Johann Huter & Söhne

Der Koloss von Innsbruck

Ein Artikel von Martina Nöstler | 03.03.2020 - 16:18

Johann Huter & Söhne ist ein Allrounder: Mit den vier Standbeinen Baumeister, Zimmerei und Holzbau, Metallbau und Tischlerei ist das Unternehmen sehr breit aufgestellt und kann zahlreiche Anforderungen am Bau meistern. „Wir machen alles, wo Spezialitäten gefragt sind und Großbetriebe nicht mithalten können“, bringt es Thomas Huter auf den Punkt. Er führt gemeinsam mit seinem Bruder, Peter Huter, die Geschicke des vor 150 Jahren gegründeten Familienunternehmens. Die vier Sparten sind in etwa gleich groß. Im Holzbaubetrieb zählt Huter zu einem der Vorreiter in Sachen Leimholz. Seit vielen Jahren fertigt man BSH nach Maß. Thomas Huter ist auch Mitbegründer des Österreichischen Holzleimbauverbandes, dementsprechend ist er mit diesem Produkt sehr verbunden.

6000 m³ BSH verlassen pro Jahr die Werkshallen in Innsbruck. Auch hier gilt das Motto: „Wir machen alles, was die Industrie nicht herstellt.“ Dies bezieht sich einerseits auf die Dimensionen und andererseits auch auf die Holzarten. Beispielhaft nennt Richard Waldauf, Bereichsleiter Holzleimbau, Lärche oder Laubholz in Nutzungsklasse 3.

Um bei der Fertigung von Brettschichtholz noch flexibler zu werden, entschloss man sich bei Huter, in eine neue Leimholzpresse zu investieren. Dabei setzt man auf das Können von H.I.T., Ettringen/DE.

Bis 40 m möglich

Mit der alten Presse waren „lediglich“ Leimbinder bis 18 m Länge möglich. Seit einem Jahr thront nun eine gigantische Leimholzpresse in den Werkshallen von Huter in Innsbruck. H.I.T. verwirklichte eine Presse, die entgegen ihres Namens – Picopress – Leimbinder bis 40 m Länge erzeugen kann. „Auf der einen Seite wollten wir mehr Flexibilität in der Fertigung. Zudem musste die Presse einfach und mit wenig Personal aufgrund des akuten Fachkräftemangels zu bedienen sein. Und auch die Einsparung beim Rohmaterial war ein wichtiges Thema“, erläutert Waldauf. Bei Letzterem spricht er den sehr geringen Versatz der Lamellen an, der beim Verpressen entsteht. „Die stabile Ausführung der Anlage sowie die Seitenverpressung waren ausschlaggebend, dass wir uns für H.I.T. entschieden haben“, meint Huter.

Bei derart großen Leimbindern war es eine Herausforderung, den vorhandenen Platz bestmöglich auszunutzen. H.I.T. löste dies folgendermaßen: Ein Teil der Querförderer ist gleichzeitig ein Teil der Presse. Die Mitarbeiter bereiten darauf die nächste Charge vor. Sind die zuvor beleimten Lamellen fertig vorbereitet, klappt dieser Querförderer hoch. Auf dem frei werdenden Platz lassen sich jetzt die fertigen Binder aus dem hinteren Bereich der Presse in Richtung weiterer Verarbeitung in der Halle rangieren.

Abgetreppt in drei Sektionen

Die Picopress ist in ihrer gesamten Länge in drei Sektionen aufgeteilt. Damit lassen sich gleichzeitig drei Chargen in unterschiedlichen Breiten fertigen. Zudem lässt die Picopress innerhalb einer Charge auch Abtreppungen – also verschiedene Binderlängen – zu. „Mit diesen vielfältigen Möglichkeiten sind wir in der Herstellung sehr flexibel“, sagt Waldauf.

Besonders begeistert ist man bei Huter auch von der Vorgangsweise des Verpressens: Die intelligente Steuerung bringt abwechselnd auf die oberen sowie seitlichen Zylinder den entsprechenden Druck auf. „Damit erreichen wir ein sehr gleichmäßiges Pressbild und erhalten kaum Versatz“, erläutert Michael Ortner, zuständig für den H.I.T.-Vertrieb in Österreich. „Außerdem sind die Zylinder alle separat ansteuerbar.“ Die maximalen Presskräfte der oberen und seitlichen Drücke gibt man bei H.I.T. mit 1,1 N/mm² an. Mit der Presse lassen sich Leimbinder von 6 bis 40 m Länge, 80 bis 320 mm Breite und bis 2 m Höhe erzeugen. Generell sind schmale Binder schwieriger zu erzeugen als breite, weiß man in Innsbruck. „Die Zylinder, die für den Pressdruck oben sorgen, sind aber auf zwei Drehpunkten beziehungsweise Gelenken gelagert. Damit kommt der Pressdruck immer zentral auf den Binder – egal, wie breit dieser ist“, erklärt Huter.

Die richtige Wahl

„Es war eine sehr angenehme und kompetente Zusammenarbeit“, bekräftigt Waldauf. „H.I.T. war auch hinsichtlich der maschinenbaulichen Details besser als die anderen.“ Zudem bestätigt Waldauf, dass die Mannstunden deutlich reduziert wurden, seit die Picopress in Betrieb ist. „Mit der Presse sind wir in der Produktion viel flexibler und auch schneller geworden“, sagt Huter und ist mit der Wahl sehr zufrieden. Auch seitens des Maschinenbauers betont man die gute Zusammenarbeit bei diesem herausfordernden Projekt, war es doch die erste Presse für H.I.T. in dieser Größenordnung.

Johann Huter & Söhne

Standort: Innsbruck
Gegründet: 1859
Geschäftsführer: Thomas Huter, Peter Huter
Mitarbeiter: 260
Sparten: Baumeister, Metallbau, Tischlerei, Zimmerei und Holzleimbau
BSH-Produktion: rund 6000 m³/J