Holz ist nach wie vor einer der meistverwendeten Rohstoffe weltweit. In zahlreichen Industrien ist er ungebrochen Grundlage vieler Verarbeitungsprozesse. Die dabei anfallenden Nebenprodukte, wie z. B. Hackschnitzel, Säge- oder Hobelspäne, fanden bis in die 1990er-Jahre teilweise nur schwer Abnehmer – bis das Thema „Pelletierung“ aufkam. Die Komprimierung der Nebenprodukte mittels Pelletspressen erfuhr in den Jahrzehnten bis heute eine fortwährende Erfolgsgeschichte.
Aufgrund des schnell wachsenden Marktes entschlossen sich namhafte Unternehmen frühzeitig, sich dort zu positionieren. In der Verwendung und Technologie der Pelletspressen hat sich bis heute viel getan – allein, weil der Rohstoff Holz noch einmal differenziertere Herausforderungen an eine Pelletspresse stellt, als es beispielsweise bei Futtermittelmischungen der Fall ist. Längst wird auch Hartholz zur Komprimierung eingesetzt. Hölzer mit einer Darrdichte von mehr als 550 kg/m3, wie beispielsweise Buche, Eiche oder Esche, sind keine Seltenheit in Europa mehr. So sind heute für nahezu alle Holzarten, ob einzeln oder in gemischter Form eingesetzt, professionelle Lösungen gefordert, um eine hochqualitative und energiesparende Pelletierung zu gewährleisten.
Flachmatrizentechnologie als Lösung
Pressenhersteller wie Amandus Kahl waren und sind folglich gefordert, Technologien zu entwerfen, die einerseits flexibel an den Rohstoff Holz angepasst werden können und gleichzeitig – im Sinne der Nachhaltigkeit – nicht zu viel Energie verbrauchen. Ergo: Sie sollen so effizient wie möglich laufen. Amandus Kahl ist dieser Herausforderung mit der Entwicklung der hauseigenen Flachmatrizentechnologie begegnet. Denn ein Vorteil der Flachmatrizentechnologie liegt gerade in ihrer Flexibilität im Verarbeitungsprozess. Aufgrund ihrer Scherwirkung können gröbere Partikel zu Pellets verarbeitet werden – im Gegensatz zu Ringmatrizenpressen. Das liegt daran, dass alle Flachmatrizenpressen über den gleichen verfahrenstechnischen Aufbau verfügen. Hierzu zählen besonders der Kollerkopf mit den jeweiligen Kollerrollen sowie die waagerecht installierte Flachmatrize, die sich aufgrund ihrer Robustheit ein Alleinstellungsmerkmal am Markt erarbeitet hat.
Das Kahl-Verfahren macht sich mittels einer horizontalen Pressagglomeration des Materials durch die Lochbohrungen der Matrize die Schwerkraft zu eigen. Die Speisung erfolgt mithilfe einer geeigneten Speiseschnecke und die Materialverteilung senkrecht im freien Fall, weswegen auf eine maschinelle Zusatzeinrichtung zur Speisung verzichtet werden kann. Im großen Presseninnenraum finden auch voluminöse Produkte ausreichend Platz zur Verarbeitung. Bereits nach kurzer Zeit entsteht auf der Flachmatrize ein Materialteppich, welcher von den Kollerrollen überrollt wird und so das Produkt in die Lochbohrungen der Matrize presst. Das hauseigene, selbstständige Steuerungssystem Distamat fördert zusätzlich hohe Standzeiten der Maschinen bei geringerem Personaleinsatz. Die Technologie ermöglicht einen stufenlos einstellbaren und konstanten Kollerspalt während des laufenden Betriebs. Der konstante Spalt zwischen Kollerrolle und Matrize ist von entscheidender Bedeutung für die Pelletsqualität. „Als Spezialist in der Herstellung von Flachmatrizenpressen mit jahrzehntelanger Erfahrung optimieren wir das Konstruktionsprinzip unserer Pelletspressen kontinuierlich, um eine höchstmögliche Energieeffizienz zu erreichen“, erläutert Karsten Beck, Vertriebsingenieur bei Amandus Kahl.
Ein grundlegender Faktor sind Pellets ohne Partikelgrößenanforderungen. Auch hier spielt die Flachmatrizentechnologie im Vergleich ihre Vorteile aus. Ausgehend von nassen Hackschnitzeln ist der erste Verarbeitungsschritt eine Nassvermahlung. Der Einsatz einer Kahl-Kollermühle mit Flachmatrizen ermöglicht an dieser Stelle bereits größtmögliche Flexibilität, was die Partikelgröße oder die Art des verwendeten Holzes angeht: Die Kahl-Technologie zerkleinert die Hackschnitzel durch Scherung auf eine Partikelgröße, die von der Flachmatrizen-Pelletspresse problemlos verarbeitet werden kann.
In der Praxis etabliert
Die Flachmatrizentechnologie von Kahl stellt für viele Holz-verarbeitende Betriebe regelmäßig eine Alternative dar: „Wir erhalten und stellen fest, dass die effiziente und flexible Verarbeitung von holzartigen Nebenprodukten immer mehr am Markt nachgefragt wird“, erläutert Beck. Zukünftig im Einsatz ist die Flachmatrizenpresse zur Pelletierung von trockenen Nebenprodukten unter anderem bei den Betrieben Wagner Pellet und Oberpfalz Pellet in Bayern. Das Familienunternehmen Oberpfalz Pellet, auch bekannt als Holzbodenwerk Krottenthaler, bietet eine Vielzahl an Holzbodenprodukten für den Innen- und für den Außenbereich an. Dazu gehören unterschiedliche Stufen, Terrassen, Fassaden und weitere Holzprodukte. „Die Pelletierung unserer unterschiedlichen Nebenprodukte war für uns lange Zeit unwirtschaftlich. Zukünftig aber nutzen wir zur Pelletsherstellung eine Mahl-, Pelletier- und Kühlanlage von Amandus Kahl. So können wir wirtschaftlich pelletieren und zusätzlich die vielen Vorteile der Holzpellets an unsere Kunden weitergeben“, erklärt Martin Krottenthaler, Geschäftsführer von Oberpfalz Pellet. Zur Anlage gehört die gesamte Maschinen- und Steuerungstechnik von der Materialaufgabe über die Vermahlung, Pelletierung, Kühlung bis zur Fertigwarenanlage. Auch die Planung der Anlage hat Amandus Kahl übernommen. Das Beispiel zeigt: Die wirtschaftliche Nebenproduktpelletierung lässt sich in der Praxis umsetzen. Die Vorteile überwiegen gegenüber den Kosten, wenn der Herstellungsprozess so effizient und flexibel wie möglich gehalten wird