Corona

Bau noch robust

Ein Artikel von Gerd Ebner (für Holzkurier.com bearbeitet) | 14.04.2020 - 16:06

Fünf Fragen

1. Kann man die Folgen der Coronabekämpfung für Ihre Branche schon abschätzen?

Die Holzindustrie ist natürlich wie der Rest der Wirtschaft von dieser Krise betroffen. Die Betroffenheit zeigt sich momentan jedoch noch sehr unterschiedlich.

Während die vom geschlossenen Einzelhandel und vom Export betroffenen Branchen – allen voran die Möbelindustrie (wegen Schließung der Möbelhäuser) – schon früh die Auswirkungen zu spüren bekamen, zeigt sich der baunahe Bereich noch robust. Auch die Zuliefererindustrie ist dementsprechend unterschiedlich betroffen.

Alle spüren die Auswirkungen, den teilweisen Zusammenbruch globaler Lieferbeziehungen (Verpackungsindustrie) und versuchen, sich entsprechend umzuorientieren. Innereuropäische Grenzkontrollen und -schließungen sowie die behördlich angeordneten Hygiene- und Kontaktminimierungsmaßnahmen in Verbindung mit den Schließungen von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sind zusätzliche Herausforderungen für die Betriebe.

Die Folge ist, dass die vom Nachfrageeinbruch besonders betroffenen Betriebe teilweise oder ganz Kurzarbeit angemeldet haben.

Viele Betriebe nutzen auch die von der Bundesregierung und den Ländern bereitgestellten Liquiditätshilfen. Ohne diese sähe es bei einigen auch in der Holzindustrie schon schlimmer aus.

Insgesamt deuten die Ergebnisse des ifo-Konjunkturtests im März 2020 noch darauf hin, dass Unternehmen der deutschen Holzindustrie ihre aktuelle Geschäftslage positiver einschätzen als der Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes. Auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate liegen über dem Durchschnitt.

Entscheidend wird jedoch sein, wann und wie die Politik zur schrittweisen Lockerung der Coronamaßnahmen übergehen wird.

2. Wie könnte es besten-/schlimmstenfalls ausgehen?

Die wirtschaftliche Entwicklung im laufenden und kommenden Jahr wird vom Ausmaß und von der Dauer der gesundheitspolitischen Maßnahmen und der darauffolgenden Erholung abhängen.

Im schlimmsten Fall droht ein breiter Nachfragerückgang infolge einer Rezession. Von diesem wird sich auch die Holzindustrie nicht freimachen können.

Sorgen bereiten Betriebe, die sich nicht rechtzeitig um ausreichende Liquidität gekümmert haben oder wo diese nicht reichen wird, wenn die Krise länger anhält. Das sind nicht unbedingt nur kleine Betriebe.

Im besten Fall greifen die von Bund und EU angekündigten Konjunkturmaßnahmen; bleiben die Bauinvestitionen auf hohem Niveau. Die Baugenehmigungen, verbunden mit weiterhin niedrigen Zinsen, deuten zumindest auf einen anhaltenden Boom in diesen Bereich hin. Ein Teil des Nachfrageeinbruchs konnte durch positive Nachholeffekte im zweiten Halbjahr aufgefangen werden.

Zuversichtlich bin ich für den Holzbau. Dieser sollte vom allgemeinen Trend hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit weiter profitieren. Dies zeigen auch die erfreulich hohe Steigerung im Fertighausbau bei den Ein- und Zweifamilienhäusern und die gute Auftragslage der Fertighaushersteller.

Im Vergleich zum gesamtwirtschaftlichen Rückgang Deutschlands, rechnen wir derzeit noch mit einem geringen Umsatzverlust der deutschen Holzindustrie.

3. Was sehen Sie derzeit als das Hauptproblem an?

Ganz klar die Unsicherheit. Unsicherheit ist Gift für die Unternehmen. Davon gibt es momentan leider noch viel: Es ist unklar, wann es eine Lockerung der Coronamaßnahmen gibt. Es ist unklar, wie groß die Auswirkungen tatsächlich werden.

Die mangelnde Planbarkeit belastet als Unternehmer und ist gleichzeitig auch die Ursache für die Zurückhaltung der Banken, wenn es darum geht, besonders betroffene Betriebe am Leben zu halten.

Zweifelsfrei hat Gesundheitsschutz höchste Priorität. Allerdings muss frühzeitig ein Ausstiegsszenario entwickelt werden, das der Gesellschaft und der Wirtschaft erlaubt, schrittweise zur Normalität zurückzufinden. Dazu zählt unserer Ansicht nach auch, genau zu prüfen, welche Branchen und Tätigkeiten durch geeignete Schutzmaßnahmen wieder hochgefahren werden können.

4. Haben Sie geplante Investitionen/Übernahmen gestoppt? Wenn ja, welche?

Nein. Übernahmen waren keine geplant. Investitionen werden nicht gestoppt, da alle geplanten Verbesserungsmaßnahmen sinnvoll und notwendig sind.

5. Hat Ihr Unternehmen die Produktion/den Geschäftsgang reduziert? Wenn ja, in welchem Ausmaß?

Ja, die Baustellen im angrenzenden Ausland sind aufgrund der Reisebeschränkungen betroffen.

Stand 14. April 2020