Italien laut Kuntner noch am Anfang. In Verona wurde unter anderem ein Brennwertkessel, der mit Pellets befeuert wird und einen Wirkungsgrad von 104% aufweist, vorgestellt. Zudem wurde für Italien ein eigener Kessel entwickelt. Dieser verfügt über einen Behälter, in den zehn Pelletssäcke à 15 kg Platz haben. „In Italien geht der Pelletsverkauf über Sackware, die Logistik für lose Pellets ist noch nicht ausgereift“, betonte Kuntner abschließend.

Robuste Bauweise

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Robuste Gilles-Heizungen zeigen Hubert Fleckinger und Günther Niederkofler (v. li.) © DI Johanna Schnaubelt

Bereits am ersten Messetag hat man am Messestand von Gilles, Gmunden, viele Kontakte geknüpft. Vor allem Architekten, Händler und Planer nicht nur aus Südtirol und dem Trient, sondern auch aus dem Veneto, Raum Mailand und Toskana sowie dem Piemont besuchten den Messestand. „Wir sind zum zweiten Mal auf der Progetto Fuoco vertreten und mit dem Verlauf sehr zufrieden“, erklärte Günther Niederkofler, Gilles-Verkaufsberater in Italien. Die Heizungen von Gilles überzeugen laut Niederkofler durch die robuste Bauweise und die Bandbreite im Biomassebereich. „Vom Apartment bis hin zum Fernheizwerk – mit Biomasse wird das ganze Segment abgedeckt“, betonte Niederkofler. „Zudem legt der italienische Kunde Wert auf Heiztechnik aus dem Vorreiterland Österreich.“
Die Erwartungen an die Messe waren, dass viele neue Kunden gewonnen werden können. Auch von der 55% Förderung erwartete sich Niederkofler viel. „In Italien ist die Förderpolitik entscheidend“, wies Niederkofler auf die Wichtigkeit dieses Instrumentes hin. „Für den Kunden spielt vor allem die Ersparnis gegenüber Öl und Gas eine besondere Rolle“, sagte Niederkofler. „Dieser Aspekt, verbunden mit der richtigen Förderpolitik, sorgt für großes Interesse an Biomasse-Heizungen.“ Aus diesem Grund sah man in Verona den Biomasse-Sektor in Italien im Aufwind. „Früher hat die Mentalität gefehlt, aber die Förderpolitik hat einen Umdenkprozess eingeleitet“, war man sich am Gilles-Messestand einig.

Wichtiger Branchentreff

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Ökofen setzt auf Forschung: Giulio Guarnieri, Michael Schnarf und Loris Zecchin (v. li.) © DI Johanna Schnaubelt

Als die wichtigste Messe für Biomasse in Italien bezeichnete Michael Schnarf, Ökofen-Generalimporteur, die Progetto Fuoco. Schnarf war gegenüber der Förderpolitik kritisch eingestellt. „Als Starthilfe sind Subventionen zu begrüßen, aber sie bringen auch massive Marktschwankungen mit sich“, meinte Schnarf. Ökofen kann sich in Italien laut Schnarf über einen stattlichen Marktanteil freuen. Zudem bemerkte Schnarf, dass es einen Trend zu höherwertigen Produkten gibt – nicht nur in Südtirol. „Das Know-how ist in Norditalien und von dort aus noch nicht ganz im Süden angekommen, aber wird sind auf dem richtigen Weg“, sagte Schnarf.

Betriebsfertiges System

Ökofen liefert zu den Kesseln auch die betriebsfertige Technik, die Produkte sind auf die Endverbraucher zugeschnitten. „Wir haben bereits heute das Produkt von morgen. Wir gehen davon aus, dass es in Zukunft noch besser isolierte Häuser geben wird und diese weniger Energie brauchen. Zudem werden die Kessel weniger Platz benötigen“, betonte Schnarf. Einmal im Jahr kommen alle Ökofen-Partner zu einem Austausch zusammen. Dieser Gedanken- und Ideenpool ist Grundlage für die weitere Forschung und Entwicklung. „Daher waren wir auch beispielsweise die ersten, die einen Pelletskessel mit Brennwerttechnologie produzierten“, sagte Schnarf. Die Pelletskessel gibt es in einem Leistungsbereich von 8kW bis 224kW für Heizzentralen, Hotels, Industrien und Gemeinden. Die Speicher haben ein Fassungsvermögen von 600 bis 1500l für Kleinfamilien.

Interessante Einspeistarife

Zum ersten Mal in Verona präsentierte sich Agro Forst- und Energietechnik, St. Paul. Von der Qualität der Besucher am ersten Messetag war der Italien-Repräsentant Direktor Giuseppe Vallazza begeistert. „Da es in Italien hervorragende Stromeinspeis-Gesetze gibt, spielen hier KWK-Anlagen eine große Rolle“, brachte es Vallazza auf den Punkt. Die KWK-Anlagen weisen Leistungen zwischen 0,5 bis 3MWelek und von 3 bis 15MWtherm, vor Kurzem wurde in Friaul eine Anlage mit 8MWtherm und 1,5MWelek und im Piemont eine Anlage mit 15MWtherm sowie 3MWelek errichtet. „Wir haben eine Vielzahl von Projekten in der Pipeline“, teilte Vallazza mit. Den Schwerpunkt in den nächsten zwei bis drei Jahren sieht man bei Agro Forst- und Energietechnik auf den Märkten in Übersee: in Südamerika, vor allem in Chile und auch in Australien. „Ein neues Energiegesetz trat in Australien in Kraft: Kohle soll nach China verkauft und mit den Einnahmen erneuerbare Energie erzeugt werden“, informierte Vallazza. Als Zukunftsmarkt wurde auch Nordamerika genannt, da die Regierung von Präsident Barack Obama erstmals Energie aus nachwachsenden Rohstoffen subventioniert.