HOLZINDUSTRIE Gustav HASSEL

Das energieoptimierte Pelletswerk

Ein Artikel von Philipp Matzku | 27.06.2024 - 09:21
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Moderne Anlagentechnik im Greenfield-Projekt: Das Pelletswerk bei der Holzindustrie Hassel wurde von Salmatec als Komplettanbieter umgesetzt © Holzindustrie Hassel / Wolfgang Stahr

Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme des Pelletswerks im Frühjahr 2023 erfolgte im September termingerecht die zweite Ausbaustufe mit einer zweiten baugleichen Salmatec-Presse des Typs Maxima 840. Die Presse des norddeutschen Maschinenbauunternehmens wird in der Holz- und Sägeindustrie sehr häufig eingesetzt. Sie hat eine Leistung von 400 kW und ist auf eine Produktion von 5,5 bis 6 t/h ausgelegt. „Wir planen, in diesem Jahr mit beiden Pressen 55.000 t ENplus A1-zertifizierte Presslinge zu produzieren“, informiert Stefan Hansen, geschäftsführender Gesellschafter der Holzindustrie Hassel, Stockum-Püschen/DE.

Das Komplettpaket

Bei der Holzindustrie Hassel bekommen die Pelletspressen Namen. Die erste heißt Fritz, die zweite Gustav. „Nach den Gründern des Sägewerks hier am Standort in Stockum-Püschen im Westerwald, die beiden Brüder Fritz und Gustav Hassel“, erzählt Hansen. Hansen, der vor drei Jahren das Unternehmen zusammen mit Christian Zeinler übernommen hat, ist mit der Performance des Pelletswerks extrem zufrieden. „Wir wollten bei den Ausrüstern des Pelletswerks, des Bandtrockners und des Heizwerks auf die besten Komponenten zurückgreifen und wir haben sie bekommen. Salmatec als Komplettanbieter für Pelletieranlagen hat uns bereits nach der ersten Ausbaustufe total überzeugt“, sagt Hansen (s. Das Pelletskomplettpaket). „Wir verstehen uns als Systemintegrator. Jedes Projekt ist unterschiedlich und erfordert einen ganz individuellen Ansatz. Die Qualität und Mischung des Rohmaterials unterscheiden sich, ebenso die Maschinentechnik sowie deren Anordnung. Im Laufe des Planungsprozesses findet man zusammen mit dem Kunden ein gemeinsames Layout der Anlage“, informiert Matthias Schindler, Sales Manager bei Salmatec.

Das Rohmaterial zur Pelletierung kommt einerseits aus dem eigenen Sägewerk, andererseits kauft die Holzindustrie Hassel Rohmaterial extern zu. Letzteres ist entweder nicht sägefähiges Industrierundholz, das am Sägewerksstandort gehackt wird, oder es wird in entsprechender Qualität in Form von Hackgut angeliefert. „Wir planen mit einem Mischungsverhältnis von Sägerestholz und Waldhackgut von jeweils 50%, derzeit wird etwa ein Drittel des benötigten Rohstoffes zugeliefert“, gibt Hansen zu verstehen.

Fokus auf Stromsparen

Eine Spezialität bei dem Pelletswerk der Holzindustrie Hassel ist die Vorsiebung des Materials vor der Nassspanhammermühle. Dabei wird das feine Material ausgesiebt, mittels eines Bypasses an der Mühle vorbeigeführt und dem Trocknungsprozess direkt zugeführt. „Damit können wir alleine bei der Hammermühle 30 kW/h Strom sparen. Umgerechnet auf das Jahr sind das 48.000 €, die diese Maßnahme an Kosten einspart“, konstatiert Schindler.

Das Thema Optimierung des Pelletswerks ist nicht nur Hansen ein großes Anliegen, auch bei Salmatec sieht man dies als eine der Kernaufgaben in ihrem Verständnis als Komplettanbieter. Neben der Planung, Montage und Inbetriebnahme begleitet Salmatec die Kunden weiterhin und unterstützt mit Expertise besonders beim Thema Energieeinsparung. Über 1400 Proben an Pellets wurden seit Jahresanfang genommen. Das Ergebnis: eine durchschnittliche Feuchtigkeit von 7,9%. „Eine durchschnittliche Feuchtigkeit um die 8% ist der Sweet Spot für Effizienz und Qualität“, bekräftigt Timo Müller, Business Development Director bei Salmatec. Die Eingangsfeuchte des Rohmaterials liegt bei 20 bis 50%. Die wechselnden Eingangsbedingungen bei Feuchtigkeit und Holzart werden durch die automatische Salmatec-Regelsteuerungssoftware ausgeglichen.

„Wir messen über Regelparameter, wie beispielsweise den Material- und den Stromverbrauch. Auf Grundlage dieser Daten werden die Produktionsparameter laufend automatisch angepasst, um die größtmögliche Effizienz der Anlage zu gewährleisten Die Produktionsleistung der beiden Pressen liegt bei 11 bis 12 t/h, wobei diese mit 90 bis 95% Leistung gefahren werden“, gibt Schindler zu verstehen. Die Steuerungsparameter der Gesamtanlage, vom Heizwerk über den Bandtrockner bis zur Pelletierung und Verladung, kommen von Salmatec. „Wir wollten eine vollständige Pelletieranlage mit möglichst wenig Schnittstellen. Ich kann die gesamte Anlage über eine große Steuerungssoftware überblicken“, gibt sich Hansen begeistert.

Bewährte Technik

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Am 1,5 m hohen Podest: Die Salmatec-Presse des Typs Maxima 840 © Philipp Matzku

Eine weitere Besonderheit der Salmatec-Bauweise ist die Integration eines Siebkühlers des langjährigen Partners Rematec. Produziert wird der Siebkühler am Produktionsstandort von Rematec in Dietersburg/DE, Salmatec hat die Regelsteuerung zur Feuchte- und Temperatursteuerung weiter optimiert. Diese steuert einerseits die Verweildauer der Pellets im Siebkühler (15 Minuten) und andererseits die Kühlluft für die Pellets. Im Winter müssen die Pellets wenig, im Sommer mehr mit Kühlluft versorgt werden. „Die Salmatec-Regelsteuerung der Siebkühlung spart Strom ein“, bekräftigt Schindler.

„In der Regel stehen Pressen entweder direkt am Boden oder erhöht im ersten Stock“, erklärt Müller und ergänzt: „Die Pressen bei Hassel sind auf einem kleinen Podest, wo der kompakte Siebkühler genau darunter passt. Die heißen Presslinge kommen ohne Zwischentransport und Fördertechnik in den Siebkühler. Wenn die Presse im unteren Stockwerk steht, muss ich die Pellets über Elevatoren nach oben in einen Kühler befördern, wobei ein Qualitätsverlust droht. Eine Presse im zweiten Stock, also über dem Kühler, steigert wiederum nicht nur die Baukosten, sondern erschwert auch das Arbeiten an der Presse. Mit der Kombination aus einem kleinen Podest und dem Siebkühler kombinieren wir die Vorteile beider Ansätze.“

Mannlose Verladung

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Die Lkw-Verladung loser Ware von Salmatec funktioniert komplett online – 50 bis 100 Lkw werden wöchentlich abgewickelt © Philipp Matzku

Der Nassspan- und Trockenspansilo haben jeweils eine Kapazität von 2600 m3, die beiden Pelletssilos bieten Platz für 7000 t. Derzeit werden nur lose Pellets verkauft. Die Verladung funktioniert komplett mannlos. Die Lkw geben an einem Terminal ein, welche Menge sie laden können. Ein Mitarbeiter der Holzindustrie Hassel ist beim Ladeprozess nicht notwendig.

Über eine eigene Software ist anhand unterschiedlicher Farben erkennbar, welche Lkw gerade angekommen sind, welche beladen und welche reserviert sind. 50 bis 100 Lkw werden so pro Woche abgewickelt. Der Platz für eine Absackanlage ist bereits vorhanden. Wann diese umgesetzt wird, ist noch nicht entschieden und hängt unter anderem von der generellen Marktsituation ab. Das Gleiche gilt für den geplanten zweiten Nassspansilo, die Verlängerung des Bandtrockners sowie für die Rohstoffzubringung direkt aus dem Sägewerk über Förderanlagen.