Die beiden 10 MW-Bestandsanlagen inklusive eines Kesselhauses und Elektrofilters von Urbas, Völkermarkt, sind seit der Werkerrichtung 2003 17 Betriebsjahre unter Volllast gelaufen und mussten überholt werden. „Außerdem reichte die Wärmeerzeugungsleistung der Doppelkesselanlage trotz der Nachrüstung einer Rauchgaskondensationsanlage 2011 aufgrund der kontinuierlich gestiegenen Produktionsmenge im Sägewerk auf mittlerweile fast 1,5 Mio. fm und in der Pelletierung auf 100.000 t im Vorjahr an unserem tschechischen Standort nicht mehr aus“, erläutert Richard Metnitzer, Leitung Investitionsmanagement im Mayr-Melnhof Holz-Konzern.
„Der gestiegene Wärmebedarf sowie die anstehenden Reparaturen veranlassten uns, zuerst 2020 eine 12 MW-Neuanlage zu errichten und danach die Bestandsanlagen nacheinander zu überholen“, informiert Metnitzer. Dieses Vorgehen gewährleistete aus Sicht der Projektverantwortlichen, dass der Produktionsbetrieb während der Bau- und Reparaturphasen ohne nennenswerte Unterbrechungen aufrechterhalten werden konnte.
Turnkey-Projekt
Die schlüsselfertig gelieferte Anlage der Kärntner Spezialisten umfasst Brennstoffversorgung, Ascheentsorgung, kontrollierte Belüftung, Luftvorwärmung, Elektrofilter, eine 5,8 MW-Rauchgaskondensationsanlage sowie den Stahlbau für das Kesselgebäude. Die Neuanlage wurde in das bestehende Warmwassernetz integriert – dazu musste unter anderem eine 50 m lange Rohrbrücke von Urbas installiert werden.
Hierbei wurden werkseitig vormontierte Gruppen mit hohen Qualitätsstandards implementiert und nur die notwendigen Verbindungsleitungen durch qualifiziertes Fachpersonal auf der Baustelle gefertigt, wird seitens Urbas betont. Bedingt durch die gesteigerten Produktionen, war es notwendig, das Warmwassernetz auszubauen. Dazu wurden die Fernwärmeleitungen von Urbas angepasst und zur besseren Abdeckung von Wärmeproduktions- und Bedarfsspitzen wurde ein 100 m3-Pufferspeicher installiert.
Gemeinsame Anlagenkonzeption
Mayr-Melnhof Holz hat mit Urbas bereits 2019 ein 10 MW-Biomasseheizwerk am russischen Standort Efimovskij realisiert (s. Holzkurier-Heft 09/2020, S. 18–19). „Die dort gewonnenen Erkenntnisse wurden in Paskov erfolgreich umgesetzt. Wir haben mit Urbas gemeinsam eine detaillierte Projektanforderung erstellt und implementiert“, bekräftigt Metnitzer.
Neben der Kesselgeometrie, Werkstoffauswahl und Instrumentierung wurde seitens Mayr-Melnhof Holz vor allem die Verwendbarkeit von extrem nasser Rinde und Hackgut bei gleichzeitiger Einhaltung der strengen Abgasgrenzwerte gefordert. Diese Forderung resultiert aus den Brennstoffen, die von den Nasslagern kommen, welche am tschechischen wie auch russischen Standort betrieben werden. In Paskov wurde 2020 neben dem Biomassekraftwerk in ein Nasslager mit 1,4 ha für bis zu 70.000 fm, in vier neue Trockenkammern sowie die Erweiterung der Pelletierungskapazität auf 130.000 t/J investiert. „Damit ist das Werk Paskov in der Lage, die volle Produktionsmenge zu trocknen und die Sägenebenprodukte zur Gänze am Standort gewinnbringend zu verwerten“, bekräftigt Metnitzer weiter.
Die Urbas-Anlage ist für die Verbrennung von Brennstoffen bis zu einem Wassergehalt von 70% konzipiert. Aus dem Abgas werden mithilfe der Rauchgaskondensationsanlage bei entsprechend feuchtem Brennstoff und niedriger Netzrücklauftemperatur bis zu 5,8 MW zusätzlich für das Niedertemperaturnetz gewonnen. Die Entaschung erfolgt über einen massiven, robusten Trogkettenförderer sowie über Verteilschnecken, um einen hohen Füllungsgrad in den Containern zu gewährleisten.
Volle Leistung mit „Reserven“
Die Planungen für die Anlage starteten im Frühjahr 2019 und Ende des Jahres erhielt Urbas den Auftrag. Nach einer fünfmonatigen Bauphase begann die Kesselmontage im Mai 2020 – die Inbetriebnahme erfolgte planmäßig im November. Zu dem Zeitpunkt wurden abwechselnd Reparaturen und der Austausch der Steuerungen an den beiden Bestandsanlagen vorgenommen – „kurz vor Weihnachten war die volle Leistung aller drei Kesselanlagen wiederhergestellt“, betont Metnitzer.
Die vereinbarten Leistungskennzahlen wurden „mit ausreichender Reserve“ eingehalten. „Wir haben uns für Urbas entschieden, da die individuellen Anforderungen jedes einzelnen Werkes von Urbas bestmöglich berücksichtigt wurden und wir die Möglichkeit hatten, die Anlagenkonzeption mitzugestalten“, erklärt Metnitzer.
Für den Standort Leoben wurde kürzlich eine weitere 11 MW Biomassekesselanlage mit noch strengeren Emissionsgrenzwerten bei Urbas bestellt. Die Umsetzung erfolgt bis Ende 2021. Damit sind alle drei Sägewerksstandorte mit Urbas-Biomassekesselanlagen ausgestattet.
Mayr-Melnhof Holz Paskov
Standort: Paskov/CZ
Gegründet: 2003
Geschäftsführer: Lukáš Konečný, Marie Wagnerová, Josef Steiner
Mitarbeiter: 340
Einschnitt: 1,45 Mio. fm (2020)
Produkte: Schnittholz, getrocknet, gehobelt
Pelletsproduktion: 100.000 t (2020), lose Ware und Sackware
Urbas Maschinenfabrik
Gründung: 1929
Geschäftsführer: Josef Urbas, Andreas Urbas, Peter Urbas
Mitarbeiter: 420
Standorte: Völkermarkt, Ruden
Produkte: Warmwasser-, Nieder- und Hochdruck-Dampfkessel bis 77 bar, Spänetrockner, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen