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Archivbild © Martina Nöstler

Ohne Regelung zusperren

Ein Artikel von Martin Heidelbauer | 13.09.2017 - 10:12
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Ökostrom-Verfechter: Hans-Christian Kirchmeier, Rudolf Freidhager, Josef Plank und Rudolf Rumplmayr (v. li.) © Heidelbauer

„Bei vielen Holz-KWK-Anlagen läuft der für 13 Jahre gewährte geförderte Einspeisetarif 2019 und 2020 aus. Kommt nicht zeitgerecht eine sinnvolle Ökostromgesetz-Reform, muss der Großteil der voll funktionsfähigen Holzkraftwerke abgeschaltet werden. Damit stehen 6400 regionale Arbeitsplätze und 6,5 Mrd. KWh erneuerbare Energie in Form von Strom und Wärme auf dem Spiel“, unterstrich Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes und Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, anlässlich einer Pressekonferenz am 11. September in Wien. Derzeit gibt es in Österreich 111 Biomasse-KWK-Anlagen und 22 Holzgas-KWK-Anlagen. Weiters warnte Plank: „Wer Holzkraftwerke abdreht, dreht Atomstrom auf.“

 

Biomasse-Kraftwerk in Simmering könnte 2019 schließen

„Die Biomassenutzung ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch für die Waldhygiene von großer Bedeutung“, erklärte Dr. Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Durch ein zeitnahes Hacken von Waldbiomasse verringert sich die Käferschadholz-Menge um ein Vielfaches. Außerdem wird nur auf nährstoffreichen ÖBf-Standorten Energieholz entnommen. „Wir betreiben gemeinsam mit der Wien Energie das größte Biomassekraftwerk Österreichs in Simmering. Hierfür werden 115.000 tatro/J Biomasse eingesetzt, die aus einem Umkreis von 80 km kommen. In Zukunft könnte sich der Einzugsradius noch verringern“, berichtete Freidhager. Klimabedingt würden Schäden durch Käferbefall, Stürme, Dürre oder Schneebruch zunehmen. „Wenn bis Mitte 2019 keine ordentliche Ökostrom-Nachfolgereglung erfolgt, müssen wir das Heizkraftwerk in Simmering stilllegen“, ließ Freidhager aufhorchen.

 

Holzindustrie verweist auf Deutschland

Unternehmen der Säge- und Holzwerkstoffindustrie betreiben eingebundene Biomasse-KWK-Anlagen. Als Energieträger kommen Nebenprodukte, wie beispielsweise Rinde oder sonstiges Energieholz (Splitterholz, weichfaule Stämme), zum Einsatz. „Obwohl in Österreich ein entsprechender Ökostromtarif für 20 Jahre in Aussicht gestellt wurde, fehlt nach 13 Jahren die nötige Nachfolgetarifregelung für die letzten sieben Jahre. Sollte diese nicht kommen, müssten viele Holzindustrie-Betriebe auf fossile Energieträger zurückgreifen“, verdeutlichte Rudolf Rumplmayr, Donausäge Rumplmayr. In Deutschland hingegen gelte der Ökostromtarif für 20 Jahre. 

 

Wesentlicher regionaler Wirtschaftsfaktor

Österreichs Holzkraftwerke erzeugen Strom für 500.000 Haushalte und stellen 20 % der Fernwärme. „Besonders in strukturschwachen Regionen sind Biomassekraftwerke ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Allein in unseren drei KWK-Anlagen im Waldviertel beschäftigen wir 32 Mitarbeiter und sichern mit dem Anlagen-Betrieb 350 weitere Arbeitsplätze, vom regionalen Installateur bis zum Holzernte-Unternehmer“, berichtete Hans-Christian Kirchmeier, Geschäftsführer von Nawaro Energie Betrieb und Vorsitzender der IG Holzkraft. Um geplante Investitionen zu tätigen, seien Änderungen in den Ökostrom-Rahmenbedingungen erforderlich. „Zur Effizienzsteigerung unserer Anlagen haben wir 10 Mio. € in der Pipeline“, informierte Kirchmeier.  Nun müsse die Politik Verantwortung übernehmen, um ein Schließen der Heizkraftwerke zu verhindern.