Eigentlich ist das Bauvorhaben in Leonding „nur“ eine Renovierung, die Jungreithmayr in enger Zusammenarbeit mit der Bauherrin plante. Die Grundmauern des ursprünglichen Gebäudes blieben erhalten, weiterer Wohnraum wurde auf selber Ebene dazugebaut und auf das Ganze dann eine zusätzliche auskragende Ebene aufgesetzt. Neben der Größe des Zubaus sind es die vielen Detaillösungen, die das Projekt zu etwas Besonderem machen. Genau dort konnte Frischeis seine Kompetenzen als Schnittstelle zwischen Architekt, Holzbaubetrieb und Industrie ausspielen.
Musterhaus überzeugt
Keine zwei Jahre ist es her, seit die Bauherrin zum ersten Mal an Jungreithmayr herantrat und ihm von ihren Zubauplänen erzählte. Damals war noch alles offen, selbst die Wahl des Baustoffes stand noch nicht fest. Geändert hat das der Besuch eines Musterhauses. Geplant hat und bewohnt wird es von Jungreithmayr selbst. Immer wieder bemerkt der Diplomingenieur für Architektur dasselbe Phänomen: „Zeigt man den Leuten eine verleimte Platte, kann sich niemand etwas darunter vorstellen. Wenn sie aber ein BSP-Haus betreten, spüren sie sofort die Vorteile dieser Bauweise.“Nachdem die Entscheidung für BSP gefallen und ein erster Entwurf gezeichnet war, trat Jungreithmayr mit dem Baumeister- und Zimmereibetrieb Simader in Kontakt. Das in diesem Fall ausführende Unternehmen bestätigte ihm die statische Machbarkeit des Bauvorhabens in BSP. „Bei Aufstockungen auf einen bestehenden Baukörper hat Holz aufgrund des geringen Gewichts einen klaren Vorteil“, erklärt Roland Höfer von Simader.
Für jedes Projekt das optimale BSP
Mit der Suche nach dem passendem Brettsperrholz-Anbieter begann die Zusammenarbeit mit J. u. A. Frischeis. Bereits vor zehn Jahren erkannte Mitteleuropas führender Holzhändler das BSP-Potenzial und begann Kompetenzen, Mitarbeiter, Softwareinfrastruktur und Lieferantenbeziehungen aufzubauen. Der Service reicht von der statischen Vorbemessung über die Elementierung bis hin zur Bauphysik und zum Schallschutz. „Jeder BSP-Anbieter hat gewisse Vorzüge, aber nicht jedes Brettsperrholz ist für ein bestimmtes Bauvorhaben optimal“, erklärt der Linzer Holzbauverantwortliche, Andreas Lexmüller. Deshalb arbeitet Frischeis mit mehreren Lieferanten zusammen. In diesem Fall fiel die Entscheidung auf Binderholz. Ausschlaggebend waren letztendlich die größtmöglichen Plattenformate mit 3,5 mal 22 m. „Ein 3,2 m hohes und über die gesamte Rückwand verlaufendes Element konnten wir nur mit einer BBS XL-Platte von Binderholz realisieren“, begründet Lexmüller die Entscheidung. In Summe waren 170 m3 BSP nötig.Mit Liebe zum Detail
Die Herausforderung bei diesem Projekt lag für alle Beteiligten in einer Vielzahl an außergewöhnlichen Detaillösungen. Hier konnte Simader aufgrund langjähriger Erfahrung im Holzhausbau fachgerechte und normkonforme Lösungen anbieten und ausführen. So verschwinden großformatige, dreiteilige Hebeschiebetüren beim Öffnen vollständig in der Wand. Ein Detail am Rande: Die Fenster wurden zeitgleich mit den Wänden bestellt – eine Praxis, die in der Regel nur bei Massivholzbauten zur Anwendung kommt. Das gesamte Entwässerungssystem wurde innen liegend montiert, wodurch Dachrinnen nicht mehr zu sehen sind. Ebenfalls unsichtbar sind statisch aussteifende Elemente. Weder Unterzüge noch Stahlträger sind im Rohbau zu sehen. Ein weiterer, bei Einfamilienhäusern eher unüblicher Schritt war die Entkoppelung der Bauteile – eine Schallschutzmaßnahme, entwickelt von Getzner Wertstoffe, Bürs, bei der die Flanken der BSP-Elemente auf Sylodynstreifen aufliegen. Je nach zulässiger Linienlast (von 7,5 kN/m bis 150 kN/m) kommen unterschiedliche, farblich gekennzeichnete Streifen zum Einsatz. Trägt eine Flanke auf der Länge unterschiedliche Linienlasten, wechselt auch die Farbe des Bands. „Das erklärt die vielen bunten Streifen im Haus“, berichtet Lexmüller. Jungreithmayr fasst es, wie folgt, zusammen: „Es ist zwar kein Pilotprojekt, aber die Dichte an Sonderlösungen erforderte eine besonders enge Zusammenarbeit aller Beteiligten.“Frischeis übernahm die zentrale Kommunikations- und Koordinationsarbeit. Nachdem mithilfe von hsbcad ein Detailplan erstellt wurde, erhielt Simader ein erstes Angebot. Frischeis setzt auf eine möglichst ehrliche Preisgestaltung. „Die Kosten rein nach Quadratmetern auszuweisen, ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, befindet Lexmüller. Hsbcad ermöglicht es Frischeis, jede Platte mit allen relevanten Informationen zu versehen und so die Kosten realistisch darzustellen. Da Frischeis diese Datenbank bei jeder Detailänderung aktualisiert, sind alle Beteiligten immer auf demselben Wissensstand.