Polytechnik

Zukunftsprodukt Biokohle

Ein Artikel von Philipp Matzku | 29.06.2023 - 09:05
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Zukunftsprodukt Biokohle: Die beiden Polytechnik-Geschäftsführer, Heinz Grossmann und Lukas Schirnhofer (v. li.), sehen in der Torrefizierung eine große Zukunft © Polytechnik

„Torrefizierung ist ein Verfahren mit großer Zukunft und ideal für die kaskadische Nutzung der Reststoffe der Sägeindustrie. Gerade Sägewerke und Holz verarbeitende Industrien können damit noch mehr Wert aus ihren Biomasseabfällen herausholen. Ein bedeutender Baustein, um CO2-neutral zu werden“, konstatierte Lukas Schirnhofer, Geschäftsführer bei Polytechnik in Weissenbach an der Triesting. „Die Biomassetorrefizierung ist ein wichtiges Puzzleteil in der Defossilisierung der globalen Industrie und wird eine Schlüsselrolle bei der weltweiten Substitution von Kohle spielen“, ergänzte Heinz Grossmann, der gemeinsam mit Schirnhofer Geschäftsführer des Spezialisten für Biomassenergieanlagen ist, im Gespräch mit dem Holzkurier auf der Ligna in Hannover.

CO₂-neutrale Lösungen für die Industrie

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Großes Interesse am Thema Biomasseanlagen herrschte am Polytechnik-Stand © Polytechnik

Das finnische Unternehmen Joensuu Biocoal wird mit Technologie aus Österreich Ende 2024 eine Biokohleanlage mit einer Jahreskapazität von 60.000 t in Betrieb nehmen. Dabei soll die Biokohle fossile Kohle in verschiedenen industriellen Prozessen ersetzen. Nachhaltig gewonnenes Waldrestholz wird in einer sauerstoffarmen Umgebung erhitzt, um Biokohle, ein kohlenstoffreiches Endprodukt, zu erzeugen. Die Anlage kann nachhaltig gewonnene Nebenprodukte der lokalen finnischen Forstwirtschaft, wie Rinde und minderwertige Biomasse, verwerten, die aus Schirnhofers Sicht das enorme CO2-Einsparungspotenzial der großindustriellen Defossilisierungstechnologie aufzeigen.

Biokohle ist aufgrund der hohen Energiedichte leicht zu transportieren und zu lagern. Die Energiedichte und die mit Kohle vergleichbaren Eigenschaften ermöglichen die Verwendung bestehender Be- und Entladestrukturen. „Biokohle hat ein uniformiertes Format ohne Qualitätsschwankungen“, informierte Schirnhofer.

Technologie aus Österreich

Die Technologie für die Torrefizierungsanlage bei Joensuu Biocoal kommt aus Österreich. Andritz fertigt und liefert den Reaktor, der auf der Technologie von Nextfuel Technology, Wien, basiert, um Biomasseabfälle in Biokohle umzuwandeln. Polytechnik konstruiert, fertigt und liefert den Schwachgasbrenner und die Technologie zur Energieaufbereitung und -nutzung. Dabei wird eine kreislaufartige Nutzung der Prozessenergie gewährleistet. Der Baubeginn ist für Mitte 2023 geplant.

Neue Projekte

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Fokus auf Biomasse-Heizkraftwerke: Auf dem Messestand von Polytechnik auf der Ligna drehte sich alles um Torrefizierung, Dekarboniserung sowie Vergasungstechnologien sowie KWK-Anlagen © Polytechnik

„Wir haben Aufträge in Höhe von 40 Mio.  € und sind gut ausgelastet“, informierte Grossmann, der innerhalb der Polytechnik-Geschäftsführung für die Finanzen zuständig ist. Beim Energieversorger Danpower, Lauchhammer/DE, ist seit Kurzem eine Fernwärmeanlage in Betrieb. Montagebeginn für die Kraft-Wärme-Kopplungs (KWK)-Anlage mit einem Thermokessel von Polytechnik beim Sägewerk Hermann Keller, Achern/DE ist für November geplant. Bei Wismar Pellets, Wismar/DE, geht Ende August eine 2 mal 5 MW-KWK-Anlage in Betrieb. Getec-Energie plant in Arnsberg im Sauerland eine Altholzverbrennungsanlage von Polytechnik. In Neuseeland sind drei Anlagen in Planung, darunter eine bei einem BSP-Hersteller sowie eine 2 mal 8 MW-Anlage in einem Spital in Christchurch.