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160 Teilnehmer, darunter Hoteliers, Gastronomen, Architekten und Unternehmer der Bauwirtschaft, lauschten den Ausführungen der Referenten © proHolz Tirol

Authentizität im Tourismus

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 14.05.2012 - 08:47
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160 Teilnehmer, darunter Hoteliers, Gastronomen, Architekten und Unternehmer der Bauwirtschaft, lauschten den Ausführungen der Referenten © proHolz Tirol

Mit 160 Teilnehmern aus Hotellerie, Gastronomie, Architektur und Bauwirtschaft war der Kaisersaal im Stanglwirt am 25. April bis auf den letzten Platz belegt, um den Vorträgen zu Tourismus, Architektur und Bauhandwerk zu folgen. Der Gast von heute und morgen möchte mehr Qualität und Kultur während seiner wenigen Erholungstage im Jahr erleben.
Für Stanglwirt-Hausherr Balthasar Hauser ist der Werkstoff Holz im Tourismus ebenfalls nicht wegzudenken. In seinem Eröffnungsinterview gab er Einblicke in das Konzept „Stanglwirt“. Bei den stetigen Vergrößerungen seines Areals denkt er bereits an den Bau eines Apartmenthauses für seine Angestellten. „Wir haben 250 Mitarbeiter, denen wir eine entsprechende Unterkunft in der Nähe ihres Arbeitsplatzes bieten möchten. Im Bezug auf Kostenminimierung und geringe Bauzeiten können wir uns durchaus einen mehrstöckigen Holzbau vorstellen. Es ist momentan ein großes Thema bei uns.“
Prof. Mag. Peter Zellmann vom Institut für Freizeit und Tourismusforschung in Wien prognostizierte dem Tourismus in Österreich Erfolgssteigerungen, wenn mehr auf die Bedürfnisse der Gäste eingegangen wird. Denn „ohne Gast kein Tourismus. Es ist ein Zusammenspiel aus Produzent und Konsument, die erst gemeinsam das perfekte Produkt schaffen.“

Umgang mit Emotionen

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Veranstalter und Vortragende: proHolz Tirol-Vorstand Wurm, Touristiker Sarsteiner und MMag. Krösselhuber, Moderator Rohrbacher, Referenten Waltl-Piffer, BM Waltl, Architekt Reitter, Mag. Lechner (Holzcluster Salzburg) und DI Lex (proHolz Tirol) (v. l.) © proHolz Tirol

„Um dieses Ziel zu erreichen, muss in der Tourismusbranche bereits in der Ausbildungsphase großer Wert auf die personenbezogene Dienstleistung gelegt werden“, meinte Zellmann. Er ging sogar soweit, dass „ein Grundverständnis bereits im Volksschulalter geschult werden sollte, um sich dann fortlaufend bis hin zum Hochschulabschluss weiterzuentwickeln. So ist eine ideale Dienstleistung garantiert. Arbeitnehmer im Tourismus müssen den Umgang mit Emotionen lernen, die vorhandene Umgebung mit den Augen des Gastes sehen und respektvolle Umgangsformen verinnerlichen“, verdeutlichte Zellmann in seinem Vortrag.
Bei der Urlaubsplanung ist nicht mehr nur ein günstiger Preis bei der Wahl des Urlaubsziels entscheidend, sondern vor allem auch die Gastfreundlichkeit, gutes Essen und eine gemütliche Atmosphäre. Um dem Gast eine authentische Atmosphäre zu bieten, ist die Verwendung von Holz nicht mehr wegzudenken. Gäste reisen mit einer bildlichen Vorstellung ihres Urlaubsortes an. Diese sollte bestmöglich umgesetzt sein.

Gastieren mitten im Wald

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Optisch mit der Natur verwachsen: Arge Reitter-Holzbox-Projekt ?Gradonna Mountain Resort? in Kals (Osttirol) © Günter Ölhafen

Auf Authentizität kommt es auch im Arge Reitter-Holzbox-Projekt an. Architekt DI Helmut Reitter stellte das in Kals entstehende Chaletdorf „Gradonna Mountain Resort“ in Osttirol vor. Unter dem Credo des Architektur-Professors Luigi Snozzi „Jedes Bauen bedeutet Zerstörung – zerstöre mit Verstand“ wurde die optimale Lösung für ein außergewöhnliches Bauprojekt gefunden. Optisch mit der Natur verwachsen, entstehen 41 Chalets in moderner Holzbauweise.
Holz spielt eine große Rolle, die gewünschte Atmosphäre und die erneut betonte Authentizität zu schaffen. „Holz steht für ökologische und emotionale Qualität. Es ist intelligent und übertrifft besonders in diesen Punkten den Betonbau. Noch dazu ist Bauen mit Holz schnell. Die effektive Bauzeit beträgt eine Woche für ein Chalet mit einer Fläche von 150 m²“, erklärte Reitter.

Feinheiten schaffen Atmosphäre

Innenarchitektin Nicole Waltl-Piffer von W2 Manufaktur in Leogang zeigte in ihrem Vortrag „Holz im Raum“ am Beispiel des Salzburger Hofs in Leogang, wie wichtig es ist, besonders bei der Gestaltung des Innenraums eine optimale Gasterlebniskette zu kreieren. Ihre Aufgabe als Innenarchitektin ist es, beim Gast Erinnerungswerte zu schaffen. Die Zufriedenheit des Gastes wird erst erreicht, wenn ihm mehr geboten wird, als er erwartet.
Infrastruktur, Wellnessbereich, 96 Gästezimmer und das Restaurant wurden von der M2 Manufaktur neu konzipiert. „Es sollte etwas geschaffen werden, dass der Topografie der Umgebung entspricht. Wir haben hierbei auf kulturelle Innenarchitektur gesetzt. Diese sind mittels sogenannten USP’s (Anm.: unique selling proposition; Alleinstellungsmerkmale) im gesamten Haus wieder zu finden“, berichtete Waltl-Piffer.
Holz ist auch in diesem Objekt der dominante Werkstoff – in Form von Inneneinrichtungsgegenständen, aber auch beispielsweise als Zirbendecke, wurden verschiedene Holzarten aufgrund ihrer speziellen Charakteristika verarbeitet. Durch bewusste Platzierung von traditionellen Elementen und sogar das Einsetzen von punktuellen „Beduftungen“ im Raum, empfinden Konsumenten ihren Aufenthalt als Gesamterlebnis.